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pe, Vibrarp of the Museum COMPARATIVE ZOÖLOGY,
AT HARVARD COLLEGE, CAMBRIDGE, MASS.
| Hounded by private subscription, in 1861.
DR. L. be KONINCK’S LIBRARY.
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ANNALEN
DES
WIENER MUSEUMS
DER
NATURGESCHICHTE,
HERAUSGEGEBEN
VON DER DIRECTION DESSELBEN.
Erster Band.
WIEN. BEI ROHRMANN UND SCHWEIGERD. 1836.
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Sr. Apostolischen Majestät
FERDINAND I,
Kaiser von Oesterreich, König von Ungarn und Böhmen
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Allerdurchlauchtigster,
Allergnädigster Kaiser und Herr!
Euere Majestät!
Die vorliegenden Arbeiten, welche Everz Masesıer unter die Aegide Ihres kaiserlichen Namens zu stellen gnädigst erlaubt haben, sind ein öffentlicher, vielfacher Hindernisse wegen leider nur zu verspäteter Beweis des bisher. immer nur nach Innen wirkenden, geistigen Lebens und der wissenschaftlichen Thätigkeit einer Anstalt, die der aufgeklär- ten Fürsorge des erlauchten Vaters Euerer kaiserlichen Majestät ihre Entstehung, und dem Schutze und der Aufmunterung, die Aller- höchstdieselben Selbst, mit angestammter Huld, den Wissenschaften
persönlich gewähren, neue Belebung verdankt.
Der allerunterthänigst Unterzeichnete, dem das Glück zu Theil wurde, von Sr. Höchstseligen Majestät, glorreichen Andenkens, den Auftrag zu erhalten, die von Allerhöchstdenenselben mit
kaiserlicher Freigebigkeit unterstützten und zum Theil selbst gegründe- ten Hof-Naturaliencabinette zu einem wissenschaftlichen Institute zu ge- stalten, und den hohen Erben Ihrer Reiche und Tugenden in das Gebiet einer Wissenschaft einzuführen, die von dem erlauchten Kaiserhause mit angestammter Neigung und Liebe von jeher gepflegt ward, und von allen Gliedern Desselben immerfort gepflegt wird, ist seit einer langen Beihe von Jahren Zeuge der persönlichen Hingebung und Sorgfalt, mit der Evere Masester alle nützlichen, ganz besonders aber die Natur-
Wissenschaften, umfassen und befördern.
Und beglückt mit der Ausführung der besonderen Befehle und Aufträge ‚Eurrer MasestetT, die nebst der Befriedigung der persönli- chen Vorliebe und Wissbegierde, stets das Wohl und die Beförderung
; der Wissenschaft und eine fruchtbringende Unterstützung und Beschäf- tigung von Wissenschaftsbeflissenen und Künstlern, zum hohen Zwecke haben: findet der allerunterthänigst Unterzeichnete nur in dieser ehren-
Ri. vollen Bestimmung und in Allerhöchstderen Zufriedenheit damit
, und mit dem Gedeihen der ihm unterstehenden Anstalt, den ersehntesten
Lohn, und glaubt in der Huld, mit der Evere Masestat diese von der- | selben ausgehenden Arbeiten entgegen zu nehmen geruhen , die si-
p eherste Gewähr für die Fortdauer des mächtigen Schutzes zu finden,
dessen sich dieselbe auch in der- Zukunft zu erfreuen haben dürfte,
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und deren zweckentsprechende Leitung , bereits während eines Zeit-
ryaumes von dreissig Jahren, stets die wichtigste Bestimmung und das
Glück seines Lebens ausgemacht hat, und, nach der Vorsehung Beschluss
und Everer Masestzr Willen, bis an dessen Ende Bu; 2
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Euerclajestät! | "EE * u Er‘ Pr 4 &i "= = Wien, am 27. März 1836. BR A > u | ae a _ , s R I Ge _ i .® er Me; A . I a “ ® % :# i | " . Carl von Schreihers. | = Y 9 n i io I o . I
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Vorwort.
Beinahe in allen Ländern Europas, und selbst in einigen Theilen Asiens und Amerikas, bestehen gelehrte Vereine, deren eigentlicher Zweck es ist, die wissenschaftlichen Bemühungen der Einzelnen zu - vereinigen, den in den Naturwissenschaften nöthigen Austausch der Beobachtungen und Erfahrungen zu begünstigen, und die, während sie die wissenschaftliche Thätigkeit immer rege erhalten, zugleich die Mittel bieten, das durch Fleiss und Genie, mit Mühe und Anstrengung Errun- gene, zum Gemeingut der Mit- und Nachwelt zu machen.
Oesterreich besitzt unter seinen wissenschaftlichen Anstalten mehr als ein Institut, welches ganz geeignet ist, die eben erwähnten Zwecke zu befördern, und viele jener Vortheile, die wir gelehrten Vereinen zu- ‚ gestehen müssen, in gewisser Beziehung um so sicherer zu gewähren, als sie keiner , jener oft sehr wesentlichen Nachtheile, die bei derglei- chen, in strenge Formen eingeengten Verbindungen unvermeidlich sind, ihrer Stellung und Einrichtung nach, treffen kann.
Für die Naturwissenschaften namentlich, besteht in den mit kaiser- licher Munifizenz ausgerüsteien Hof-Naturalien-Oabineten eine Anstalt, deren eigentliche Bestimmung nicht in der Zusammenbringung und Auf- bewahrung einer grossen Anzahl von Naturgegenständen allein liegt, sondern die vor Allem ihren materiellen Reichthum nur als das nöthige Mittel zur Förderung der Wissenschaft ansieht, und desshalb das emsig Vermehrte und sorgfältig Erhaltene, nutzbringend zu machen streben muss.
Ihrer Einrichtung nach, vorzugsweise für die beschreibende Natur- geschichte bestimmt, war man an dieser Anstalt von jeher bemüht, die in den einzelnen Abtheilungen derselben angehäuften Schätze von Nalur- gegenständen, wissenschafilich zu bearbeiten; und wir könnten eine nicht
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geringe Anzahl von naturhistorischen Schriften anführen, die entweder unmittelbar von dem k. k. Hof-Naturalien-Cabinete ausgegangen, oder wenigstens mit Hilfe desselben, theils von den bei demselben Angestellten, theils von andern, fremden und einheimischen Gelehrten bearbeitet worden sind, und zum Theile Epoche in der Wissenschaft gemacht haben.
Dessen ungeachtet haben vorzüglich die jüngeren österreichischen Naturforscher, die grossen Theils aus der Schule dieses Institutes, wel- ches, ohne vom Catheder zu lehren, sich tüchtige Schüler zu bilden weiss, hervorgegangen sind, schon lange das Bedürfniss eines geeigneten Orga- nes, durch welches sie ihre Erfahrungen aussprechen, und die Resultate ihrer Beobachtungen bekannt machen könnten, schmerzlich gefühlt.
Diesem Mangel abzuhelfen, ist die Bestimmung vorliegender Blätter, deren zwanglose Fortsetzung allein von dem Beifalle, der ihnen in der gelehrten Welt zu Theil werden dürfte, bedingt seyn wird; da es we- der an reichen und mannigfaltigen Materialien, noch an tüchtigen und thätigen Mitarbeitern gebricht.
Sollte es uns gelingen, durch dieses Unternehmen, welches wir nicht ohne einige Zuversicht bei dem Publikum einführen, der Wissenschaft Nutzen zu bringen, und zu zeigen, dass Oessterreichs alter Ruhm in dem Gebiete der Naturwissenschaften, auch in einem jüngeren Geschlechte kräftig fortblühe; so werden wir für Mühe und Opfer, die mit derglei- chen Unternehmungen nothwendig verbunden sind, uns reichlich ent- schädiget fühlen. |
Wien, im März 1836.
Carl von Schreibers, k, k. Hofrath und Director der k. k. Hof- Naturalien - Cabinete.
ANNALEN
DES
WwiIiENER MUSEUMS
DER
NATURGESCHICHTE.
ERSTER BAND.
MDCCCXKXXVI.
vi.
Inhalt des ersten Bandes.
Versuch einer Monographie der Gattung Pentastoma, von Dr. Carl Moriz Diesing. Mit vier Kupfertafeln. p. 1-32.
. Acanthophyllum C. A. Meyer. Eine neue Pflanzengattung aus der Ordnung der Sileneen, näher er-
läutert und von einer Charakteristik aller Gattungen der Alsineen begleitet, von Dr. E duard Fenzl. Erste Abtheilung. Mit drei Steindrucktafeln. p. 3368.
. Scaphirhynchus, eine neue Fischgattung aus der Ordnung der Chondropterygier mit freien Kiemen,
beschrieben von Jacob Heckel. Mit einer Steindrucktafel. p. 68__78.
. Beiträge zur Kenntniss der lernäenartigen Crustaceen, von Vincenz Kollar. Mit zwei Kupferta-
feln, p: 79-92.
. Ueber die sogenannten versteinerten Ziegenklauen aus dem Plattensee in Ungarn, und ein neues,
urweltliches Geschlecht zweischaliger Conchylien, von Paul Partsch. Mit zwei Steindruckta- feln. p. 93.102.
. Entwurf einer systematischen Anordnung der Schildkröten nach den Grundsätzen der natürlichen Me-
thode, von Leopold Fitzinger. p. 103__128.
. Bemerkungen über die Flora der Südseeinseln, von Stephan Endlicher. Erste oder botanische
Abtheilung. Mit vier Kupfertafeln. p. 129__190.
. Planaria Ehrenbergii, von Dr. Gustav Woldemar Focke. Mit einer Kupfertafel. p. 191206. . Deeas Orthopterorum novorum. Deseripit Augustus Frideriecus Comes Marschall. Mit
einer Kupfertafel. p. 207__218. .
. Ueber einige neue oder nicht gehörig unterschiedene Cyprinen, nebst einer systematischen Darstel-
lung der europäischen Gattungen dieser Gruppe, von Jacob Heckel. Mit zwei Kupfer- und einer Steindrucktafel, p. 219__234.
. Monographie der .Gattungen Amphistoma und Diplodiscus, vonDr. CarlMoriz Diesing. Mit zwei
Kupfer- und einer Steindrucktafel. p. 235__260.
. Monographische ni der Gattung Acipenser, v. L. J. Fitzinger und J, Heckl. Mit 1326.
sechs Steindrucktafeln. p
. Species Inseetorum Coleoptererum novae. Desceripit Vincentius Kollar. Mit einer Kupfertafel.
p- 327__336.
. Monographie der Mollugineen und Steudelieen, zweier Unterabtheilungen der Familie der Portulaceen.
Nebst einem Zusatze zur Abhandlung über Acanthophyllum. Von Dr. Eduard Fenzl. Mit einer Steindrucktafel. p. 337384.
VERSUCH EINER
MONOGRAPHIE DER GATTUNG
'PENTASTOMA
VON
Dr. CARL MORIZ DIESING.
Mit # Kupfertafeln.
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Einleitune.
Der berühmte französische Veterinär Chabert war der Erste, der eine Art der Gattung Jerr- tastoma in der Stirnhöhle eines Pferdes zu Paris im Jahre 1787 entdeckte, und unter den Na- men T'aenia lanceol&e beschrieb. Zwei Jahre später machte Abilgard eine zweite Art bekannt. die er auf der Oberfläche der Leber eines Bockes gefunden hatte, und T’aenia caprina nannte. In demselben Jahre (1789) fand Frölich die dritte Art in der Lungensubstanz eines Hasen. die er unter den Namen Zinguatula serrata beschrieb. Eine vierte Art wurde 1799 von Ale- xander v. Humboldt zu Cumana im mittägigen Amerika in den Lungen von Crotalus Durissus entdeckt, und zuerst als Echinorhynchus, dann als Distoma, und endlich als Poro- cephalus Crotali beschrieben. Die fünfte und letzte Art wurde von Le Gallois zu Paris in den Lungen eines Meerschweinchens gefunden, und von Bose im Jahre 1810 unter den Namen Tetragulus Caviae bekannt gemacht.
Diess war die Gesammtzahl der bekannten Arten bis zu dem Zeitpunkte, wo durch Rudol-
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phi die Systematik der Binnenwürmer auf eine wissenschaftliche Basis begründet, und die früher zerstreuten Arten nach ihren gemeinsamen Merkmahlen in eine Gattung unter den Namen Pen- tastoma vereinigt wurden, ohne dass sich die Anzahl der Arten selbst durchRudolphi eines Zu- wachses zu erfreuen gehabt hätte. Erst fünf Jahre später wurde wieder ein Pentastoma von Creplin *) zu Greifswalde an der Oberfläche der Leber einergemeinen Hauskatze aufgefunden, welches von ihm für eine neue Art gehalten und Pentastoma Ferae genannt wurde, obgleich es, wie wir unten zeigen werden, von Pentastoma denticuwlatum nicht verschieden ist. Im Jahre 1828 endlich entdeckte mein verehrter Freund Herr Professor Czermak in der Lunge von Python Tigris eine wirklich ausgezeichnet neue Art, die er der k. k..Sammlung zum Geschenke machte, und die von mir im Verlaufe dieser Blätter unter den Namen Pentastoma moniliforme beschrieben werden wird.
Einem in der Schule des Wiener k. k. Hof-Naturalien-Cabinetes gebildeten, auch um andere Zweige der Zoologie hochverdienten österreichischen Reisenden war es vorbehalten, nicht nur die Anzahl der Arten von Pentastoma beträchtlich zu vermehren, sondern auch durch höchst genaue, in einem fernen Himmelsstrich während der Gefahren einer beschwerlichen und vieljährigen Reise angestellte Beobachtungen , die wichtigsten Erfahrungen über das Vorkommen dieser in unseren Klimaten so seltenen Thiere zu sammeln. Durch die von Herrn Johann Nat- terer während seiner auf Allerhöchsten Befehl inBrasilien unternommenen Reise für das k.k.
*) Chabert Trait& des maladies vermineuses dans les animaux. Second. edit, Paris, 1787. 8. Abil gaard, Zoo- logia danica. Vol. IH. Fröli ch, im Naturforscher, Band 24. und 25. Alex. v. Humboldt, Ansichten der Natur, Tübingen, 1808. und 2. Auflage. 1826. Recueil d’ observations de zoologie et d’ anatomie compar&, fase. 5 et 6. Paris. 1809. Bosc, Bulletin de la soc. Philomath. 4811. N. 44. Rudolphi, Synopsis entozoorum, Berolin, 4819, Creplin,novae observationes de entozois, Berolini, 1819,
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4 DIESING, MONOGRAPHIE DER GATTUNG PENTASTOMA.
Hof - Naturalien-Cabinet zusammengebrachte in ihrer Art ganz einzige Sammlung von Binnenwür- mern, über deren Umfang ich an einen andern Ort einige Notizen bekannt gemacht habe *), und mit deren Sichtung, Aufstellung und Bestimmung ich im Auftrage des Herrn Directors und Regierungsrathes Ritter von Schreibers, der dieser so wichtigen Abtheilung der k. k. Samm- lung seit ihrer ersten Begründung durch ihn , und durch meinen hochgefeierten und unvergess- ‚lichen Lehrer, Dr. Bremser, seine aufgeklärte Vorsorge ununterbrochen widmet, seit mehre- ren Jahren beschäftigt bin; wurde ich in Stand gesetzt eine Monographie dieser Gattung in nachfolgenden Blättern zu bearbeiten. Möge diess auf eine des mir zu Gebote stehenden Ma-
teriales nicht unwürdige Weise geschehen sein.
Ueber das Vorkommen der Gattung Pentastoma.
Die Gattung Pentastoma ist meines Wissens bisher nur bei Thieren mit Skelet gefunden worden; doch macht davon eine höchst merkwürdige Ausnahme die ganze Classe der Vögel. wo nur in dem Magen von Ardea Cocoi dieses Thier einmal, und da nur parasitisch als Ueber- bleibsel eines schon halb verdauten Fisches gefunden wurde **). In Europa sind diese Thiere, übrigens nur in Säugethieren (meist Hausthieren) beobachtet worden, und kommen in densel- ben auch nur selten vor, während sie im. tropischen Amerika sowohl in Amphibien als Fischen häufig entdeckt wurden, wie denn überhaupt das Vorkommen dieser Gattung in der heis- sen Zone Amerikas (über andere Welttheile fehlen uns leider noch alle Beobachtungen ***), bei weitem häufiger ist alsim gemässigten Himmelsstriche, und sich beinahe wie 6zu1 verhält. Die Ar- ten mit zusammengedrücktem Körper (P. taenioides, subtriquetrum, denticulatum und serratum) sind nach den bisherigen Erfahrungen allein auf Säugethiere beschränkt, und scheinen mit Ausnah- me von P. denticulatum, nur in Europa vorzukommen. Letztere Artist zugleich in mehreren ame- rikanischen oder in Europa acclimatisirten Säugethieren (CaviaCobaya, Hystrix cristata,Capra «mericana)und auch in unseren einheimischen Ochsen und in der gemeinen Hauskatze beobach- tet, und auch in Brasilien selbst, jedoch nur parasitisch im Magen des Bisamschweines gefun- den worden. Pentastoma subtriquetrum, eine Art welche durch die Form ihres Körpers die Ab- theilung der plattgedrückten Pentastomen mit den stielrunden zu vermitteln scheint, ist ein ein-
®) Ueber zwei neue Gattungen von Binnenwürmern aus Brasilien, in den medic, Jahrbüchern des k, k. oester- reichischen Staates, neuester Folge Band VII. St. 1.
**) Auch andere Gattungen von Binnenwürmern kommen ausser ihrem ursprünglichen Aufenthaltsorte bei an- deren Thieren ‚und zwar in solchen Organen, in welchen sie nicht zu hausen pflegen, parasitisch vor. Am häufigsten ist diess mit dem Riemenwurm (ZLigula) der Fall, der ursprünglich in der Bauchhöhle von Fischen vorkommt, die er häufig ganz ausfüllt, und auch nicht selten im Magen und Darmkanal fischfressender Vögel erscheint, Das Merkwürdigste dabei ist, dass er in diesen warmen secundären Aufenthalte nicht nur eine geraume Zeit verlebt, sondern auch seine Organe eine Entwickelungund Ausbildung erreichen , wie diess in der Bauchhöhle von Fischen nicht zu geschehen pflegt. _ So fand ich im September 1826 im Magen eines Falco Buteo unter den Ueberbleibseln einer verschluckten Maus viele Individuen des Cysticercus longicollis, also die Speeies einer Gattung, die nur bei Säugethieren und zwar nie im Magen, sondern zwischen den Muskeln,
auf derLeber, und bisweilen im Auge angetroffen wird. Der Vogel war seit zwei Tagen todt, aber die er- starrten Würmer, in lauwarmes Wasser gebracht , lebten für kurze Zeit wieder auf und bewegten sich lebhaft,
"#*) Ueber das Vorkommen von Binnenwürmern in Nord-Afrika sehen wir den Mittheilungen des Herrn Prof. Ehrenberg, der eine grosse Menge derselben von seiner Reise mitbrachte, mit Ungeduld entgegen.
DIESING, MONOGRAPHIE DER GATTUNG PENTASTOMA, 5
ziges Mal im Rachen eines transatlantischen Krokodills gesehen worden. Dagegen sind die Arten mit stielrundem Körper ohne alle Ausnahme auf Amerika beschränkt, und kommen alle (ausser Pentastoma subcylindricum, welches nur in Säugethieren gefunden worden ist) nur in Thieren mit kaltem Blute vor. Bei Fischen ist bisher nur Pentastoma gracile gefunden worden ; wir besitzen diese Art jedoch auch aus Amphibien, in welchen sie aber ungleich seltener zu sein scheint. Pentastoma proboscideum ‚, oscycephalum , megastomum und furcocercum sind bloss bei Amphibien angetroffen worden, und zwar am häufigsten bei Ophidiern.
. Man findet diese Würmer bei Säugethieren in der Stirnhöhle, im Kehlkopf, in den Lun- gen und den Luftröhren, in der Brusthöhle, frei in der Bauchhöhle, oder auf der Leber einge- kapselt. Bei Amphibien in der Lunge, zwischen der Magenhaut und ausserhalb des Magens frei, oder in besondern Kapseln eingeschlossen, endlich im Gekröse, auf dem Darmkanal selbst, oder auf der Leber, und selbst zwischen den Muskeln. Bei Fischen (in welchen sie zuerst von Natte- rer aufgefunden wurden) sind sie aussen auf dem Darmkanal einzeln in Kapseln eingeschlossen, auf dem Eierstock (Rogensack), Gekröse, auf der Leber, meist von einer häutigen Hülle umge-
ben angetroffen worden.
Anatomie der Gattung Pentastioma.
‚Die erste anatomische Deutung der inneren Organe von Pentastoma verdanken wir Herru Alexander v. Humboldt in seiner angeführten Abhandlung über Porocephalus Crotalı, die zweite dem Freiherrn Cuvier, der sich über Pentastoma taenioides nur beiläufig aus- sprach. Dieselbe Art wurde später von Herrn v. Nordmann zerlegt, das Resultat seiner Un- tersuchung jedoch nur im Allgemeinen mitgetheilt. Eine Arbeit des trefflichen, der Wissenschaft zu früh entrissenen Anatomen der Gattung Distoma, des Dr. Mehlis, über dasselbe Thier ist leider nicht bekannt geworden. Ich habe mich bemüht, in nachstehenden Blättern über den inneren Bau der Gattung Pentastoma das von Anderen bereits Beobachtete zu bestätigen und zu berich- tigen, das Fehlende nach Möglichkeit zu ergänzen, und alles durch genaue Zeichnungen zu er- läutern und zu versinnlichen, wobei ich den Beistand des vortreffllichen Künstlers Herrn Joseph Zehner, der mir hülfreich zur Seite stand , dankbar rühımen muss.
Zur Untersuchung wählte ich Pentastoma proboscideum und taenioides, von letzterer Art Jedoch nur das Weibchen, bei welchem ich auch weniger umständlich verweilen zu dürfen glaub- te, da wir einer speciellen Arbeit des Herrn v. Nordmann, über diese letzte Art baldig entgegensehen können. a
Die Aussentheile:Mund, Hackengruben und Hacken, äussere männliche und weibliche Geschlechtstheile, After; endlich die allgemeine Be- deckung, und über einen Theil des Gefässsystems.
Die bisher bekannt gewordenen Arten der Gattung Pentastoma zerfallen nach ihrer äusse ren Körperform in zwei leicht zu unterscheidende Abtheilungen ; bei einigen derselben ist nämlich der Körper drehrund,, während er bei andern mehr oder minder zusammengedrückt , eine flache Bauchseite und eine schwächer oder stärker gewölbte Rückenseite darstellt. Alle Arten beider , durch zahlreiche Mittelformen verbundener Abtheilungen kommen darin überein, dass sich das eine Ende des Körpers (welches wir Schwanzende nennen werden) allmälich ver-
6 DIESING, MONOGRAPHIE DER GATTUNG PENTASTOMA.
schmälert, während das andere (das Kopfende) in grösserem oder geringerem Grade verdickt
erscheint. Noch mit unbewaffnetem Auge, oder bei einer mässigen Vergrösserung bemerkt man an
der unteren Fläche des Kopfendes, vom äussersten Rande desselben mehr oder minder ent- fernt, eine fast kreisrunde Oeffnung (Mundöffnung,), und an jeder Seite derselben zwei spaltför- mige Vertiefungen, als Scheiden hornartiger , zurückziehbare Häckchen, die in ihrer Färbung, Form, Anzahl und relativen Stellung bei den verschiedenen Arten verschieden, zur Festhaltung des Thieres bestimmt sind. Am entgegengesetzten Ende des Körpers (dem Schwanzende) er- scheint eine zweite Oeffnung (der After), bei männlichen Thieren an der äussersten Spitze des Schwanzendes gelegen , bei weiblichen mehr von derselben entfernt und in einer Fläche mit der Mundöffnung, zugleich zur Ausmündung des Eierschlauches bestimmt. Unterhalb der Mund- öffnung und nicht weit von derselben entfernt, zeigt sich bei männlichen Individuen , in Form einer kleinen Warze die Atuthe, welche die allgemeine Bedeckung durchbohrend, von dieser schei- denförmig wie von einer Vorhaut umgeben wird.
Ringförmige Hautfalten, je nach den verschiedenen Arten, oder der Entwicklung der einzelnen Individuen, mehr oder weniger deutlich und zahlreich, bisweilen ganz und gar verschwindend , umgeben den Körper, ohne sich jedoch in das eigentliche Kopfende zu erstrecken. Die aligemeine Bedeckung erscheint dem unbewaffneten Auge vollkommen glatt, und erst bei einer starken Vergrösserung nimmt man auf den Hautringen eine grosse Anzahl warzenförmiger Erhöhungen, die wir mit Nordmann für Athemlöcher (stigmata) zu halten geneigt sind, wahr; bei einer einzigen Art (P. dentieulatum) sind diese Er- höhungen röhrenförmig verlängert, so dass die einzelnen Hautfalten wie kammförmig zerschlitzt erscheinen. Ausser diesen bei einigen Arten nur schwer wahrzunehmenden Er- höhungen auf den Hautfalten , zeigen sich bei anderen Arten sowolıl an der obern als untern Fläche des. Kopfendes deutliche, und mit einer gewissen Regelmässigkeit gestellte warzen- formige Erhöhungen, über deren Bedeutung und Verrichtung wir hier nicht abzusprechen wagen, die wir aber am liebsten für Analoge ähnlicher Gebilde halten möchten, die man bei Annulaten, und namentlich bei der Gattung Zirudo , Planaria und endlich lernaeenartigen Thieren geradezu Augen zu nennen, übereingekommen zu sein scheint.
Die allgemeine Bedeckung ist weder bei allen Arten, noch bei den verschiedenen Individuen ein und derselben Art von gleicher Dicke. Bei Pentastoma taenioides ist der von beiden Seiten‘
as zusammengedrückte Leib von einer ganz feinen und durchscheinenden Haut umgeben, #: welcher stellenweise deutliche Bündel von Querfasern erscheinen (7. ZZ. Fig. 1.), die einen grossen Theil des darunter liegenden rostfärbigen Eierschlauches, und zwar am deutlich- sten an der Rückenfläche durchscheinen lassen. Dagegen ist die Haut an den ziemlich scharfen, und durch das Hervorragen der Hautfalten gekerbten Kanten, an welchen Bauch und Rücken- fläche zusammenstossen, dermassen verdickt, dass sie hier undurchsichtig wird und alle Organe wie mit einem Rahmen umschliesst. Jede der Kerbungen dieser Kanten bildet nach Innen, mit der von den Querfaserbündeln freien Raum eine sackförmige Vertiefung. Weniger auffallend ist diese Verschiedenheit in der Dicke der Haut bei Pentastoma proboscideum ‚bei welchem nur die Rückenfläche ein an der Spitze gabelförmiges Organ durchscheinen lässt. Bei anderen Arten ist die Dicke der allgemeinen Bedeckung an alien Theilen des Körpers gleichförmig undurehsichtig, wie bei Pentastoma denticulatum u. m. a.. oder beinahe ganz durchsichtig, wie diess nament-
DIESING, MONOGRAPHIE DER GATTUNG PENTASTOMA, 7
lich bei einer sehr merkwürdigen neuen Art, die wir Pentastoma furocercum genannt haben, der Fall ist. Die Färbung der allgemeinen Bedeckung wird übrigens von der Dichtigkeit dersel- ben, und dem geringeren oder stärkeren Durchscheinen der unter derselben liegenden Organe bestimmt; bei den Arten wo sie durchsichtig ist, zeigt sie verschiedene Abstufungen der brau- nen oder rostbraunen Farbe, während sie bei den undurchsichtigen milch- oder schmutzig-weiss erscheint. Uebrigens besteht diese allgemeine Bedeckung bei einer genaueren Untersuchung aus - mehreren über einander liegenden Schichten, die obgleich sie auf das innigste mit einander ver- bunden sind, sich dennoch wenigstens zum Theil einzeln und gesondert darstellen lassen.
Die äusserste Schichte oder Oberhaut (Zpidermis) liess sich zwar nicht darstellen, muss aber der Analogie zu Folge als allgemein vorhanden angenommen werden, und ihre Existenz wird bei Entozoen noch insbesondere durch den Umstand erwiesen, dass bei mehreren Gat- tungen eine Häutung beobachtet worden ist.
Die erste unter der Oberhaut liegende Schichte besteht aus einem häutigen Gebilde, an des- sen innerer Fläche röhrenartige, in der Mitte etwas erweiterte Körper entspringen, die mit dem einen ihrer verschmälerten Enden an dieser Schichte festsitzen, und sich durch ungemein zart- verästelnde Gefässe in die Hautsubstanz verlieren, während sie mit dem anderen Ende in die
"nächste Schichte übergehen, und beide verbindend, bei einer künstlichen Trennung derselben in der Mitte zerrissen werden (7. I. Fig. 3. a. und Fig. %. sehr vergrössert).
Die zweite Schichte besteht aus einer unzähligen Menge kleiner, an einander gereihter Bläs- chen, zwischen welchen kleinere Gruppen drüsenartiger Körper erscheinen, die von den röh- renförmigen Organen eingeschlossen werden, und dürfte dem Malpighischen Schleimnetze (re- ticulum cutaneum oder corpus reticulare) zu vergleichen sein. (Z'. I. Fig. 3. b. und Fig. 5. sehr vergrössert.) In der innigsten Verbindung mit dieser Schichte steht ein Gewebe (die eigentli- che Haut, cutis ;) von sich wechselseitig durchkreuzenden Hautmuskeln,, zwischen denen man ılas dem Malpighischen Schleimnetze vergleichbare Gewebe, mit den in den Röhren eingeschlos- senen drüsenartigen Körpern erblickt. (7. I. Fig.3. c. und Fig.6. sehr stark vergrössert, mit Weglassung der Drüsen.) | |
Die letzte innerste Lage endlich bilden Getässe, die aus Längsfasern bestehend, zu beiden Seiten der Bauchfläche in einen Bündel vereinigt liegen, und ohne sich zu verzweigen, in gerader Richtung vom Kopfende bis zur Schwanzspitze herabsteigen , wo sie eine Falte bildend, in der- selben den untersten 'Theil des Magens einschliessen. (T. I. Fig. 3. d. und Fig, 10. sehr ver- grössert. Fig. 7.) } *
Verdauungsorgane und Gefässsystem.
Die Verdauungsorgane der ersten Wege zerfallen bei der Gattung Pentastoma in eine Spei-. seröhre, einen Magen und in einen kurzen Darmcanal.
Am Grunde der auf der Bauchseite etwas unter dem Kopfrande PERREE? Mundöffnung ent- steht die nur sehr kurze cylindrische Speiseröhre, die sich schief abwärts gegen die Rücken- fläche erstreckend, in den kolbenförmigen, nach oben stark gewölbten Magen einmündet. (7. 7. Fig. 8. und 9.) Der Magen, beinahe die ganze Körperlänge einnehmend, bei den Weibchen von dem Bierschlauche vielfältig umwunden, bei den Männchen aber von dem männlichen Ge- schlechtsapparate begleitet, verläuft, nachdem er sich allmählich verschmälert, in einen äusserst kurzen Darmcanal, der bei den Männchen gerade in den an der Schwanzspitze gelegenen Aftcı
8 DIESING, MONOGRAPHIE DER GATTUNG PENTASTOMA,
mündet, bei den Weibchen aber schief abwärts nach der Bauchfläche gerichtet, diese Mündung erreicht. (7. I. Fig.2. und 8$__11.) An der inneren Fläche des Magens bemerkt man 13 __15 "stark hervorspringende Längefalten, die sich in ihrem Verlaufe nicht selten sparrig theilen, an der äusseren Fläche des Magens gar nicht wahrgenommen werden können, und wahrscheinlich _ durch die Verwachsung zweier Flächen der äusseren Magenwand entstehen; zwischen (diesen Falten ist die Magenhaut durchsichtig. (7. J. Fig. 12.) In der Magenhöhle selbst wurde eine braune geronnene Masse von unbestimmter Form gefunden. Den ganzen Magen umgibt eine äusserst zarte Gefässhaut, diean der Bauch- und Rückenseite auf das innigste mit der äussern Magenwand verbunden ist, nach Rechts und Links aber frei, etwas von derselben absteht, so dass sie bei flüchtiger Betrachtung einem am Magen herablaufenden Gefässstamme ähnlich sieht. (T. I. Fig. 13.) In diesem ‚Gewebe bemerkt man Gruppen von 10__12 Gefässen, die nach einen Punkt sternförmig zusammenlaufend, von dort einen röhrenförmigen Fortsatz ausschicken, der in die eigentliche Haut reicht, und dort mit den erwähnten, die äusseren Hautschichten durchsetzenden röhrenförmigen Gefässen in Verbindung tritt, und als solche in der äussersten, von der Oberhaut unmittelbar bedeckten Schichte durch feine Verzweigungen endet. (7. I. Fig. 15.)
Die Lage und Gestalt der Verdauungsorgane bei Pentastoma hat die grösste Aehnlichkeit mit der Organisation der Aundwürmer, und nur die Richtung und Einmündung der Speiseröhre ist verschieden, indem bei allen Gattungen der Rundwürmer die Speiseröhre, als Fortsetzung des an der äussersten Spitze des Kopfendes gelegenen Mundes, vollkommen gerade ist, während sie hier von der an der Bauchseite gelegenen Mundöffnung schief abwärts steigen muss, um den von der Schwanzspitze gerade aufsteigenden Magen zu erreichen. Ein wesentlicher Unterschied, auf den wir bei der Systematik zurückkommen werden.
Was die Bedeutung der einzelnen Theile der so eben beschriebenen Verdauungsorgane be- trifft, so dürfte das den Magen einschliessende Gefässnetz dem Lymphsysteme höherer Thiere, die mit demselben in Verbindung stehenden drüsigen Körper dem Fettkörper der Insecten oder Geekrösedrüsen höher organisirter Thiere, endlich der an beiden Seiten des Magens herabstei- gende Bündel von Gefässen mit einer hier noch getrennten Speisesaftröhre (Cisterna chyli) ver- glichen werden. Lymphgefässe sind zwar den niederen Thieren ganz abgesprochen worden, es gibt jedoch eine Art von Gefässen an den Nahrungscanal des Scorpions, die in sofern allerdings nit diesen Namen zu bezeichnen wären, als sie eine Art von Flüssigkeit aus jenen Canal in den übrigen Körper leiten *). Auch bei Julus sabulosws sind ähnliche, jedoch nicht netzförmig verzweigte Gefässe von G. A. Treviranus beobachtet worden, die an der äusseren Wand des Magens und Darmes entspringend,, eine Rolle im Ernährungsprocesse zu spielen bestimmt scheinen **).
Bei unsern Thieren scheint die in den Magen gebrachte Nahrung in Nahrungssaft umge- wandelt, und, während die nicht aufnehmbaren Stoffe durch den After abgehen, von den mit den Magenwänden in inniger Verbindung stehenden Lymphgefässen aufgesogen, und mit den drüsigen Organen, die sich in den Hautröhren eingeschlossen befinden, in Wechselwirkung ge-
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*) G.R. Treviranus, über deninnern Bau der Arachniden. Nürnberg 1812. 4% Tab. I. und Dr. Johannes Müller, Beiträge zur Anatomie des Scorpions, in Meckels Archiv für Anatomie und Physiologie. Leipzig 1828.
**) Treviranus, vermischte Schriften anatomischen und physiologischen Inhaltes. 1817. 2 St. 1. Heft p. #4. T, VII Fig, 6.
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bracht zu werden. Wahrscheinlich erleidet der Nahrungssaft hier durch den Zutritt der atınos- phärischen Luft vermittelst der auf der Oberfläche des Körpers vertheilten Athemlöcher eine neue Veränderung, die hier in Ermanglung eines eigentlichen Darmcanals mit der Chylification ver- glichen werden dürfte. Höchst wahrscheinlich verbindet sich das dem Magen umgebende, und mit allen anderen Organen in Verbindung stehende Grefässnetz auch mit den oben erwähnten, ander Bauchseite herabsteigenden Gefässbündeln, die das untere Ende des Magens wie in einer Falte einschliessen, und die hier wahrscheinlich die Stelle einer Speisesaftröhre vertreten. Lei- der waren wir nicht im Stande die Bedeutung dieser Gefässe mit Bestimmtheit zu ermitteln . da es uns nicht gelingen wollte, ihren Zusammenhang mit den übrigen Organen zu erschauen; und sehen daher den von Nordmann an lebenden 'Thieren gemachten Beobachtungen mit Un-
geduld entgegen.
Ueber die Geschlechtstheile und die Eier.
Die Gattung Pentastoma wurde von Rudolphiin eine Ordnung der Binnenwürmer ge- stellt, welche sich durch das Vorhandensein zweier Geschlechter in einem Individuum auszeichnet. Neuere Untersuchungen namentlich von Cuvier, die später von Mehlis undNordmann be- stätigt wurden, haben jedoch dargethan, dass die Thiere dieser Gattung getrennten Geschlechtes sind , und diese Stellung im Systeme als irrig erwiesen. In der That besitzen sie einen in seiner in- neren Struktur deutlich geschiedenen, höchst zusammengesetzten Geschlechtsapparat ‚und der Ge- schlechtsunterschied kann sogar als ein äusserer angesehen werden, als nicht nur die etwas ver- schiedene Lage des Afters bei beiden Geschlechtern , sondern auch das Hervortreten einer Ru- the bei den Männchen dieselben hinreichend charakterisiren, wozu noch der Umstand kommt ; dass wenigstens bei einigen Arten die Weibchen grösser sind als die Männchen.
Bei
1. Die männlichen Geschechtstheile.
Die männlichen Geschlechtstheile bestehen aus äusseren und inneren. Von den äusseren . der unterhalb der Mundöffnung und innerhalb des ersten und zweiten Leibringes die allgemeine Bedeckung durchbohrenden, fast kegelförmigen Ruthe haben wir bereits gesprochen, und kön- nen sogleich zur Beschreibung der inneren übergehen. In der Nähe des Afters entspringt der spindelförmige Hoden, dersich allmälich verdickend, dem Magen parallel gerade gestreckt, bei- nahe die Hälfte der ganzen Körperlänge erreicht. (7. I. Fig. 8 und 16.) An den dickeren, et- was abgerundeten Ende desselben entsteht der Oberhoden (epididymis), in Form einer feinen Röhre, die sich Anfangs nach Links wendet, dann wider nach Rechts abweichend gerade auf- steigt, und in ein beinahe herzförmiges Knötchen endet. (7'. I. Fig. 16 und 17.) Ueber diesem Knöt- chen, entspringt ein gabelförmig gespaltenes Organ, das ausführende Samengefäss (vas deferens sive efferens), dessen fast cylindrische Schenkel beinahe von gleichem Durchmesser mit den eigentlichen Hoden sind, und die den oberen Theil des Magens umfassend, dort wo sie die vordere ‚der Bauchseite zugekehrte Wand desselben erreichen, in die eiförmigen Samenbläschen übergehen , die von ihrer Basis eine wurmförmige V erlängerung, fast von gleicher Länge mit dem ausführenden Samengefäss ausschicken. (T. I. Fig. 8, 16, 17 und 18 ). Seitlich an den Samenbläschen entsteht die getheilte Ruthe, deren Schenkel sich an ihrer Spitze verbinden-d die allgemeine Bedeckung durchbohren, und von derselben wie von einer Vorhaut umgeben, an der Oberfläche der Bauchseite in Form einer warzenförmigen Erhöhung erscheinen. (7. 7. Fig. 8.
2
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Am Grunde der Verbindung beider Schenkel der Ruthe bemerkt man noch zu jeder Seite der- selben einen kleinen birnförmigen Anhang , den man entweder für ein Analogon der Vorsteh- drüse (prostata), oder für ein zweites Samenbläschen halten kann. (Tab. I, Fig. 16,17 und 18,)
Die Gestalt der Samenblase und ihr wurmförmiger Fortsatz erinnert auffallend an den Bau dieses Organes, wie es von Bojanus bei Amphistoma triquetrum dargestellt worden ist *). Bei diesen letzteren Thieren nämlich entstehen an der Samenblase acht gabelförmig getheilte Fortsätze, die’bei einer anderen Art derselben Gattung (Amphistoma conicum) unter sich zu einen kugelförmigen Körper verwachsen sind, und von Laurer irrig für einen Hoden gehalten wurden **).
Im Hoden selbst wurde eine kömige Masse, die bei starker Vergrösserung wieder aus klei- ueren Kügelchen zusammengesetzt erscheint, gefunden. (7. I. Fig. 19.) Bei lebenden Exempla- ven von Pentastoma taenioides sah Mehlis wie auch Nordmann, sowohl im Hoden als in den Samengängen Spermatozoen von Cercarienform und nicht unbeträchtlicher Grösse, wie auch solche bei Zchinorhynchus gigas, polymorphus, und einigen Ascariden beobachtet
worden sind.
IH. Die weiblichen Geschlechtstheile und die Eier.
Nicht weniger zusammengesetzt und entwickelt als die männlichen Befruchtungsorgane sind die Geschlechtstheile des Weibchens. Am After beginnend erstreckt sich der gerade Eierstock an der Rückenseite des Magens weit über die Hälfte der ganzen Körperlänge, wo er sich ga- belförmig theilend, gerade wie die ausführenden Samengefässe des Männchens den Magen wn- fasst, und sich nach der Bauchseite desselben wendet. Aeusserst feine Gefässe verbinden seine Rückenseite der ganzen Länge nach mit der innersten Schichte der allgemeinen Bedeckung, und entfernt man ihn vou dieser, so bemerkt man an ihr eine lichtere Stelle. (7. I. Fig. 21.) Eine äusserst zarte Membran bildet die äussere Hülle dieses Eierstockes, innerhalb welcher der die Bier tragende Stamm aufsteigt. Dieser erscheint gerade und einfach, an den Rändern von den in kleine längliche Vierecke zusammengeballten Eiern bedeckt, während in der Mitte auf beiden Flächen eine leere Linie herabläuft. (Z'. ZI. Fig. 4.) Entfernt man die zusammengeball- ten Gruppen von Eiern, so erscheint der Träger als ein lang gestrecktes Gefäss, welches sei- nen Hauptstamm auf beiden Seiten in kurze, wieder vielfach getheilte Aeste verzweigt, an denen die Eier wie auf Stielen aufsitzen; der Hauptstamm, den wir einmal an einer Stelle zufällig gespalten gefunden haben, ist eine hohle Röhre. (7. II. Fig. 5.) Dort wo die Schenkel des, an seiner Spitze gabelförmig getheilten Eierstockes , die der Bauchseite zugekehrte Wand des Magens erreichen, münden sie in die zweihörnige Gebärmutter, die am Grunde der Speiseröhre noch über dem Anfange des Magens beginnt. (T. II. Fig. Z2und 3.) Die Verbindungsstelle des Eier- stockes und der Gebärmutter ist meist ohne Eier, und daher durchsichtig. In der Mitte der Ge- bärmutter an der Verbindungsstelle der beiden Hörner derselben, beginnt der ausnehmend lange (bei Pentastoma proboscideum 3‘, Schuh) Eierschlauch, der in unzähligen Windungen den Magen umschlingt, und gemeinschaftlich mit dem Darmkanal an den After mündet. (7'. ]. Fig. 2, 10 une 112 . Il: Fız, 3,)
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*) Bojanus, Enthelminthica ; in der Isis 1821. 2. Heft. p. 166 und 167 Tab. II, Fig. 16 und 17, “*) Laurer,de Amphistomo conico, Griphiae, 1880. 4” p. 13, Fig, 21 ee. Fig. 24 et 25 bb.
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An derselben Verbindungsstelle der Gebärmutterhörner , von welcher der Eierschlauch be- ginnt, befindet sich zu beiden Seiten desselben und parallel mit den Hörnern der Gebärmutter, ein anderes eigenthümliches Organ von ovaler Form, und sowohl mit der Gebärmutter selbst, als auch mit dem Eierschlauche in innigem Zusammenhang. (7'. II. Fig. 3und7.) Den inneren Raum dieser Körperchen erfüllt eine gleichförmige undurchsichtige Masse, die in den Eierschlauch übergeht. ‚(7’. II. Fig. 8.) Wahrscheinlich ist sie im Leben flüssig und durchscheinend, bei einen Individuum war sie nur in dem einen dieser Körper vorhanden, aus dem andern aber gänzlich verschwunden, bei einem Exemplar von P. taenioides aber bereits aus beiden ver schwunden.
Was die Bedeutung dieses Organes betrifft, so scheint der verschiedene Zustand der Entwicklung der Eier, wie er im Eierstocke, der Gebärmutter und endlich im Eierschlauche bemerkt werden kann, darauf hinzudeuten; dass es zur Bildung des Eiklares und der äusser sten Hülle bestimmt sei. Die noch im Eiertocke befindlichen Eier bestehen nämlich aus einer einzigen sackförmigen Hülle, die am Grunde mittelst eines kurzen Stielchens an den Aestchen des Eierstockes befestiget ist *). In der Gebärmutter ist dieses Stielchen bereits verschwunden und die noch einfache Hülle umschliesst eine innere körnige Masse (den Dotter), von der sie ganz erfüllt ist. Bei den bereits in den Eierschlauch gelangten Eiern aber ist die den Dotter umschliessende Haut bei weitem weniger straff anliegend, und wird von einer zweiten umgeben, und der Zwischenraum zwischen beiden Häuten, von denen man die äussere mit dem Chorion, die innere aber mit dem 4Amnion des Eies höherer 'Thiere vergleichen darf, wird von einer nicht unbedeutenden Menge von Flüssigkeit (Zierklar) erfüllt. Die unbestimmten Vermuthungen von Mehlis**) und Laurer***) über die allmählige Ausbildung der Eier von Distoma und Amphistoma in den verschiedenen Theilen des weiblichen Geschlechtsapparats, wird wenigstens von unserer bestimmten Beobachtung der verschiedenen Zustände derselben bei Pentastoma hin- länglich bestätiget.
Der Bau der weiblichen Geschlechtsorgane von Pentastoma taenioides weicht von dem, wie wir ihn so eben aus Pentastoma proboscideum beschrieben haben, in mehreren unwesentlichen Puncten ab. Die Eier befinden sich bei dieser Art mehr an den Rändern des Eierstockes, sind gleichmässig über dieselben vertheilt, und nicht in Gruppen zusammengeballt; der leere Zwi- schenraum in der Mitte ist breiter, und einmal bemerkten wir, dass die beiden Randreihen sich in der Mitte kreuzen. (7. II. Fig. 14.) Die Theilung des Eierstockes ist hier minder gabel-
*) Eine ähnliche stielförmige Verlängerung habe ich auch am Grunde des Eiersackes von Apidogasteı limacoides bemerkt und abgebildet, m. s. med. Jahrb. des k, k. österr. Staates ete., neueste Folge VII. Bd. III. Sick. 1834, p. 420. sg. Die ovalen Eier von Monostoma verrucosum sollen nach €. Th, v. Siebold’s Be- merkung sogar an beiden Enden einen ungeheuer langen dünnen Anhang besitzen, der an die Allantois dev Wiederkäuer erinnert, M, s, Wiegmann’s Archiv der Naturgeschichte 4835, I. 56. in der Anmerkung.
*) Mehlis, D, Ed. Observationes anatomicae de Distomate hepatico et lanceolato, Goettingae, 1825, Folio e. tab. aena, p, 30 et 34. Deutlicher erscheint dieses Organ in einer Abbildung des weiblichen Geschlechtsappa- rates des Distoma haepaticum von Bojanus (Isis 1321. 2. Heft p.173 T.2. Fig, 21, n. 0.f.23.n.o.), wocs auch mit der Gebärmutter in unmittelbarer Verbindung steht. Bojanus bedient sich des Ausdruckes vesiculae multifidae, ohne sie jedoch näher zu deuten, Ich zweifle nicht, dass sie mit dem Organe der Eierklarbil- dung bei Pentastoma von gleicher Bedeutung sind, und mache hier künftige Beohachter dieser Art auf di. Verschiedenheit der Eier im Eierstocke und im Eierleiter aufmerksam.
”*) Laurer,\ke. p. 16 et 17,
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förmig, indem die Schenkel desselben lange schlappe Fäden bilden, die den Magen umfassen, und an der Bauchfläche fortlaufend, in die ebenfalls etwas länger gedehnten Hörner der Gebär- mutter ausgehen. Die an dem Vereinigungspuncte der beiden Gebärmutterhörner befindlichen . sackförmigen Organe, sind hier lange schmale Beutel, die bis an die 'Theilung des Eierstockes herunterhängen, und an ihren etwas auswärtsgebogenen Enden abgerundet sind. Auch wurden sie, wie bereits erwähnt worden, bei dieser Art leer und vollkommen durchsichtig gefunden. Die Dottermasse des Eies ist hier mehr in die Länge gezogen und von rostbrauner Farbe, während sie bei der vorigen Art mehr lichtgelb erscheint. Die gemeinschaftliche Dotterhaut liegt hier knapp an, die Ausmündung des Eierschlauches bietet keine Verschiedenheit dar.
Der Eierschlauch von Pentastoma proboscideum ist, wie wir oben bemerkt haben, 3'/ Schuh lang. In einem, eine Linie langen Stück desselben, zählten wir über 200 Eier, was für den ganzen Eierschlauch eine Gesammtzahl von 100,800 Eier gibt. Hierzu kommt noch die Zahl der Kier im Eierstocke und in der Gebärmutter, und wenn wir den, von einer gemeinschaftlichen Hülle umschlossenen körnigen Inhalt nicht als einfach, sondern wie diess bei Amphistoma, Distoma und mehreren anderen Binnenwürmern, endlich den meisten Zoophyten , vielen Mol- lusken, und mehreren Anneliden der Fall ist, aus vielen Dottern oder eben so vielen Embryonen zusammengesetzt, ansehen müssen; so werden wir die Anzahl der letzteren in einem einzigen Thiere auf mehrere Millionen anschlagen können *).
Dass Thiere, die mit einen so ausgebildeten und deutlich getrennten inneren Geschlechts- apparat und äusseren Geschlechtstheilen versehen sind, eine innige Geschlechtsverbindung ein- gehen, unterliegt um so weniger einem gegründeten Zweifel ; als eine solche Verbindung bei mehreren Gattungen von Binnenwürmern, wie bei Physaloptera und Strongylus, die man nicht selten in dem Acte der Begattung angetroffen hat, wirklich beobachtet worden ist. Auf der anderen Seite ist es nicht in Abrede zu stellen, dass ein solches Zusammentreffen männlicher und weiblicher Individuen, die sehr oft vereinzelnt und abgeschlossen in ganz verschiedenen und nicht zusammenhängenden Theilen des thierischen Leibes, den sie bewohnen, angetroffen wer-
den, in vielen Fällen nicht nur äusserst erschwert, sondern ganz und gar unmöglich gemacht
werde. Man wird daher wohl noch immer gezwungen sein, anzunehmen; dass es ausser der normalen Entstehung durch befruchtete Eier, die ausserhalb des Mutterleibes durch die eigen- thümliche Wärme des Organismus, den sie bewohnen, ausgebrütet werden, noch andere Ver- inehrungsweisen gebe, und ich zweifle keinen Augenblick, dass die schaffende Natur in solchen Theilen des Thierleibes, in welche, wie in die Bauch- und Brusthöhle,, den Herzbeutel oder das Auge u. m. a., unmöglich ein Ei dringen kann; im Stande ist, aus formlosen Stoffen einen selbstständigen Organismus hervorzubringen; obgleich ich sehr wohl weiss, wie sehr diese Ansicht der herrschenden Lehre der neuesten deutschen Schule entgegen ist, die durch Wieder- aufnahme eines von unseren Vätern glücklich beseitigten Vorurtheils, einen gefährlichen Schritt
rückwärts in der philosophischen Ansicht der Natur gethan hat.
*) Bei Amphistoma conicum hat Laurer in jedem Eie gegen’60 Dotter gezählt. In den gestielten Eiern der Pla- narien die v. Baer Kapselchen nennt, sind 4__38 Embryonen enthalten (Aet. nat. curiosos. Vol. XII. dig: II. p. 720) und nach Weber’s Beobachtungen entstehen aus jedem Eie des medicinischen Blutegels
-- 10 junge Thiere; (über die Entwickelung des med, Blutegels, in Meckel’s Archiv über Anatomie und Phy- a Jahrg, 1828. ». 379.)
DIESING, MONOGRAPHIE DER GATTUNG PENTASTOMA. 13
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Ueber deninneren Zusammenhang der Hacken.
Von den vier unter dem Kopfende liegenden Hacken, ist jeder in das etwas abgeplattete - der Bauchseite zugekehrte Ende eines beinahe kugelförmigen Körpers eingesenkt. (7". I. Fig. 22.) Es wäre wohl am geeignetsten diesen Körper für eine eigene Drüse zu halten, es lässt sich jedoch durchaus keine Gefässverbindung in denselben nachweisen, auch scheinen die Hacken weder hohl, noch an der Spitze mit einer Öeflnung versehen zu sein, obzleich diess bei der Kleinheit des Gegenstandes nicht mit Bestimmtheit auszumitteln war. Unterhalb der Mittellinie dieses kugelförmigen Körpers, entspringen rings um denselben, an acht Stellen, eben so viele Bündel von Muskelfasern, die sich in eine, den Raum des Kopf- endes ausfüllende häutig-zellige Masse verlieren. Bei einem Exemplare, in welchem es gelun- gen ist, diesen Körper vollkommen zu trennen und gesondert darzustellen, zeigten sich am Rande der -abgeplatteten, der Bauchfläche zugekehrten Seite, zwölf lanzetförmige Lappen, von deren Spitze ebenfalls, jedoch etwas schmälere Bündel von Muskelfasern entspringen, die sich gleich den ersteren in das Kopfende vertheilen. (7'. /. Fig. 23.) Es kann keinen Zweifel unter- liegen, dass diese Muskel zum Ausschieben und Einziehen der in einer Scheide befindlichen Hacken bestimmt sind. Wirklich beobachtete Creplin dieses Aus- und Einziehen der Hacken bei seinem Pentastoma Ferae, und ich hatte Gelegenheit dieselbe Erscheinung bei einer neuen Art (Pentastoma subtriguetrum), die ich im Rachen des Brillenkrokodills gefunden habe, zu sehen.
Die Hacken selbst sind bogenförmig gekrümmt, und an ihrer fast kegelförmigen Basis von beiden Seiten zusammengedrückt. (7Z'. J. Fig. 24.) Ausser den Muskelfasern laufen noch Ner- venfäden vom Cerebralganglion nach diesen kugelförmigen Körper, wie diess gleich näher be schrieben werden soll.
Ueber das Nervensystem.
Gleich mehreren anderen Gattungen von Binnenwürmern besitzt auch Pentastoma ein deut lich entwickeltes Nervensystem, dessen Gegenwart bei unserer Thiergattung zuerst von Cuvier entdeckt, und später von Mehlis und Nordmann bestätiget wurde. An der Rückenseite des Wurmes, über den Magen, dort wo die Speiseröhre in denselben einmündet, erscheint ein sehr grosses Cerebral-Ganglion , welches die Speiseröhre wie mit einen Ring umfasst, und zahl- reiche Nervenfäden nach allen Seiten ausschickt. An dem oberen Segmente dieses Ringes ent-
‚springen vier Nervenfäden, die sich an der Speiseröhre, gegen den Mund hinauf, fortsetzen, und dort dem Auge entschwinden. Nach unten erweitert sich dieser Ring in einen Lappen, von dessen Rändern beiderseits 6 _ 8 Nervenfäden nach den kugligen Körpern, in denen die Hacken hefestiget sind, ausgehen, und dessen Ende sich in zwei starke Nervenfäden verlängert, die an der Rückenseite bis an die Schwanzspitze herablaufen, und durch äusserst zarte Fäden, die
‚an ihnen nach allen Richtungen entspringen, mit den zunächst liegenden Theilen in Verbin- dung stehen. Ausser diesen beiden Hauptstämmen entspringen am Grunde des Ganglions noch
drei andere feinere und kürzere Nervenfäden, von denen der eine in der Mitte der Haupt- stämme in ‚den. ‚Eierschlauch,, die beiden seitlichen aber in die Hörner der Gebärmutter über-
gehen. (7. II. Eig. 19 und 7.)
i4 DIESING, MONOGRAPUIE DER GATTUNG PENTASTOMA.
Ganz ähnlich erscheint dieses Cerebral-Ganglion bei Pentastoma taenioides , nur mit dem Unterschiede , dass hier die aus denselben entspringenden Nervenfäden vielfältig verästelt sind , (2. I. Fig. 20.) ein Umstand der wohl auch mit der bei dieser Art verschiedenen Körperform in Zusammenhang steht.
Alexander v. Humboldt stellte mit einen, eine ganze Stunde lebenden Exemplar von P. proboscideum zuCumana galvanische Versuche an, deren er sich als Mittel bediente um bei niederen 'Thieren die Nerven von anderen Organen zu unterscheiden, konnte aber kein Re- sultat erhalten, weil er das an der Rückenseite des Thieres durchscheinende gabelförmig getheilte Organ für einen Rückennerven ansah, folglich auf den Eierstock wirkte.
Ueber die Stellung im System.
Die nunmehr in der Gattung Pentastoma vereinigten Thiere wurden anfänglich nicht ar in den verschiedensten Gattungen untergebracht, sondern auch diese in verschiedene Ordnun- gen gestellt. Da sich die älteren und ersten Entdecker wenig um Systematik kümmerten , brauchen wir erst mit den Vätern der systematischen Helminthologie, mit Zeder und Rud ol- phi zu beginnen. Zeder in seiner „Einleitung zur Naturgeschichte der Eingeweidewür- mer (1803), stellt die eine der damahls bekannten Arten in die Gattung Polystoma , die an- dere aber in die vierte Familie, die Bandwürmer, unter die Gattung Halysis. Rud olphi vereinigt in seiner Historia Entozoorum (1809) beide Arten unter Polystoma , welches er in die Ordnung der T’rematoden stellte *). Lamarck, welcher den Namen Zinguatula von Frölich beibehielt, wies ihm (list. nat. anim. sans. vertebr. 1816.) in der Abtheilung vers planulaires zwischen Ligula und Polystoma einen Platz an. Im Jahre 1819 bildete Rudolphi die Gattung Pentastoma, die er bei den T’rematoden beliess. Cuvier, der ebenfalls den Namen Zinguatula beibehielt, bringt sie (Aegne animal 1830) in seine Ord- nung Cavitaires, die Rudolphis /Vematoideen entspricht, zwischen Ziorkynchus, und Priono- derma, und durch letztere Gattung zunächst an Zernaea. Wiegmann endlich und Ruth, in ihrem Zandbuche der Zoologie (1832) stellen Pentastoma auf Mehlisund Nordmanns Untersuchungen gestützt, ebenfalls in die Familie der Rundwürmer (Nematoidea) und zwar zu- nächst der Gattung Sirongylus.
Dass sich Pentastoma in einem wesentlichen Punkte seiner Organisation , wir meinen das Vorhandensein eines deutlich ausgesprochenen männlichen und weiblichen Geschlechtsapparates in verschiedenen Individuen, von der Familie der Saugewürmer unterscheide, ist bereits er- wähnt worden; aber eben so wenig scheint sie in der Familie der Rundwürmer (/Vematoidea) wie diese von Rudolphi begränzt worden ist, verbleiben zu dürfen. Auch abgesehen von der inneren Strucktur und Lage der Theile, sind der wenigstens bei einigen Arten platt gedrückte Körper, die Stellung der Mundöffaung unter der Kopfspitze, die über die Leibringe vertheil- ten Athmenlöcher, u. m. a. hinlänglich, sie auch von den Rundwürmen zu trennen.
*) Pentastoma uud Polystoma unterscheiden sich schr wesentlich dadurch, dass bei ersterer Gattung vier Ha- ekengruben seitlich an der Mundöffnung stehen, während sich bei letzterer Saugnäpfe am Schwanzende be- finden. Zeder und Rudolphi haben aber das Schwanzende von Polystoma , mit dem Kopfende verwechselt. Polystoma gehört übrigens schon durch seinen Hermaphroditismus, wirklich zur Ordnuug der Sauge-
würmer, -
DIESING, MONOGRAPHIE DER GATTUNG PENTASTOMA, 15
Vergleichen wir aber sowohl den äusseren als inneren Bau der Gattung Pentasto- ma, mit dem Bau der bereits untersuchten Gattungen der Saugewürmer (T’rematoda), und den Rundwürmern (Vematoidea), so ergiebt sich eine wechselweise Annäherung beider Ordnungen, zwischen welchen Pentastoma als Verbindungsglied in der Mitte steht, und als solches die Aufstellung einer eigenen Ordnung, die wir vorläufig 4canthotheca nennen, rechtfertiget. Die von Rudolphi zwischen /ematoidea und T’rematoda gestellte Ordnung Acan- thocephala muss dagegen an einen andern Ort untergebracht, und als Verbindungsglied zwi- schen /Vematoidea und Cestoidea gestellt werden. Nehmen wir die-Ordnung der Blasenwürmer ( Cystica), als die unvollkommenste in der Klasse der Binnenwürmer, und die Rundwürmer (Nematoidea), als die meist entwickelte, und verbinden sie beiderseits mit den übrigen Ord- nungen; so erscheinen die Binnenwürmer als ein abgeschlossener Kreis von Organismen , die ihrer Mannigfaltigkeit und Verschiedenheit wegen, weder eine eigne Klasse, noch eine selbst- ständige Ordnung , unter den wirbellosen ungegliederten Thieren bilden, sondern in 6 Klassen, und eben so viele Ordnungen zerfallen. Nachstehende Uebersicht mag diese Ansicht anschauli-
cher machen.
Nematoidea. Ascaris. Strongylus. Fiaria.
u. m. a. Acanthotheca. | Acanthocephala. Pentastoma. Echinorhynchus. Trematoda. Cestoidea. Amphistoma. Monostoma. NDistoma. Tetrarhynchus. Anthocephalus. Taenta. u. m. a. uU... a Cystica.
Echinococcus. Coenurus. Cysticercus.
Auf der untersten Stufe der Entwickelung stehen demnach die Geschlechtslosen ; auf einer zweiten mehr entwickelten, die Zweigeschlechtigen; und auf der höchsten endlich, die der getrennten Geschlechter. 2
Die Grundform der tiefsten Stufe ist die Sphärische, die Grundform der zweiten Stufe schwankt zwischen Länge und Breite, während die dritte entschieden als Linie erscheint.
Das Verhältniss und die Verwandtschaft der Binnenwürmer zu den übrigen wirbellosen
ungegliederten Thieren, werden wir nächstens insbesondere zu besprechen Gelegenheit haben.
rn
16 DIESING , MONOGRAPHIE DER GATTUNG PENTASTOMA.,
PENnTasroMmA. * Bud.
Taeniae spee. Chab. Linguatula Fröl. Porocephalus Humbd. Tetragulus Bose. Echinorhynehi® spec. Braun. Halyseris Zed. Prionoderma Rud. Polystoma Rud.
Corpus teretiusculum vel depressum. Os inter poros utrinque binos hamulum simplicem vel geminatum emittentes,, varie dispositos. Genitale masculum simplex papilliforme.
”
Sect. 1. Hamuli simplices. Corpus depressum.
1. Pentastoma taenioides. AR. Tab. IIl. Fig. 1—5.
P. lanceolatum, postice aftenuatum, transverse plicatum, margine crenatum; ore sub quadrato intermedio, foveis semilunatim positis; mare femina '/, minore, spiculo simplici pa- pilloso infra os posito. | | “ Tenia lanccol& Chabert Maladies vermin, U. edit. p. 3941.
Taenia rhinaria Pilger Handbuch der Veterinär-Wissenschaft.2. Ba. p. 128485. Greve Krank- heiten der Hausthiere. 1. Bd. p. 184.
Polystoma taenioides Rud. Äist. entozoor. T. I. P, I. p. 441. Tab. XII. f.8__12. Rud. Bemerkun-
gen auf einer Reise durch Deutschland etc. 2 Th. p. 23. und 41.
Prionoderma lanceolata Cuv. Reyne animal. Ed, I. T. IV. p. 35.
Linguatula taenioides Lam. Anim. sans verted,. T. II. p. 174. 6. Cuvier Regne animal. Ed. I. T. II. p. 254.
Pentastoma taenioides R. Synops. p. 123. 432. et 577. Deslongchamps Encyelop. meth. p. 612. Bremser Icones p. 8. T. X. Fig. 14__16. Gurlt path. Anat. d. Haussäugethiere. 1 Th. p. 376. T. X. Fig. 5__7. Wiegmann und Ruthe Handbuch d. Zoologie. p. 577.
Dieser Wurm wurde zuerst von Chabert, und zwar vorzüglich in den Zellen des Siebbeines, bei Pferden und Hunden gefunden. Chabert sagt, er finde sich selten allein, gewöhnlich in grösserer An- zahl, vorzüglich bei Hunden; er sah bis sechs in den Zellen des Siebbeines der einen Nasenhöhle, und nur sehr selten findet man sie gleichzeitig in beiden Nasenhöhlen. Bei Pferden wurde er weder in der Ve- terinärschule zu Wien, noch zu Berlin, bis jetzt wieder gefunden , sodass Bremser und Rudolphi sich bewogen fanden zu glauben, diese Art sei nur dem Hundegeschlecht eigen, jedoch fand sie Greve später in den Zellen des Siebbeines eines Maulesels. Ausserdem wurde er vor geraumer Zeit zu Wien am k. k. Hof-Naturalienkabinet, in der Stirnhöhle eines Wolfs entdeckt, und neuerlich fand ihn Colin (Recueil de med. veterin. Paris, 1824. Tom. I. p. 399.) , im Kehlkopfe des Hundes und Wolfes.
Beschreibung. Ein Männchen der k.k. Sammlung aus der Stirnhöhle des Wolfes , ist lanzetförmig, 8 Linien lang , nach vorne 1 Linie , am Schwanzende '/, Linie breit, von weisser Farbe. Unterhalb der fast viereckigen Mundöffnung, und dem ersten scheinbaren Glie-
*) Ob Pentastoma oder Pentastomum, Distoma oder Distomum etc. geschrieben werden soll, darüber ist ge- stritten worden, Nitzsch (Beiträgezur Infusorienkunde, Seite 7°) trat zuerst gegen die hergebrachte Schreib- weise auf, in welcher ihm, weil die griechische Endung einen Umlaut fordert, die Kakophonie anstössig war, wogegen v. Baer (Beiträge zur Kenntniss der niedern Thiere, in den act. nat. curiosor. Band. XII. 2, Abth.) die alte Schreibart vertheidigt. —_ Ich würde .diese Unwesentlichkeit gar nicht berührt haben, wenn nicht überhaupt bemerkt werden müsste, dass der Gattungname Pentastoma ganz und gar falsch gebildet sei; indem in den Ausdruck Sour, hier zwei ihrer Natur nach durchaus verschiedene Organe zu- sammengefasst werden, nämlich die einfache, meist kreisrunde Mundöffnung (das eigentliche ge«) , und die an jeder Seite derselben zu zweien liegenden Spalten, aus denen die einfachen, oder gedoppelten Hacken hervortreten, die doch wohl keina Stomata sind, Nichts desto weniger wäre es eine unmütze Belastung der Wissenschaft, den nun einmahl allgemein angenommenen Namen zu ändern. -
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de,'steht‘ in der Mitte die warzenförmige Buthe, und auf jedem Gliede ‚eine Querreihe von Athemlöchern , auf beiden Flächen.
"\ Das grösste Weibchen der k. k. Saınmlung , aus: der Stirnhöhle eines Hundes, ist an drei Zoll und’ acht'Linien lang‘, nach vorne‘ zwei Linien, nach hinten eine halbe Linie breit, von blaulich oder graulichweisser Farbe, und am Rücken und der Bauchfläche von dem durchscheinen- den Eierschlauche rostbraun. Der Körper ist lanzettförmig, nach vorne am Rücken fast gekielt, gegen das Kopfende am breitesten, gegen das Schwanzende schnell sich verschmälernd , an bei- den Enden gleichmässig stumpf. Die Haut der Bauch- und Rückenfläche sehr zart und durch- scheinend, der Breite nach gleichmässig gefaltet, am Rande verdickt, undurchsichtig und ge- kerbt. In jedem der scheinbaren Glieder, weiche durch diese Falten gebildet werden, eine Querreihe von Athemlöchern, sowohl auf der untern als obern Fläche, wie auch am Rande; nur auf der feinen Haut, sowohl der Bauch- als Rückenseite konnte ich sie nieht bemerken. Ungefähr N 3 halbe Linie unter dem oberen Rande des Kopfendes steht in der Quere der elliptische Mund, welcher in der Mitte etwas zusammengeschnürt, die Form eines stumpfwinklichen Vier- ‘eckes annimmt. Seine Ränder sind aufgeworfen. Zu beiden Seiten der Mundöffnung, und mit dieser in einer Reihe, stehen die obern zwei spaltförmigen Hackengruben, und etwas tiefer die zwei anderen. Aus jeder Vertiefung ragt ein einfaches , mehr nach rückwärts gerichtetes, ge- krümmtes Häckchen hervor.
Ueber die krankhaften Erscheinungen , welche mit dem Vorhandensein dieses Wurmes bei Pferden und Hunden verbunden sind, hat Chabert (op. ci.) vieles gesammelt, und es mag hier genügen auf ihn zu verweisen.
2. Pentastoma subtriquetrum. Tab. III. F. 6_8.
P. corpore subtriquetro , lateribus dorsalibus convexiusculis laevibus, ventrali planiusculo, {ransversim rugoso margine crenato ; ore orbiculari supero, foveis semilunatim positis.
Pentastoma proboscideum e Crocodili Scleropis fauce Brems, non Rud. Brems. icon. p. S. TR .F, 19,241,
Diese Art wurde im Oktober 1821, bei einer gemeinschaftlichen Untersuchung, von Herrn Prof.
Cas parFischer undvonmirin dem Rachen eines weiblichen Brillenkrokodills (Champsa Sclerops Wagl.) amk.k. Hof-Naturalienkabinete gefunden. ‘
Beschreibung. Das Thier war im Leben 10 Lin. lang, und 3 Linien breit, elliptisch, gegen das Schwanzende etwas verschmälert, von lichtrother Farbe. Der Leib stumpf dreikantig. Die, ‚durch die. beiden etwas gewölbten glatten Rückenflächen gebildete Rückenkante, ist stumpf, die ‚beiden scharfen Seitenkanten der breitesten "Bauchseite sind gekerbt, jede Kerbung mit einem Athemloche versehen. Die Bauchfläche mit 26-28 Querstreifen, die am Schwanzende nach.der Mitte zu convergiren. Der fast kreisrunde, etwas oberhalb der Hackengruben liegende Mund, zu beiden Seiten durch eine Falte, die nach den obern Rande verlauft, von densel- ben geschieden. Der äusserste Kopfrand ist wie abgeschnitten. Jede der vier halbmondförmig gestellten Hackengruben liegt innerhalb zweier solcher Falten, die ebenfalls am äusseren Kopfrande endigen. In jeder Grube befindet sich ein einfacher, lichtbrauner , mässig gekrümmter Hacken.
“Diese Art wurde von meinem hochverehrten Lehrer Dr. Bremser mit Pentastoma pro- boscideum ER. zu einer Art verbunden, unterscheidet sich aber hinlänglich durch die angege- benen Merkmale. Bremser glaubte die verschiedene Form dieser Art aus dem Rachen des
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Brillenkrokodills, und jener aus der Lunge und den Luftröhren, die er 7. X. Fig. 22__24 in seinem früher bemerkten Werke, durch einen Missgriff auch als aus Crocodilus Sclerops in Br a- silien gesammelt abbilden liess, sei durch Einwirkung des Weingeistes entstanden; nun liegt aber auch diese Art schon seit 13 Jahren im Weingeiste aufbewahrt, ohne ihre ursprüng- liche Form verändert zu haben, ja sogar die rothe Färbung des Leibes hat sich noch zum Theil erhalten. Besässe die k. k. Sammlung mehr als ein Exemplar dieser Art, so liesse sich auch ohne Zweifel im innern Bau ein hinlänglicher Unterschied nachweisen.
3. Pentastoma denticulatum R. Tab. IIl. Fig. 9__13.
P. clavatum, ventre complanatum, dorso convexiusculum, antice emarginatum, postice attenuatum, apice caudali interdum emarginato, transversim annulatum, annulis fimbriatis; vre elliptico intermedio, foveis semilunatim positis.
Taenia caprina Abilgard Zool. Dan. Vol. III. p. 52. T.110. Fig.4. 5. Gmelin syst. nat. p.3069. N.89.
Halyseris eaprina Zed. Naiurgesch. der Eingeweidew. p. 372. N. 67.
Echinorhynchus Caprae Braun. in Zt, ad Rudolph. ce. ic,
Polystoma denticulatum R. Hist. entozoor. Vol, H. P. I. p. 447. T. XII. Fig. 2.
Tetragulus Caviae Bosc. Nowv. Bulletin de la Soc. Philomat. N. 44. p. 269. T. 2. Fig. 1.
Linguatula denticulata Lam. Anim. sans verteb. T. III. p. 174. 2.
Pentastoma denticulatumßR. Synops. p. 124. Deslongch. Encycl. meth. p. 612. Bremser. öcon. 9ag.8. T. X. Fig. 17__18. Gurlt path. Anatomie der Haussäugeth. 1 Th. p. 377. T.X. Fig.8__9. Wiegmann und Ruthe, Handb. der Zoologie. p. 577.
Pentastoma emarginatum R. Synops. p. 124. et 433. Horae berolin. p. 12. 13. Deslongeh. Eneyer. meth. p. 612.
Pentastoma Fera Creplin Nov. odserv. de entozois. p. 76.
Diese Art wurde in folgenden Säugethieren (meist Hausthieren) gefunden ;
Auf der Oberfläche der Leber einer Ziege. (Capra Hircus.) Abilgaard. __In kranken Gekrösdrüsen und in der Leber.Gurlt. _ Inder Leber der amerikanischen Ziege (Capra americana.) Flormann.__ In der Lun- gensubstanz eines Meerschweinchens (Cavia Cobaya.) Le Gallois (bei Gelegenheit seiner Versuche über den Einfluss der Nerven auf die Respiration) über 40 Exemplare. _ In der Lungensubstanz eines Ochsen. Herrmann 1825 zu Wien. _ In einer kleinen weissen Erhöhung auf der Leber der gemeinen Hauskatze. Creplin.__Auf der Oberfläche der Lunge des Stachelschweines (Hystriz cristata) Prof. Otto zu Bresslau, nach einer Mittheilung anCreplin. _ Parasitisch im Magen des Bisamsehweines (Dicotyles torquatus) zu. Ponte alta in Brasilien. Octob. 1823 Natterer.
Beschreibung. Die Individuen der k. k. Sammlung sind alle von gleicher Grösse, an zwei Linien lang, nach vorne % an der hinteren Spitze Ys Linie breit, durchscheinend, milch- weiss. Der Körper ist keulenförmig, mit etwas gewölbtem Rücken und platter Bauchseite. An der unteren Seite des Kopfendes bemerkt man nahe an der Spitze eine bogenförmige Vertiefung, deren Ränder zu beiden Seiten in eine knöpfchenförmige Erhöhung, welche über die Spitze des Kopfendes hervorragt, auslaufen. Unterhalb dieser Ausrandung steht in der Mitte der zwei oberen Hackengruben der elliptische, weit geöffnete Mund. Die andern beiden Hackengruben ste- hen etwas tiefer zur Seite der eben erwähnten, und geben daher der Lage sämmtlicher vier spaltförmiger Hackengruben die Form eines Halbmondes. Die Hacken ragen übrigens aus ihren Scheiden weit heraus, und sind von schmutzig weisser Farbe. Die früheren Entdecker und Beobachter erwähnen nur eines einzigen Häckchens in jeder Vertiefung. Creplin will deren zwei bemerkt haben, einen gekrümmten und längern untern, und einen kürzern fast geraden obern. Nach Mehlis und Nordmann’s Beobachtung sollen sogar drei in jeder Vertie-
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fung vorhanden sein, wovon zwei als am Grunde vereinigt, der äussersite aber als gesondert angegeben wird, wie sie auch von Gurl t abgebildet worden sind. Wiederholte sorgfältige Un- tersuchungen haben mir bei dieser Art jedoch immer nur einen Hacken in jeder Grube gezeigt, und ich muss daher die Beobachtungen der eben erwähnten Naturforscher als auf einer optischen Täuschung beruhend ansehen; gewiss ganz irrig ist es aber, wenn Wiegmann und Ruthe (Handb. der Zool. p. 577) die Dreizahl der Hacken sogar in den Gattungscharakter von Pen- tastoma aufnehmen, gleichwie es falsch ist, wenn sie behaupten, dass P. denticulatum im Magen der Ziege gefunden worden sei. Der Körper ist seinem ganzen Verlaufe nach mit nahe aneinander gereihten, gleichweit von einander entfernt stehenden Ringen umgeben, die kamm- förmig geschlitzt, und mit der übrigen Hautsubstanz von gleicher Beschaffenheit sind. Diese Fransen vertreten wahrscheinlich die Stelle der Athemlöcher, oder sind vielleicht nur verlän- gerte und plattgedrückte Athemlöcher. Gegen das Schwanzende sind sie mehr abstehend, und daher’am deutlichsten zu sehen; der äussere Rand erscheint durch sie scharf sägeförmig. Bosc und Creplin zählten 80, letzterer bis 90 solcher Ringe, was ich auch bestätigt fand. Aeussere unterscheidende Charaktere für beide Geschlechter konnte ich nicht auffinden.
Nach einer genauen Untersuchung mehrerer aus dem Meerschweinchen und aus der Ziege herstammender Exemplare, gehören die bisher als verschiedene Arten (P. denticulatum und emarginatum) angesehenen Formen, wie schon Rudolphi vermuthete, wirklich zusammen. Eben so ?. Fera, was mir durch die Freundschaft des Herrn Dr. Creplin in einer genauen und richtigen Abbildung mitgetheilt wurde. Ich habe den älteren, die Art mehr bezeichnen- den Namen beibehalten. |
Nach Creplin’s Beobachtung am lebenden Thiere, scheinen von den fünf halbmondfor- mig gestellten Vertiefungen, fünf Canäle nach rückwärts sich in einen Canal zu verbinden, und dann am Rücken herabzulaufen. Creplin brachte das Thierchen in lauwarmes Wasser, es bewegte sich da mit vieler Lebhaftigkeit, streckte sich aus, legte sich bald auf den Rücken, bald auf die Bauchseite, unter welchen Bewegungen die Häckchen bald sichtbar wurden, bald wie- der verschwanden.
4. Pentastoma serratum R. Tab. III. Fig. 14__15. (Eine Copie.)
P. subellipticum planum, seriatim transversim denticulatum; ore orbiculari intermedio. foveis semilunatim positis.
Linguatula serrata Frölich im Naturforscher, 24. Bd. p. 148. T.4. Fig. 1415 und 25. Ba. p.101, Gmelin sysi. nat. p. 3052. Nr. 1. Lam. anim. sans. vert. T. III. p. 173. Polystoma serratum Zed. Erster Nachtrag zur Naturgesch. der Eingeweidew. von Goeze. p. 03. Zeder Naturgesch. der Eingeweidew, p. 230. Nr. 1. Rudolphi hist. entozoor. Vol, II. P.2. p.449. Pentastoma serratum R. Synops.p. 124. Deslongch. Eneyel. meth, p. 612. Fröhlich fand im December 1788, 5__6 bereits todte Individuen dieses Wurmes in der Lungensub- stanz des gemeinen Hasen (Lepus timidus). Seit dieser Zeit wurde meines Wissens dieses Thier nicht wieder gefunden , und ich bin daher genöthigt hier Fröhlich’s Beschreibung zu wiederholen.
„Die Würmer waren zwei Linien lang,am Vorderende % Linien, am Hinterende Y Li- nie breit.‘
„Der Körper war länglicht eiförmig oder zungenähnlich, flach, schneeweiss. Das Vorderende dicklicht, breiter, abgerundet, an der Spitze aber eine kaum merklich hervorstehende durch- sichtige Wulst, die sich an den Seiten in eine helle, weisse Haut verliert. Unter der Spitze des
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Vorderendes in der Mitte eine deutliche runde helle Mündung, an welcher seitwärts zwei dunklere Nebenmündungen zu jeder Seite stehen. Diese vier Nebenmündungen sind von einan- der abgesondert, dunkler als die Hauptmündung, ausgehöhlt, und in ihrer Mitte zeigt sich ein dunkler schwärzlicher Punkt, der Anfang des Saugcanals. Die Oberfläche des Wurmes ist fein querlinirt, gleichsam gegliedert; an dem Vorderende sieht man sehr feine Häckchen, und seit- wärts vier tiefe Furchen, die den vier Nebenmündungen gerade entgegengesetzt stehen. Das Hinterende mehr zusammengezogen, flacher , abgerundet, deutlich querlinirt. Die Seitenränder des Wurmes’ mit einer sehr zarten, hellen, durchsichtigen Haut eingefasst, aus welcher sehr feine krystallglänzende, scharfe Zähnchen hervorragen, und auf diese Weise die Seiten sägezähnig erscheinen, wie die Zunge der meisten Linneischen ‚Sperlinge. Die Zähne setzen als feine Querlinien durch die Seitenmembran durch, und verlieren sich in die Querfalten des Wurmes.‘
„In der Mitte hat der Wurm einen dunklen, länglichen Fleck, um den die Eier in Punkten herumstehen. Dieser dunkle Fleck in der Mitte, theilte sich bei einem Individuum unter dem Pressschieber in fünf feine Canäle, wovon vier sichtbar gegen die Seitenmündungen, und der fünfte dickere an die Hauptmündung aufwärts liefen.“
Auch von dieser Art vermuthet Ru dolphi, dass sie mit P.’denticulatum gleichartig sei, sie mag hier übrigens noch als selbstständig bleiben, bis ein glücklicher Zufall sie wieder aufinden macht, und sie mit den bekannten Arten verglichen; entweder ihre Selbstständigkeit dargethan, oder einer schon bekannten Art einverleibt werden kann.
Sect. IH. Hamuli simplices, corpus teretiusculum. Pr}
5. Pentastoma oxycephalum. Tab. III. F. 16__23.
pP. subelavatum, transverse lineatum , ‚capite acuminato truncato deplanato, cauda obtusa; ore intermedio oblongo, foveis cuneatim dispositis.
Pentastoma proboscideum Crocodili Seleropis R. Synops. Appendix p. 687.
Diese Art wurde zuerst am k. k. Hof-Naturalienkabinete gleichzeitig mit P. sudtriguetrum, in den Lungen eines weiblichen Brillenkrokodilles (Champsa Sclerops) , im Juli 1821 gefunden, wie auch in den Lungen eines ebenfalls weiblichen Kaimans (Crocodilus acutus), im October 1821. Später fand Nat- terer dieselbe Art hiufig in den Lungen und Luftröhren von C%. Sclerops, und zwar in einem Männchen zulrisanga (im November 1822), in einen Männchen und zwey Weibchen zu Cuyaba (im May 1329, in zwei Männchen zu Rio Cabacal (im August 1825), an 109 Exemplare, und in einem Weibchen zu Caissara (im März 1826).
Beschreibung. Die Individuen sind meist von gleicher, Grösse, . 5-8 Linien lang , am dickeren Ende über eine, am schmäleren aber ” Linie breit, ‘von schmutzig weisser, nicht selten ins braune gehender Farbe. Der Körper ist keulenförmig, an seinem dickeren Ende (dem Kopfende) nach vorne verschmälert, etwas zusammengedrückt,, und am Rande zu jeder Seite mit drei kleinen Erhöhungen versehen , wodurch dieser Theil an der ‘Spitze wie an den beiden Seitenrändern ausgeschweift erscheint. Die in die Länge gezogene, am Grunde erweiterte Mundöffnung , liegt innerhalb der Mitte der zwei oberen Hackengrüben; die zwei unteren sind so gestellt, (dass sie mit den beiden oberen die Form eines abgestutzten Kegels vorstellen.’ Die Häckchen sind einfachund nach innen gekrümmt. Das Schwanzendeist’abgerundet; der Kör-
DIESING , MONOGRAPHIE DER GATTUNG PENTASTOMA. 21
per mit schmalen Faltenringen umgeben, die mit zahlreichen Erhöhungen (Athemlöchern) be- setzt sind. Aeusserer Geschlechtsunterschied wurde nicht wahrgenommen.
6. Pentastoma subcylindricum. Tab. III. F. 24.__36.
P. subeylindricum, plicato-annulatum, postice subattenuatum , utrinque obtusatum; ore or- biculari intermedio cum foveis in unam lineam dispositis.
Natterer fand diese neue Art in folgenden Säugethieren : Midas chrysopyyus Natt. N. 32. (fem.) Auf der Leber und auf den Lungen, zuYpanema,im März 1822. Didelphys murina L. mas. et fem. Frei in der Brust und Bauchhöhle,zuYpanema, im October 1821.
Didelphys Philander L. Auf der Leber und auf dem Darmkanal in eigenen Häutchen eingeschlossen , der Körper in der Mitte zusammengebogen.
Procyon cancrivorus Nlliger. fem. Auf der Leber und auf dem Zwerchfelle fest, zu Cuyaba, im August 1824.
Dasypus niger Licht. fem. Frei aus der Bauchhöhle, zu Ypanema, im November 1821.
Mus pyrrhorhinos Neuw. »nas. Auf der Leber fest. Ypanema, im Juny 1822.
Mus fuliginosus Natt. N. 83. fem. In der Brust und Bauchhöle. Ypanema, im April 1822.
Phyllostoma discolor Natt. N. 96. Aussen auf dem Magen, gerade ausgestreckt ohne Kapsel. Quyaba,
im Jänner 1825.
Beschreibung. Der Körper ist fast cylindrisch , zuweilen bogenförmig gekrümmt , ge- gen das Schwanzende wenig verschmälert, 57 Linien lang, im stärksten Durchmesser et- was über eine Linie breit, gelblichweiss, undurchsichtig, an beiden Enden abgestumpft. Die den Körper umgebenden Faltenringe stehen gegen das Schwanzende sehr gedrängt an einander, werden gegen das Kopfende breiter, und verschwinden am obersten Einde gänzlich. Ihre Zahl ist über 80. Der Rand erscheint abgestumpft gekerbt, und ist mit Athemlöchern versehen. Die Mundöffnung ist kreisrund „in der Mitte der in einer Reihe liegenden Hackengruben. Aeussere Unterschiede für beide Geschlechter konnte ich nicht auffinden.
Die kleineren noch nicht vollkommen ausgewachsenen Individuen sind meist S förmig ge- krümmt, das Kopfende ein wenig flach gedrückt, und am oberen Rande eingezogen, wodurch die Stellung der Hackengruben so geändert wird, dass die zwei äusseren Hackengruben seitlich über die zwei inneren zu stehen kommen, und ihre Stellung dadurch die Form eines von der Kopf spitze abgewendeten Halbmondes erhält. Je mehr sich diese Ausrandung verliert, desto gerader stehen die Hackengruben in einer Reihe , so dass sie bei ganz ausgewachsenen, und am Kopfende abgerundeten Individuen, in eine gerade Linie zu stehen kommen.
7. Pentastoma proboscideum R. Tab. III. F.37 41. Tab. IV. F.1__10.
P. clavatum, transverse plicatum, utrinque obtusum; ore orbiculari intermedio protracti-
li, foveis subarcuatim positis: spiculo maris kan) papilliformi, cute externa in forma prae- putii cincto.
Echinorhynchus Crotali Humboldt Ansichten d. Natur. 1. Auf. p. 162.
DistomaCrotali Humb. Ans, d, Nat. 1. Auf. p. 227. Rudolph. ist, entoz. Vol. I. P. II. p. 433. Porocephalus Crotali Humb. Receuwil ® observations de Zoologie, ete, fasc, 5 ei6. N, XII. p. 298__304. t. 26.
Polystoma proboscideum R, Magazin der Berl. Gesellschaft nalurforsch. Freunde. VI. Bad. p. 106. N. 63.
Pentastoma probosceideum R. Synops. p. 124. et 434. Humboldt Ans. d. Nat. 2 Auf. 2 Ba. p. 6 et 73. Deslongch. Encyel. meth.p. 613. Brems. öcones, p. 8.1. X. f. 22._24
22 DIESING, MONOGRAPHIE DER GATTUNG PENTASTOMA.
Alexander von Humboldt fand diese Art zuerst in den Lungen der tropischen Klapperschlange (Crotalus Durissus). Neuerlich wurde sie von Natterer aus nachstehenden Amphibien ge- sammelt: f
Podinema Teguizin Wagl. 2 mar. 1 fem. Aus der Bauchhöle ,3‘__6“ lang.
Boa Constrictor L. 2 mar, Aus den Lungen. Cuyaba, im November 1824. 1%,‘ und 2'”__4"! Jang.
Bothrops Jararaca Wagl. 2 fem. Aus d. Lungen und der Bauchhöhle. Ypanema, im December 1821. TUE lang:
Crotalus horridus L. 1mas. 1fem. Aus d. Lunge und Bauchhöhle. Matogrosso, im July 1828. 4_1' uud 5‘ lang.
Eunectes Scytale Wagl. 2 fem. Aus den Lungen. Rio Araguay, im October 1823. 1,‘ lang. An einem Exemplar ist das Schwanzende wieder keulenförmig verdickt.
Ophis Merremii Wagl. Aus der Luftröhre. __ 1 3‘! lang.
Spilotes pullatus Wagl. 1 fem. Aus den Lungen, Ypanema, im September 1821.
“
Beschreibung. Die Würmer sind von drei Linien, einen und einen halben Zoll und vier Linien lang, nach Verhältniss zu ihrer Länge nach vorne 1__3 Linien, nach hinten aber, von %,—2 Linien breit. Der Körper ist rund keulenförmig, schmutzig weiss, durchscheinend , der Quere nach gefaltet, und an beiden Enden abgerundet. Auf jeder solchen ringförmigen, den gan- zen Körper umgebenden Querfalte stehen Athemlöcher von kreisrunder Form, mit aufgeworfenen Rändern. Am dickeren Ende (dem Kopfende) .stehen am Rande vier warzenförmige gleich weit von einander entfernte Erhöhungen, in einer Linie neben einander. Unterhalb des Randes befindetsich die beinahe kreisförmige Mundöffnung,, zu beiden Seiten von zwei Hackengruben umge- ben, und mit dieser eine schwache nach innen gebogene Linie bildend. In jeder solcher Grube befindet sich ein einziger orangenfärbiger stark nach innen gekrümmter Hacken , der herausge- streckt und eingezogen werden kann. Eine ähnliche Verlängerung und Verkürzung will v. Humboldt auch an der Mundöffnung bemerkt haben.
Die ausgewachsenen Männchen sind um die Hälfte kleiner und schmächtiger als die Weib- chen, die Falten schärfer. Die Ruthe über der ersten Falte und unterhalb dem Munde warzen- formig , und von der allgemeinen Bedeckung nach Art einer Vorhaut umgeben.
Bei kleineren weiblichen Individuen aus der Bauchhöhle und Lunge einer Klapperschlange (Crot. horridus) ist der 4__6 Linien lange Körper, mit zahlreichen nahe an einander stehen- den Querfalten umgeben. Diese Falten stehen in einem 1Zoll langen Exemplare schon entfernter von einander, sind weniger deutlich, und verschwinden in einem zwei Zoll langen Weibchen gänzlich. Mit dem Verschwinden dieser Falten, hat auch wahrscheinlich das Thier seine grösste Ausdehnung erreicht. Die ganz kleinen Individuen sind zwar auch keulenförmig, aber nicht voll- kommen drehrund, sondern auf der Bauchseite flach, auf der Rückenseite aber etwas gewölbt.
Das von Bremser abgebildete Thier wurde nicht, wie er und Rudolphi angeben, im Crocodilus Sclerops, sondern (von Natterer) in den Lungen von Bothrops Jararaca ge- funden ; das im Krokodille vorkommende Pentastoma ist schon oben als P. oxycephalum beschrieben worden. Noch muss bemerkt werden, dass in Bremser’s Abbildungen die Stel- lung. der Hackengruben zu sehr bogenförmig ist, ich habe sie meist in gerader Linie (wie sie auch v. Humboldt abbildet) , oder in einer nur sehr schwach gebogenen Linie gefunden.
8. Pentastoma PEN Tab: VPE,
P. clavatum, moniliformi-articulatum , capite incrassato, obtuso, compressiusculo ‚ cauda apice acuminata; ore orbiculari infero, foveis subarcuatim positis.
DIESING, MONOGRAPHIE DER GATTUNG PENTASTOMA. 23
Die k.k. Sammlung verdankt das einzige Exemplar dieser neuen Art der Güte des Herrn Dr. und Pro- fessors Jul. Czermak, der esin der Lunge des Tiger-Pythons (Python Tigris) , im October 1828, gefunden. ;
Beschreibung. Die Länge des aschgrauen Körpers beträgt einen und “ Zoll und vier Linien , am dickeren etwas zusammengedrückten und abgerundeten Kopfende ist der Wurm zwei Linien breit, der schmälere Theil des Leibes misst etwasüber eine Linie, und das letzte Glied des sich schnell verschmälernden Schwanzendes ist 7/4 Linie breit. Durch Einschnürung er- scheinen hier an der ganzen Länge des Leibes (gegen das Kopfende aber verschwindend) , 20 deutlich zu unterscheidende , fast gleichweit abstehende wulstige Ringe, die dem Körper das Ansehen eines Rosenkranzes geben , und die sämmtlich von einer feinen, durchsichtigen, etwas abstehenden Membran umgeben sind *). Die Mundöffnung ist kreisrund, zu beiden Seiten etwas oberhalb derselben liegen , eine schwach gekrümmte Linie bildend, klaffende eiförmige Hacken- gruben, aus welchen einzelne kleine ein wenig nach innen gekrümmte lichtgeibe Häckchen her- vortreten. |
Diese Art steht wohl zunächst an P. proboscideum , unterscheidet sich jedoch durch den rosenkranzähnlichen Körper, durch die bei weitem geringere Anzahl der Ringe, und durch die unterhalb der Hackengruben liegende Mundöffnung. Sollte diese Art aber in der Folge mit der vorhergehenden verbunden werden müssen, so bleibt sie doch eine merkwürdige und nicht zu übersehende Abart.
9. Pentastoma megastomum. Tab. IV. F. 1418.
P. clavatum, transversim lineatum, capite incrassato obtuso , fornicato, cauda acumina- ta; ore orbiculari maximo, subinfero, foveis semilunatim positis.
Die k. k. Sammlung besitzt zwei Exemplare dieser neuen Art von Herrn Dr. und Prof. Aug. Fried. Sehweigger, aus der Lunge von Phrynops Geoffroana. \
Beschreibung, Die Würmer sind an fünf Linien lang, am dicksten Kopfende eine Li- nie, am Schwanzende aber nur Linie breit, der Körper ist etwas bogenförmig gekrümmt. Das dicke und abgestumpfte Kopfende ist nach vorne ein wenig gewölbt. Die kreisförmige Mundöffnung ist verhältnissmässig sehr gross ; der oberste Bogenrand steht mit den zu beiden Seiten liegenden Hackengruben fast in gleicher Richtung, die zwei anderen stehen tiefer, und bilden dadurch mit der ersteren einen Halbbogen. Die Häckchen sind einfach. Am äussersten Kopfrande über der Mundöffnung stehen zwei warzenförmige Erhöhungen, und unterhalb der- selben in beinahe gleichweiter Entfernung ‚und mit diesen parallel zwei desgleichen. Der Kör- per ohne Ringfalten, aber mit deutlichen runden erhobenen den ganzen Leib rings umgebenden nahe aneinander stehenden Athemlöchern. Das sehr verschmälerte Schwanzende mit einer nach innen liegenden klaffenden elliptischen gemeinschaftlichen Eierschlauch- und Afteröffnung.
Sect. III. Corpus teretiusculum. Hamuli geminati. 10. Pentastoma gracile. Tab. IV, F. 19__23. P. corpore subcylindrico , transversim annulato , plicato , capite obtuso clavato , apice caudali
ıntegro ; ore suborbiculari infero, foveis linearibus integris cuneatim dispositis, hamulis sub- aequalibus.
* - - . . . . . ) Vielleicht steht diese Erscheinung mit einer bevorstehenden Häutung in Verbindung, die neuerlich von Nordmann und Mehlis bei Binnenwürmern beobachtet wurde,
21 5 DIESING, MONOGRAPHIE DER GATTUNG PENTASTOMA.
Diese Art wurde zuerst von Natterer, in mehreren Amphibien und vielen Fischen, theils frei, theils in eigenen häutigen Kapseln eingeschlossen, in welchen sie mit dem gekrüanmten Kopfende gegen die Bauch- seite gerichtet liegen, gefunden, und zwar in: Podinema Teguixin Wagl. 1 mas. 1 fem. Auf dem Magen und den. Wänden der Bauchhöble, und einzeln in Kapseln aussen fest auf den Lungen. Cuyaba, im April 1824. 3__4”' lang.
Podinema n, sp.*) (N. 146.) 1fem. In Kapseln einzeln zusammengebogen im Mesenterium, zwischen den Magenhäuten und im Fleische zwischen den Rippen. Matogrosso, im November 1826. 2 _3"'
Bothrops Jararaca Wagl. Einzeln in Kapseln auf dem Darmkanal. Cuyaba, im April 1824. 2__3’" lang, 1,44 breit.
Elaps n. sp. (N. 103.) 1 mas. 1 fem. Aussen auf dem Darmkanal einzeln und zusammengebogen in Kap- seln. Cuyaba, im April, 1825. 3 1. 1%"__14!4 br,
Pseuderys, n. sp. (Nr. 140.) Einzelne in Kapseln in der Mitte zusammengebogen, aussen auf dem Ma- gen, Leber und Mesenterium, ‚wie auch auf dem Darmkanal. Caicara, April 1826. Grösse w.b.d. v. :
Tropidonotus n. sp. (Nr. 149.) Im Mesenterium. Matogrosso,im December 1826. Grösse w. b. d. v.
Coluber n. sp. (Nr. 152.) 1 mas. Einzelne in Kapseln aussen auf den Häuten des Magens. Matogrosso, im August 1827. Grösse w. b.. div.
Eunectes Scytale Wagl. 1. fem. In Kapseln einzeln eingeschlossen und darin zusammengebogen , auf dem-Magen,; zwischen den Häuten desselben und auf dem Mesenterium fest. Caicara, im Jän- ner 1826. Grösse w. b. d..v.
Salmo Saua Natt. (Nr. 60.) Aussen auf dem Darmkanal. Matogrosso, im November 1826. 4' Jang.
Salmo auralus Natt. (Nr. 9.) Aussen fest auf dem Darmkanal, im Fette des Darmcanals ohne Kapsel, und aussen auf der Schwimmblase. Cuyaba, im November 1824. 4" _ 1'' lang.
Salmo erythrophihalmus. Natt. (Nr, 77.) 1 fem. In Kapseln einzeln aussen auf dem Darmkanal. Mato- grosso,im November 1826. 3"'__4",
Salmo Tamuco Natt. (Nr. 28.) 1 mas. Auf dem Darmkanal fest. Cuyaba,im October 1824. 3".
Serrosalmo Piranha Spix. 2 fem. Im Fleische, besonders zwischen den Rippen. Cuyaba,im Mai und November 1824. 3U!_ 44,
Erythrinus Tralira Spix. 1'mas. 1 fem. In Kapseln zirkelförmig zusammengebogen ‚aussen auf dem Darm- kanal. Villa Maria, im September 1825. 1”.
*) Es mag hier der schicklichste Ort sein, die von Rudolphi im Anhange seiner Synopsis einstweilen mit Zahlen angeführten brasilianischen Thiere, in welehen Entozoen gefunden wurden, nach den neuersten Be-
. stimmungen zu verzeichnen, Alcedo 82—= A. Amazona L.__Amphisbaena. 30, = Siphonops annulata Wagle — Anas 197. — 4. Ipecutiri Vicill, _ Ardea Egretta = 4. Leuce Neuw. _ Bucco 79. = Monosa semicincta. Tem. __ Caprimulgus Urutau. — Nyctibius cornutus. Vieill. _ Caprimulgus 94. = C. Sapiti Tem. _ Colu- ber 42 (di. 21) = Liophis poecilogyrus Wagl. _ Coluber 15. = Herpedodrys laevicollis Boje. _ Coluber 16. —= C. Liehtensteini Neuw, __ Coluber 47.— Spilotes poecilostoma. Wagl. _ Coluber, 20, = Liophis milia- ris. Wagl. _ Cuculus senieulus. = Coccycus melacoryphus Vicill. _ Cuculus Tinguazu. — Coaesieis caya- nus Vicill. _ Dasypus novemeinctus L. —= D. niger Licht. _. Didelphis Qouiquiqua. = D. Quica Natt. — Didelph. virginiana, = D. Azarai Tem. _ Emberiza brasiliensis. — Fringilla citrina Natt, — Falco al- bicollis. = F. melanops. Daud. __ Himantopus melanopterus. = H. Wilsonü. Tem. _ Hirundo 95. = Cypse: lus collaris Tem. _ Hyla, 4. = Cephalophractus occipitalis Fitz. _ Larus 199. = L.dominicanus. _ Musei- capa. 44. = Platyrchynchus olivaceus Tem. __ Muscicapa 123. = Thamnophilus sulfuratus. Tem. —_ Podi- ceps 196. = P. dominicensis. L. _ Psittacus 35. — P. leocotes. Licht, _ Rallus 180, — R.n. sp. _— Rallus, 481. = R. plumbeus Tem, _ Rana cornuta, = Ceratophrys varia Neuw. — Rana musica. = Docidophryne Agua. Fitz. _ Bana, 1. = Cystignathus pachypus Wagl. _ Seincus, 9. = Euprepis auratus Fitz. _ Scolo- pax 188. — S frenata. Lieht. _ Silurus, 5. _ S. Herzbergü. Bl. _ Stellio. 10. = Tropidurus torquatus. Neuw. __ Sterna 102. (l. 201.) = S. galericulata Licht. _ Strix. 16. = S. atricapilla Natt. — Sylvia 163. = Thryothorus hypoxanthus. Vicill. _ Tanagra. 124. = T. olivascens. — Tanagra 187. = Ponetins cayennensis’ Tem. __ Tetrao. 173. — Perdix dentata Licht, _ Tinamus. 171. = T. Tataupa. Tem, _ Tina- » mus. 172,.—T. Tao Tem. __ Trigla. 19. = T. earolina Bl. _ Turdus.. 109, — Myiothera campanisona Licht,
DIESING, MONOGRAPHIE DER GATTUNG PENTASTOMA. 25
Silurus Jahu Natt. (Nr. 36.) 2 mar. 2 fem. Aussen auf dem Darmcanal und Mesenterium, wie auch aussen auf dem Magen eingekapselt. Cuyaba;-.1824;34 ZH,
Silurus Gerupoca Natt. (Nr.32.) 1fem. Aussen fest auf den Eierstöcken. Cuyaba, Jänner 1824. N
Silurus Piratinga Natt. (Nr. 139.) 1 fem. Aussen fest auf dem Darmcanal. Rio Araguay, im October
SaS re 1. Silurus megacephalus Natt. (Nr. 30.) 2 fem. Aussen auf dem Darmcanal eingekapselt. Cuyaba, im Oc-
tober 1824. 3". Silurus fasciatus L. 2 mar. 3 fem. Einzeln in Hautkapseln aussen auf dem Darmcanal und der Leber fest, jeder Wurm in der Mitte gebogen; wie auch im Fleische zwischen den Rippen in Kapseln.
Cuyaba, 1824. 2"'_1". Silurus Vituga Natt. (Nr. 37.) 1 fem, Aussen auf dem Darmcanal. Cuyaba, im Jänner 1824. 3“. Silurus Pintado Natt. 1 mas. Auf der Leber und im Mesenterium, in Kapseln einzeln. Matogrosso, im
December 1826. 3°". Pirarara bicolor Spix. 1 fem. In Kapseln zwischen den Magenhäuten. Matogrosso, im December
4826: 3,
Pimelodes Pirarampu Spix. 3 mar. 1 fem. In Kapseln aussen auf dem Darmcanal, wie auch einzeln in Kapseln und darin zusammengebogen im Fleische. Cuyaba, 1824. 2" _1”.
Sternarchus albifrons Schneid. Aussen auf der Haut des Darmcanals einzeln in Kapseln. Cuyaba, im Mai
1825. au zu Clupea Tobarana Natt. (Nr. 48.) 1 mas. In Kapseln einzeln auf dem Darmcanal. Matogrosso, im Juni
1827. v2 RER zu,
Raja Motoro Natt. (Nr. 45.) 1 fem. Einzeln in Kapseln zusammengebogen zwischen den Magenhäuten. Matogrosso, im December 1826. 3" _ 4,
Gymnotus Carapo Gmel. In Kapseln aussen auf dem Darmcanal fest. Cuyaba, im Jänner 1824. 24__3'.
Gymnotus electricus L. 1 fem. In Kapseln einzeln im Mesenterium und aussen auf den Häuten des Magens. Matogrosso, im November 1826. 2"! _ 4,
Gymnotus n. sp. (Nr. 70.) In Kapseln aus der Bauchhöhle. Caicara', im! October 1825. 3,
Synbranchus marmoratus Bl. Aussen auf der Leber und dem Darmcanal, einzeln in Hautkapseln. Cuyaba, im Jänner 1824. 2" _ 4",
Synbranchus n. sp. (Nr. 89.) 1 fem. Einzeln in Kapseln zwischen den Häuten des Darmcanals.. Mato-
! grosso,im August 1827. 2" __3'", Lobotes Monoculus Natt. (Nr. 65.) 1 fem. Auf dem Darmcanal. Villa Maria, im September 1825. 2".
Beschreibung. Diese Art wird von zwei Linien bis etwas über einen Zoll lang, und im Verhältnisse zu dieser verschiedenen Länge, am dickeren Kopfende Y__Vz Linie, am Schwanzende /« —'/s Linie breit. Der Körper ist drehrund, am dickern Ende etwas breit ge- drückt, am entgegengesetzten verschmälert, gelblichweiss undurchsichtig, und seiner ganzen Länge nach, mit gleichweit von einander abstehenden Ringen umgeben, die durch Faltung der Haut entstehen. Diese Falten verschwinden auch bei den grössten Individuen nie gänzlich, bei kleineren hingegen sind sie schärfer und- schmäler. Das Kopfende ist abgerundet, nach innen gewölbt, und hat unterhalb dem Rande, vier kegelförmig gestellte spaltförmige Vertiefungen, aus deren Mitte mehr nach aussen gekehrt, gepaarte, am Grunde mit einer wulstigen Hülle umgebene, fast gleichlange, gebogene orangenfärbige Häckchen hervorstehen. Innerhalb der Mitte der beiden unteren Hackengruben liegt die fast kreisrunde Mundöffnung. Ausser den jedes Glied ringförmig umgebenden Athemlöchern, bemerkt man noch unterhalb der Mundöffnung, vier warzenförmige Erhöhungen; zwei davon über dem ersten Gliede, und zwei im dritten, unter einander, beinahe ein Viereck bildend. Zwei andere ähnliche Erhöhungen stehen am äussersten Kopfrande und von dessgleichen an den Seiten des Kopfrückens in Form eines Kegels
4
26 DIESING, MONOGRAPHIE DER GATTUNG PENTASTOMA,
vertheilt; letztere sind unter allen die grössten und deutlichsten. Der Körper verschmälert sich allmählich in das etwas stumpfe, meist nach innen gebogene Schwanzende. Durch das allmäh- liche Verschmälern des Körpers, und durch das Verhältniss seiner Länge zur Breite, erhält diese Art ein sehr ausgezeichnetes schmächtiges Aussehen. Bei 2__3 Linien langen Individuen ist der Vordertheil übrigens weniger gewölbt, und die Häckchen treten nur selten hervor, die spaltförmigen Vertiefungen und die Mundöffnung aber lässt sich deutlich unterscheiden.
Dass hier Gross und Klein zu einer Species gehören, dafür sprechen die vielen Ueber- ganzsexemplare von allen Grösseh, wie sie z. B. in Silurus Piratinga von Natterer 6, in 5, fasciatus gezen 50, in Pimelodes Pirarampu wo er an 60 und in Silurus Jahu über 100 Individuen in einem Thiere, entweder frei oder in Bläschen eingeschlossen fand. Die in Bläs- chen eingeschlossenen Pentastomen dieser Art, sind bei Amphibien und Fischen immer schon zwei Linien lang, doch bei ersteren nie darüber, bei Fischen hingegen erreichen sie noch in der Kapsel in seltenen Fällen die Länge von fast einem Zoll. Einen Unterschied‘ zwischen Minnchen und Weibchen nach äusseren Charakteren konnte ich nicht ausmitteln, vielleicht deutet die oft gekrümmfe Schwanzspitze auf einen solchen Unterschied, was die Folge ent-
scheiden mag.
11. Pentastoma furcocercum. Tab. IV. Fig. 24 __32.
P. corpore subfusiformi transversim lineato, capite compressiusculo obtuse-triangulari, apice caudali bifurco; ore ovali margine calloso, extrorsum emarginato, terminali , foveis trilobis infra os, cuneatim dispositis, hamulis inaequalibus.
Diese höchst ausgezeichnete Art fand Natterer in nachstehenden Amphibien:
" Coluber Lichtensteinii Neuw. 1 mas. In derBauchhöhle nahe bei den Lungen. Cuyaba, im October 1821. 411"! Yang 1‘ breit.
Spilotes n. sp. Nr. 109. 1 mas. Fest im Mesenterium, ausgestieckt. Cuyaba, im März ri 1“ und 3! lang 1”! breit.
Amphisbaena flavescens Neuw. 1. fem. In den Lungen, ebenfalls zu Cu yaba,im Apnil 1824. 10’ lang Yıll breit,
Beschreibung. Die Würmer sind 9 _10 Linien und darüber lang, und verhältniss- mässig' nach vorne eine Linie und am Schwanzende Linie breit, von aschgrauer Farbe und von den durchscheinenden Organen braun und röthlichweiss gefleckt. Der fast spindelförmige Körper ist mit linienförmigen Ringen umgeben, die in. der Mitte des Leibes am deutlichsten sind, gegen beide Ende zu aber allmählich verschwinden. Auf jedem Ringe viele Athemlöcher, in mässiger Entfernung aneinander gereihet. Das etwas zusammengedrückte Kopfende ist stumpf dreieckig, an der Spitze mit einer eiförmigen, am Rande aufgeworfenen, nach. aussen ausge- randeien Mundöffnung versehen. Die unter dem Munde zu beiden Seiten liegenden Hackengru- ben bilden die Form eines abgestumpften Kegels.. Jede Hackengrübe decken drei abgerundete Tappen, von denen zwei zur Seite, der Mittlere aber nach oben steht. In jeder Grube zwei Hacken, die wahrscheinlich am Grunde verbunden sind, und wovon einer über dem andern liegt. Der obere ist fast gerade und kürzer, der untere länger, mehr nach ‚innen gebogen. Das Schwanzende in drehrunde’ Spitzen gespalten. «Das Männchen unterscheidet sich vom Weibchen durch 'eine in der Mitte über dem ersten vorderen Ringe gelegene: 'warzenförmige Ruthe. Ich fand an einem Weibchen die beiden Spitzen des Schwanzendes ausernänderkespeagke übrigens sind beide Geschlechter hier von gleicher Grösse.
DIESING, MONOGRAPHIE DER GATTUNG PENTASTOMA.
—
27
Systematische Uebersicht der Thiere, in welchen Pentastomen gefunden
wurden*).
Mammalia
Quadrumana.
Midas chrysopigus Nafl. No. 32.
Pentastoma subeylindricum. Ayd, pw. hyd. hep.
Chiroptera. Phyllostoma discolor Nalt. No. 96. Pentastoma subeylindrieum. ext. v.
Carnivora.
Procyon eanerivorus Hl. | Pentastoma subeylindrieum, hep. diaph. Lutra brasiliensis Ra). Pentastoma gracile. v. parasit, Canis familiaris LU Pentastoma taenioides R, Fr, laryn«. Canis Lupus L. Pentastoma taenioides. R. Fr. lary. Felis Catus, domesticus. L. Pentastoma denticulatum R. Ayd. hep.
Marsupialia
Didelphys murina L.
Pentastoma subceylindrieum. th. a, Didelphys Philander L.
Pentastoma subeylindrieum. Ryd. hep. hyd, i,
Glires.
Hystrix cristata Z,
Pentastoma denticulatum R. Ayd. pu. Mus fuliginosus Nat. No. 83.
Pentastoma subeylindrieum. ZA. a. Mus pyrrhorhinos Neuw.
Pentastoma subeylindrieum. Rep. Lepus timidus Z.
Pentastoma serratum R. pw. CaviaCobaya_L.
Pentastoma denticulatum R,pu. a.
Bradypoda.
Dasypus niger Licht, Pentastoma subeylindrieum. a.
Multungula.
Dieotyles torquatus Cw.
Pentastoma denticulatum R. v. parasit,
Bisulca.
CapraHircus Z.
Pentastoma denticulatum R,. Ahep. mes.
Capra americanal.
Pentastoma denticulatum R. hep.
Bos Taurus, domestieus L.
Pentastoma denticulatum R. pw.
Equus Caballus Z.
Pentastoma taenioides R. Fr.
Equus Mulus Bhiss,
Pentastoma tacnioides R. Fr.
Aves.
Grallatores. |
Ardea Cocoi L.
Pentastoma gracile, v. parasit.
Amphibia.
Testudinata.
Phrynops Geoffroana Wagl.
Pentastoma megastomum., pu.
Loricata.
Champsa Sclerops Wal.
Pentastoma oxycephalum. pz. Pentastoma subtriquetrum. Fau.
Crocodilus acutus Cw,
Pentastoma oxycephalum. pw.
Saurii.
Podinema Teguixin Wagt.
Pentästoma preboscideum R. «. Pentastoma gracile, Ayd. pu. hyd, v. a,
Podineman. sp. No, 146.
Pentastema gracile, Ayd, mes, tun, v.
Amphisbaenaflavescens Neww.
Pentastoma furcocereum. pu.
* . ”. [ . ” . . . .. . ® ) Die Abkürzungen sind hier beibehalten worden , wie sie Rudolphi in seiner Synopsis entozoorum p. 715 zuı Bezeichnung der einzelnen Organe, in welchen Entozoen gefunden wurden, angegeben hat,
1
4 *
28 DIESING, MONOGRAPHIE DER GATTUNG PENTASTOMA.
Ophidii.
Elapsn. sp. No. 108.
Pentastoma gracile. Ayd. :. ColuberLichtensteinii Neuw,
Pentastoma furcocercum. @. Colubern.sp.No, 152.
Pentastoma gracile. Ayd. v. Spilotes pullatus Wagl.
Pentastoma proboscideum R. pw, Spilotesn. sp. No. 109.
Pentastoma furcocercum. mes. OphisMeremii Wagl,
Pentastoma proboseideum. R. ira, Bothrops Jararaca Wagl.
Pentastoma proboscideum R. pw. a.
Pentastoma gracile. Ayd. ®. Pseuderys.n. sp. No. 140.
Pentastoma gracile. hyd. v. hyd. hep. hyd. mes. Tropidonotusn.sp. No. 149.
Pentastoma graeile. i Crotalus Durissus L.
Pentastoma proboscideum R. pu. Crotalus horridus Z.
Pentastoma proboseideum R. pu. @, Boa Constrictor L.
Pentastoma proboscideum R. pu. tra, Python Tigris Dauad.
Pentastoma moniliforme. pu, EunectesScytale Wagl.
Pentastoma proboseideum R. pu.
Pentastoma gracile. hyd. v. hyd. tun, v. mes.
Pisces.
Acanthopterigii.
Lobotes Monoculus Nat. No. 65. Pentastoma gracile. ©. ext.
Malacopterigii. Silurus faseiatus Z. Pentastoma graeile. hyd. i. Silurus Gerupoca Nat. No, 32, Pentastoma gracile, ov.
Silurus Jahu Nat. No. 36. Pentastoma gracile. 2. ext.
Silurus megacephalus Naft. No, 30. Pentastoma graeile. Ayd. i.
SilurusPiratinga Natt. No. 139. Pentastoma graeile. &. ext.
Silurus Pintado Natt.. Pentastoma gracile. hyd. hep, hyd, mes.
Silurus Vituga Natt. No. 37. Pentastoma gracile. ©. ext.
Pirara bicolor Spix. Pentastoma gracile. hyd, tun. v.
Pimelodes Pirarampu Spie. Pentastoma gracile. hyad. i.
Salmo auratus Natt. No, 9. Pentastoma gracile. ö. ext.
Salmo erythrophthalmus Natt. No, 77. Pentastoma gracile. Aya. ü.
Salmo Sau-a Naft. No, 60. Pentastoma gracile. ö, ext.
Salmo Tamucco Natt. No. 28. Pentastoma graeile. :. ext.
Serrosalmo Piranha Spie. Pentastoma gracile. car.
Clupea Tobarana Natt. No, 48. Pentastoma gracile. Ayd, ö.
Erythrinus Trahira Spie, Pentastoma gracile. hyd. &.
Synbranchus marmoratus Rl. Pentastoma gracile. Ayd. hep.
Synbranchus.n. sp. No. 89. Pentastoma gracile. Ayd. tun. ;.
GymnotusCarapo Gmel. Pentastoma gracile. Ayd. i.
Gymnotus electricus L. Pentastoma gracile. Ryd. mes. hyd, »,
Gymnotusn. sp. No, 70. Pentastoma grarile. hyd. i.
Sternarchus albifrons Schneid. Pentastoma gracile. Ayd. i.
Chondropterygii. Raja Motoro Nait. No. 45. Pentastoma graeile, hyd, tun, v,
Erklärung der Abbildungen.
Tab. 1.
Anatomie des Pentastoma proboscideum.
Fig. 1. Ein mässig vergrössertes Weibchen in Umrissen dargestellt. In der Mitte des dickeren Kopf- endes der fast kreisrunde Mund, mit den zu beiden Seiten zu zweien liegenden Hackengruben und deren Hacken. Am schmälern Schwanzende eine Vertiefung, in welcher Eierschlauch und After enden.
Fig. 2. Ein Weibchen in natürlicher Grösse; die allgemeine Bedeckung ist hier weggenommen, und man sieht den unter ihr am Rücken verlaufenden, nach vorne gabelförmig getheilten Eierstock; den viel- fältig gewundenen Eierschlauch, und stellenweise einen Theil des vom Eierschlauche nicht umwundenen Magens.
Fig. 3. Ein Theil der vergrösserten allgemeinen Bedeckung.
a. Die äussere Haut, die mit der Oberhaut innigst verbunden ist. An der inneren Fläche abgerissene fast becherförmige Gefässe, die mit ihrem vorderen Ende in dieser Haut sich verzweigen.
b. Das malpighische Schleimnetz; ein Gewebe aus kleinen Bläschen (oder vielleicht Gefässen), und grös- seren zusammengesetzten drüsenartigen Organen bestehend, die von Gefässen eingeschlossen werden, die am Grunde sich verästelnd, endlich in die oberste Hautschichte verlaufen. Der unter der äusseren ER lie- gende Theil ist hier zur Seite gelegt.
ce. Die eigentliche Haut (euis), aus wellenförmig sich durchkreuzenden Hautmuskelfasern zusammenge- webt, die mit den anliegenden malpighischen Schleimnetze zum Theil noch innig verbunden ist.
d. Ueber diesem Gewebe, und zwar zu beiden Seiten der Bauchseite liegende Bündel von Gefässen,, die der ganzen Länge nach herunter laufen; innerhalb ihrer Mitte erblickt man einen freien Raum, in welchem die Muskelhaut wieder zum Vorschein kommt.
Fig. 4. Ein einziges oben abgerissenes, am vorderen Ende sich verzweigendes Gefäss von Fig: 3. a. bei stärkster Vergrösserung.
Fig. 5. Ein eben solches Gefäss mit der eingeschlossenen Drüse , in derselben Vergrösserung, wie Fig. 3. 6.
Fig. 6. Die Muskelhaut wie Fig. 3. c. bei stärkster Vergrösserung dargestellt, der drüsige Körper ist hier weggeblieben, und endlich
Fig. 7. Vereinzelnte Gefässe von Fig. 3. d. bei stärkster Vergrösserung gesehen.
Fig. 8. Seitendurchschnitt eines Männchens. Den äussersten Rand bildet die allgemeine Bedeckung. In der Mitte liegt der Magen, an dessen Rande Gefässe entspringen; an seinem dickeren Ende verlauft die seitlich liegende Speiseröhre nach aussen in den Mund. Am untern Ende verlauft der Magen in eine feine Spitze, die wir dem Mastdarme vergleichen. An der Rückenseite des Magens, und ihn nach oben zu bei- den Seiten umgebend, liegt der Geschlechtsapparat. Zwischen der Speiseröhre und den Magen liegt das Ceredral- Ganglion, welches die Speiseröhre ringförmig umgibt, und Seitenäste ausschickend mit zwei dicken Fäden unterhalb und seitlich am Magen herabläuft.
Fig. 9. Der Magen mit der Speiseröhre für sich dargestellt, um die daraus entspringenden Seitenge- fässe noch anschaulicher zu machen; an seiner unteren Spitze befindet sich noch ein kurzer Theil des hier weggelassenen Geschlechtsapparates.
Fig. 10. Ein Theil der Schwanzspitze eines Weibchens, in einem Durchschnitte von der Rückenseite gesehen. In der Mitte liegt ein Theil des Magens, der zu beiden Seiten von einer von den Langsgefässen ge- bildeten Falte eingeschlossen wird, Dem Magen zur Rechten erscheint der hier etwas nach der Seite ge- legte Eierstock, zur linken Seite aber ein Theil des Eierschlauches.
30 DIESING, MONOGRAPHIE DER GATTUNG PENTASTOMA. f
Fig. 11. Derselbe Gegenstand in einem Seitendurchschnitte. Der dicke Rand stellt die allgemeine Be- deckung, mit einer seitlich liegenden Vertiefung zur Aufnahme des Darmes und Rierschlauches dar. In der Mitte liegt ein Theil des Magens, mit dem sich in die Vertiefung mündenden Darm und Eierschlauch, An der Seite ist noch ein Theil des Eierstockes zu sehen.
Fig. 12. Ein Stück der inneren Mägenfläche, mit den ‘sich 'stellenweise "gabelförmig theiiriden Ma- genfalten.
Fig. 13. Ein Stück der äusseren Fläche des Magens, mit den ihn umgebenden Gefässnetze, und den Fig. 9. nur angedeuteten Seitenästen.
Fig. 14. Ein Theil dieses Gefässnetzes, bei stärkster Vergrösserung.
Fig. 15. Idealischer Durchschnitt sämmtlicher Lagen der allgemeinen Bedeckung, um den Verlauf der Seitengefässe des Magens bis in die äusserste Hautschichte noch anschaulicher zu machen.
Fig. 16. Das männliche Geschlechtssystem ausser aller Verbindung. Nach unten der 'spindelförmige Hoden (/estieulus),mit den aus ihn entspringenden geschängelten Oberhoden (epödidymis) und zu beiden Sei- ten seines verdickten Endes, das sich theilende zurück oder ausführende Samengefäss (vas deferens sive .efferens). An jeder Spitze dieses Samengefässes befindet sich die, mit einem wurmförmigen Fortsätze ver- schene Samenblase (vesicula seminalis) ‚und seitlich entspringt die noch getheilte Ruthe (penisisive spiew- Zum), die sich an der Spitze zu einem Ganzen verhindert. Unterhalb ihrer Verbindung die beiden. eiförmi- gen Verstehdrüsen (prostalae).
Fig. 17. Derselbe Gegenstand etwas mehr vergrössert, nach eben auseinander gelegt; unten ist nur noch ein Theil des Hodens zu schen.
Fig. 18. Die Speiseröhre und der' Magen, mit den nach rückwärts liegenden männlichen Gemidlechts- theilen; der die Speiseröhre umfassende Nervenring; und die zu beiden Seiten herablaufenden Fäden des Cerebral - Ganglions.
Fig. 19. Körnige Masse aus dem Hoden, sehr stark vergrössert.
Fig. 20. Der Magen mit demnach oben liegenden Eierstocke, und einen kurzen Theil des Eierschlauches.
Fig. 21. Ein Theil der inneren Fläche der allgemeinen Bedeekung mit den beiden Gefässstämmen und - links eine lichte, linienförmige Stelle, welche durch kurze Fäden mit dem Eierstocke in Verbindung steht.
Fig. 22. Kugliger Körper in dessen, nach vorne abgeplatteter Seite der Hacken eingesenkt ist. Unter- halb der Mitte des äusseren Randes entspringen Muskelbündel.
Fig. 23. Der kugelige Körper ist: hier weggenommen, und man sicht die am Rande entspringenden lan- zetförmigen Lappen, von deren Spitzen Muskelbündel ausgehen.
Fig..24. Sehr vergrösserter Hacken.
Tab. 11.
Fig. 1. Ansicht eines Theiles der inneren Fläche des Pentasitoma taenioides. An der linken Seite, und am Grunde der Rechten ist die allgemeine Bedeckung nicht weggenommen. Im inneren Raume bemerkt man die querliegenden Muskelbündel, die einen elliptischen durchsichtigen Raum einschliessen, der mit einer buchtigen Vertiefung am undurchsichtigen und gekerbten Rande in Verbindung steht; endlich die zu beiden Seiten herablaufenden Nervenstämme des Cerebral - Ganglions.
Fig. 2. Dasselbe Thier. Die allgemeine Decke ist hier weggenommen, und man erblickt in der Mitte den Magen, mit den ihn umwindenden Eierschlauche, und den am Rücken liegenden, hier etwas zur Seite gelegten: Eierstocke.
Fig. 3. Das weibliche Geschlechtssystem von Pentastoma proboseideum, Der gabelförmig getheilte, in die zweihornige Gebärmutter übergehende Eierstock. Am inneren Rande jedes Hornes das Organ zur Bil- dung des Eiweisses und der äusseren Schale. Aus der Mitte des untern Randes der Gebärmutter entspringt der Eierschlauch.
Fig. 4. Ein Theil des Eierstockes bei schr starker Vergrösserung.
Fig. 5. Das nach Wegnahme der Eier sich verästelt zeigende Gefäss des Eierstockes, (das an einem kurzen Theile des Eierstockes zufällig gespalten war und hier auch so gezeichnet wurde, um ar Echtheit des Gefässes zu erweisen.)
DIESING, MONOGRAPHIE DER GATTUNG PENTASTOMA, 31
Fig. 6. Ein Stück des Eierschlauches mit den durchscheinenden Eiern. Fig. 7. Stellt die Verbindung der Gebärmutter und des Eierschlauches mit einigen Zweigen des Ce-
rebral- Ganglions dar, wie auch den Verlauf dieser Nerven in die Muskelbündel des Hackenkörpers.
Fig.
Fig.
Fig.
Fig.
Fig.
Fig.
Fig. 8. Die geronnene Masse aus dem Organe für Bildung des Eiweisses und der äusseren Schale. Fig. 9. Ein noch gestieltes Ei, aus dem Eierstocke.
Fig. 10. Vollkommen rund gewordenes Ei , aus der erukter:
Fig. 11-13. Eier aus dem Eierschlauche,
Fig. 14. Ein Stück des Eierstockes von Pentastoma taenioides.
Fig. 15. Geschlechtssystem desselben Thieres in Verbindung mit einem Theile des Cerebral-Ganglion. Fig. 16. Dasselbe von rückwärts gesehen, noch überdiess mit einem Stück des Magens in Verbindung. Fig. 17. und 18. Eier aus dem Eierschlauche von Pentastoma taenioides.
Fig. 19. Das Cerebral - Ganglion von Pentastoma proboseideum.
Fig. 20. Das Cerebral- Ganglion von Pentastoma taenioides.
Tab. IH.
1__5. Pentastoma laenioides. Aus der Stirnhöhle eines Wolfs. (Canis Lupus.)
Fig. 1. Ein Männchen in natürlicher Grösse.
Fig. 2. Ein Weibchen in natürlicher Grösse, mit den vier Hackengruben und innerhalb ihrer Mitte
der Mund.
Fig. 3. Vergrössertes Kopfende des Männchens,mit der unterhalb dem Munde hervorstehenden Ruthe.
Fig. 4. Vergrössertes Kopfende eines Weibchens.
Fig. 5. Ein 'Theil der Haut mit den Athemlöchern, sehr vergrössert.
6__8. Pentastoma subiriguetrum,. Aus dem Rachen eines Brillenkrokodilles. (Champsa Sclerops.)
Fig. 6. Natürliche Grösse des Wurmes, von der Rückenseite.
Fig. 7. Derselbe Wurm vergrössert, von der Bauchseite gesehen.
Fig. 8. Die Haut mit den Athemlöchern.
9__13. Pentastoma denticulatum, Aus den Lungen des Meerschweinchens. (Cavia Cobaya.)
Fig. 9. Natürliche Grösse.
Fig. 10. Vergrössertes Kopfende, von der Bauchseite ‘gesehen.
Fig. 11. Vergrössertes Kopfende, von der Rückenseite dargestellt.
Fig. 12. Ein Stück der allgemeinen Bedeckung mit ihren Fransen.
Fig. 13. Schwanzende, welches zuweilen ausgerandet erscheint.
14 —15. Pentastoma serratum. Aus den Lungen eines Hasen. (Lepus timidus.) Eine Copie nach
Frölich, der Verfasser gibtıdazu nachstehende Erklärung:
Fig. 14. Am obern Rande die Hauptmündung. Unter dieser die vier halbmondförmigen Nebenmündun- gen mit ihren hellen, einwärts gekrümmten Kanälen. Am Rande die durchsichtige Mem- brane, aus der die ee en Sägezähne 'hervorragen, und fast in der Mitte des Wurmes ein heller Sack, um den die Eier herum liegen.
Fig. 15. Dieselbe Vergrösserung, der Wurm aber im natürlichen Zustande __ nicht gepresst. Die . Hauptmündung mit den vier dunkleren Nebenmündungen.
23. Pentastoma oxycephalum. Aus den Lungen des Brillenkrokodilles. (Champsa Selerops.) Fig. 16__19. Natürliche Grössen des Wurmes.
Fig. 20__21. Vergrösserte Kopfende. Ne 22. Seitenansicht eines vergrösserten Kopfendes. Fig. 23. Schwanzende mit den Athemlöchern. f 2 24 28. Pentastoma subeylindricum. Aus der Bauchhöhle des Mäuse- Beutelthieres. (Didelphys murina.) Fig. 24. Natürliche Grösse: Fig. 25. Dasselbe vergrössert. Fig. 26. Vergrössertes Kopfende.
32
DIESING, MONOGRAPHIE DER GATTUNG PENTASTOMA.
Fig. 27. Vergrösserte Haut mit den Athemlöchern.
Fig. 28. Ein noch in einem durchscheinenden Häutchen eingeschlossener Wurm in natürlicher Grösse. Fig. 29 36. Pentastoma subeylindricum. Aus der Oberfläche der Leber des Philander - Beutelthieres. (Didelphys Philander.)
Fig. 29__33. Verschiedene Formen dieses Wurmes in natürlicher Grösse.
Fig. 34 — 36. Die Ausrandungen am Kopfende.
Fig. 37 _ Fig. Fig. Fig. Fig. Fig.
41. 37. 38. 39. 40. 41.
Pentastoma proboscideum, Aus der Lunge der a ee (Bothrops Jararaca.) Ein Männchen in natürlicher Grösse.
Seitenansicht eines vergrösserten Kopfendes mit der Ruthe.
Ein Weibchen in natürlicher Grösse.
Vergrössertes Kopfende eines Weibchens, von der Bauchseite.
Vergrösserte Haut mit den Athemlöchern.
Tab. IV.
Fig. 1__10. Pentasioma proboscideum. Aus der Bauchhöhle des Teiu. (Podinema Teguizin.) Fig. 1__6. Natürliche Grösse in verschiedenen Formen. Fig. 7. Stark vergrössert, die Querfalten sind hier noch sehr deutlich. Fig. 8__9. Ein nach innen etwas gewölbtes Kopfende , wodurch die Hacken nicht in eine Reihe zu
Fig. Fig. 1113. Fig. Fig. Fig. Fig. 14 _ 18. Fig. Fig.
Fig. Fig. Fig. Fig. 49 23: Fig.
Fig.
Fig. Fig.
Fig. Fig. 24 —_ Fig.
Fig. Fig. Fig. Fig. Fig.
Fig.
10. 11. 12. 13.
14. 15:
16.
17.
18.
19. 20. 21. 22.
23. 32. 24.
25. 26.
7
30. 31.
32.
stehen kommen, sondern nach aufwärts halbmondförmig stehen.
Vollkommen entfaltetes Kopfende, mit den vier Warzen am äusseren Kopfrande.
Pentastoma moniliforme. Aus der Lunge des Tiger-Python. (Python Tigris.)
Das Thier in natürlicher Grösse.
Vergrössertes Kopfende.
Ein vergrösserter Theil der Haut, mit den Athemlöchern.
Pentastoma megastomum. Aus der Lunge des Krötenkopfs. (Phrynops Geoffroana.)
Natürliche Grösse.
Vergrössertes Kopfende von vorne gesehen,mit den am oberen und unteren Rande der Mund- öffnung zu zweien stehenden Warzen.
Derselbe Wurm von der Seite gesehen. N
Vergrösserte Schwanzspitze mit der Aftergrube.
Ein Theil der allgemeinen Bedeckung mit den Athemlöchern.
Pentastoma gracile. Aus der Oberfläche des Darmkanals der Gold-Forelle. (Salmo auratus.)
Natürliche Grösse.
Vergrössertes Kopfende, mit vier Warzen am äussern Kopfrande, und vier an der innern Fläche.
Dasselbe von der Seite gesehen.
Vergrössertes Kopfende von der Rückenseite mit den zwei Warzen am äusseren Kopfrande, und vier auf der Rückseite.
Ein Theil der allgemeinen Bedeekung mit den Athemlöchern.
Pentastoma furcocercum.
Natürliche Grösse, aus der Nähe der Lunge der Lichtenstein’schen Natter. (Coluber Lieh- tensteinüi.)
Ein mehr vergrössertes Individuum, aus dem Mesenterium des Spilotes No. 109.
Kopfende von der Bauchseite geschen. 29. DieLappen der Hackengruben in verschiedenen Stellungen.
Vergrössertes Schwanzende mit gerade verlaufenden Spitzen ; wahrscheinlich eines Männchens.
Vergrössertes Schwanzende, vermuthlich eines Weibchens , mit auswärtsstehenden Schwanz- spitzen.
Ein Stück der allgemeinen Bedeckung mit den Athemlöchern.,
ACANTHOPHYLLUM
U. A. MEYER
NEUE PFLANZENGATTUNG AUS DER ORDNUNG DER SILENEEN,
NÄHER ERLÄUTERT UND VON EINER
CHARAKTERISTIK ALLER GATTUNGEN DER ALSINEEN
BEGLEITET
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Ds. EDUARD FENZ1.
(ERSTE ABTHEILUNG
Mit 3 Steindrucktafeln.
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Wenn man die Ordnung der Caryophyllaceen, so wie sie Jussieu im Jahre 1789 in seinem unvergänglichen Meisterwerke den »genera plantarum« aufstellte, in Bezug auf die natürliche Verwandtschaft der sie bildenden Pflanzengeschlechter unter sich, mit ihrem gegen- wärtigen Zustande vergleicht, so wird man in ihrer Zusammensetzung wohl bedeutende Verän- derungen wahrnehmen, zuletzt aber finden, dass die ganze Reform, die die Ordnung erlitten, sich bloss auf die Ausscheidung einiger wenigen Gattungen reducirt, deren abweichender, dem Verfasser damals kaum recht bekannter Fruchtbau, sie anderen Ordnungen näher zugesellt; denn jene Genera, welche später zu den Paronychieen wanderten, sind in jeder Beziehung so nahe mit den eigentlichen Caryophyllaceen verwandt,, dass Jussieu sie anderswo nie besser hätte unterbringen können.
Die ganze Ordnung zerfällt nach ihm in sieben Tribus, deren letztere, __ die Gattungen: Rotala, Frankenia, Linum und Lechea enthaltend __ er damals schon, von der Nothwen- digkeit ihrer später erfolgten Trennung überzeugt, von den übrigen gleichsam durch die Auf- schrift: »genera affinia« ausschloss. In den vier ersten Abtheilungen finden sich bloss Gattungen, die einen getheilten, in der fünften und sechsten solche, die einen röhrenförmigen Kelch besitzen. Die Erste durch drei Staubgefässe und einen einfachen oder dreitheiligen Griffel bezeichnet, be- greift folgende Genera: Ortegia, Loefflingia, Polycarpon, Mollugo, Holosteum, Minuartia, Queria und Donatia ;- die zweite auf die Vierzalıl der Staubgefässe und Griffel oder die Zwei- zahl der letzteren gestützt, die Gattungen: Buffonia und Sagina, die dritte die Gattungen mit fünf oder acht Staubgefässen und zwei, drei oder vier Griffeln, wie: Alsine, Pharnaceum, Moehringia und Elatine,; die vierte endlich die Gattungen mit zehn Staubfäden und drei oder fünf Griffeln, als: Bergia, Spergula, Cerastium , Cherleria , drenaria, Stellaria. Die. fünfte Tribus durch einen röhrigen Kelch, zehn Staubfäden und zwei, drei oder fünf Griffeln von den vorigen geschieden, begreift die Gattungen: Gypsophila , Saponaria, Dianthus, Silene, Cucubalus , Lychnis und AJgrostemma ; die sechste endlich von der vorhergehenden durch eine geringere Anzahl von Staubgefässen als zehn und zwei oder drei Griffeln getrennt, die Gattungen: /elezia, Drypis und Sarothra.
Zehn Jahre später wurde diese Anordnung Jussieu’s beinahe ohne Aenderung von Ven- tenat') wiederholt, nur wird der Gattung Donatia in der ersten Tribus, Sarothra in der sechsten, und Rotala in der siebenten gar nicht erwähnt.
So blieb diese Anordnung, ohne eine bedeutende Reform *) zu erleiden, bis zum Jahre 1815 stehen, in welchem St. Hilaire in seiner berühmten Abhandlung über die Placentatio centralis die Nothwendigkeit einer Sichtung der Caryophyllaceen bewies, und, nachdem er
) Ventenat, Tableau du regne vegetal. Paris 1799. T. IIL, p-: 233 etc. 2) Der Gattung Linum wies De Candolle schon im Jahre 1813 in seiner Theorie element. T.1. p. 217 ihren bestimmten Platz als eigene Ordnung an.
5 *
36 FENZL, ÜBER ACANTHOPHYLLUM UND ALSINEEN,
der Gattung Donatia ihren Platz unter den Saxifrageen und Sarothra ') unter den Gen- tianeen angewiesen, die Bildung der neuen Familie, der Paronychieen vorschlug ?). Dieser wurden nun, mit Jussieuws Zustimmung °), nebst mehreren Amarantaceen und Portu- laceen (J uss.) folgende Caryophrlleen einverleibt, als: Zoefflingia, Polycarpon, Minuartia und Querta.
In dem im Jahre 1823 erschienenen dritten Bande des Dictionaire classique d’histoire naturelle p. 238, erschien von Ach. Richard eine veränderte Uebersicht der nunmehr in zwei "Tribus vereinigten Gattungen der Caryophylleen *), von welchen die erstere » Dian- theae« fast alle Jussieu’schen Gattungen der fünften und sechsten Tribus, nebst den sämmt- lich unhaltbaren, von Silene, Lychnis und Agrostemma abgetrennten, wie Hedone Loureiro°), Otites Rich. und Githago Desf. umfasste. Die zweite Abtheilung »4lsineae,« aus den Resten der vier ersten Tribus nach St. Hilaires Reformen bestehend, erhielt an Stipulicida Michx., Spergulastrum Michx. (Micropetalum Pers.), T’orena Adans. und Hymenogonum Juss. °) einen Zuwachs. Der Gattungen Zlatine und Bergia wurde unter den Alsineen weiter nicht mehr erwähnt.
Seringe behielt in dem ersten Bande vonDeCandolles Prodromus (182%) obige Einthei- lung fast unverändert bei, nur erhielt die erste Tribus statt »Diantheae« den Namen »Stuleneae« und an Banffya Baumg. einen eben nicht erheblichen Zuwachs. Besser erging es den Alsineen, die mit Gouffeia Robill. et Cast., Physa Pet. Thou., Zarbrea St. Hill. (Diagnosi generica et specif. erronea, in Vol. 3. p.365 demum emendata), Drymaria Willd. und dem, am Ende der Ordnung fraglich angeführten Zydropityon Gaertn. , bereichert erscheint. Stipulicida , Torena und HZymenoganum bleiben weg; Ortegia, Bergia und Elatine werden aber noch, wiewohl zwei-
.felnd an der Richtigkeit ihrer Stellung, unter den übrigen aufgeführt, und die Ehrhard’sche Gattung Honckenya einige Jahre später als Adenarium Rafın. im dritten Bande nachgetragen.
Von allen noch anklebenden fremdartigen Bestandtheilen reinigte diese Familie aber erst Bartling in seiner trefflichen Abhandlung über den Bau und die Verwandtschaften der Alsi- neen (1825) ”), indem er, beide Tribus zu eigenen Familien gleichen Namens erhebend, aus den Alsineen alle mit Nebenblättern versehenen Arten ausschied, und diese zweckmässig den schon bestehenden Paronychieen einverleibte. Eine vollständige Aufzählung aller Gattungen, gab der Verfasser aber erst im Jahre 1830 in seinen »Ordines plantarum.« Die von St. Hi- laire, Jussieu und De Candolle zu den Paronychieen gezählten Genera Minuartia und Queria wurden mit vollem Rechte wieder den Alsineen einverleibt, und die Zahl derselben mit
1) Die Gattung Rotala erklärte St. Hilaire bei dieser Gelegenheit für eine Salicerie, und Frankenia für das Glied einer eigenen Familie. __ Die Gattung Lechea endlich, die einzige, die aus der siebenten Jussieu’schen Tri- bus noch erübrigte, wurde von Dunal im Jahre 1824 in De Candolles Prodr. T. I. p..285 den Cistineen einverleibt. : |
2) Rob. Brown sprach sich für die Bildung einer neuen Familie, die er Illecebreen nennen wollte, schon im Jahre 1810 aus, gab aber keine ausführliche Aufzählung der sie zusammensetzenden Gattungen; Jussieu’s dritte Tribus seiner Amarantaceen sollte dazu gezogen werden. Prod. fl. nov. Holl. p. 413.
3) Juss. Mem. du Mus. I. p. 387 (1815).
*) De Candolle proponirte diese Eintheilung schon früher in seiner Flore francaise.
5) Lychnis grandiflora Jacqu. _ L. coronata Thunb,
6) Diese beiden letzteren Gattungen finde ich nirgends beschrieben, nicht einmalTorena inAdanson's Familles des plantes.
7) Beiträge zur Botanik von Bartl. undWendland, Heft II.
“
FENZL, ÜBER ACANTHOPHYLLUM UND ALSINEEN. 37
Strephodon Ser. '), Triplateia Bartl. und Colobanthus Bartl. *) vermehrt. Bergia und Elatine trennte im Jahre 1829 schon Cambessedes als eigene Ordnung °).
Nach dieser geschichtlichen Darstellung aller wesentlichen Veränderungen *), die diese beiden sehr natürlichen Familien seit dem Jahre 1789 bis zum gegenwärtigen Augenblicke er- fahren, sei es mir erlaubt, eine neue mit Dianthus und Drypis gleich nahe verwandte Gattung der Sileneen, welche Herr Dr. C. A. Meyer in Petersburg in seiner Aufzählung der kauka- sischen und kaspischen Pflanzen im Jahre 1831 zuerst aufstellte, näher zu beschreiben, und bei dieser Gelegenheit mich über Einiges, die Sichtung der Gattungs-Charaktere in den beiden ge- nannten Familien Betreffendes, aussprechen zu dürfen.
ÄACANTHOPHYLLUM C. A. Meyer. Character differentialis: Calyx tubulosus, inaequilonge 5 dentatus, rigidus, bracteolis spinescentibus 2 __6 imbricatis inclusus. Petala 5, cuneata angusta unguiculata, la-
mina integerrima vel emarginata, fauce nuda. Stamina 10 capillaria, tubum longe superantia, hy- pogyne anthophoro cum petalis inserta. Ovarium 1 loculare, 4 ovulatum, placenta basali, columella centrali evanida. Styli duo. Capsula obovato-cylindrica, duplieci stylorum numero apice dehiscens, oligosperma. Semina compressa oblonga, hilo apicali. Embryo rectus, cotyledonibus incumbentibus. _— Fruticuli ramosissimi diffusi rigidi, habitu Drypidis; foliis oppositis acerosis pungentibus, abortu ramulorum saepe pseudoveiticillatis ; floribus minu- tis glomerato-fasciculatis, fasciculis in bractearum axillis per paria nunc in spicam interruptam capitulo terminatam, nunc in corymbum capitatum dispositis. — Genus Dianthum inter et Dry- pidem in medio haerens. Species duae, desertorum Asiae septentrionalis temperatae cives.
Acanthophyllum mucronatum. Tab. V.
A. ramulis scabriusculis, foliis acicularibus succulentis mucronato pungentibus, floribus glomerato -fasciculatis, fasciculis per paria in bractearum axillis sessilibus interrupte spicatis, ul- timo capituliformi, bracteolis 4__6 apice patulis calycem nudum aequantibus, petalis albis emar- ginatis. 1
Acanthophyllum muceronatum C. A. Meyer Verzeichniss der Pflanzen des Kaukasus ete. p. 210.
Arenaria vertieillata Willd. Sp. 2. 9.725. _ DC. Proa. 1. p. 408. _ Sprengel Syst. veg. 2. p. 402.
Alsine orientalis, fruticosa saxatilis, foliis et floribus verticillatis Tournef. Cor. p. 18.
t) Cerastii sp. capsulae dentibus circinatis. Als Gattung unhaltbar.
2) Steht richtiger bei den Portulaceen. M, s. die Gründe dafür im Verlaufe dieser Abhandlung bei der Gat- tung Sagina,
2) Mem. du Mus. V. 18. p. 225.
#) Die Vereinigung der Polygoneen, Sclerantheen, Portulaceen, Paronychieen und mehrerer Alsineen zu einer Ordnung, wie sie Hofrath Reichenbach in der flora excursoria bei der Familie der Portulaceen ver- suchte, widerspricht zu sehr der Natur und den Principien einer natürlichen Pflanzenordnung, als dass man sie für eine neue Reform der gedachten Familien anschen könnte,
.. ’ “8 FENZL, UBER ACANTHOPHYLLUM UND ALSINEEN.
Arenaria verticillata Herb. Wild. No. 8764.
Creseit in locis lapidosis aridis montium T alüs ch prope pagum Swant, alt. 4020 ped. (C.A.M eyer) — In Armenia inter Erzerum et Tokat (Gundelsheimer in herb. Willd.)
Descriptio. Fruticulus ramosissimus rigidus diffusus nodosus, internodiis plurimis se- miuncialibus et brevioribus; ramis senioribus teretibus, cortice laevi facile secedente cinerascenti- badio tectis; jJunioribus pallidis crassitie fili emporetici tenuioris, foliosis, inferius scabriusculis, ad inflorescentiae internodia pube brevissima reflexa densa exasperatis. Folia internodia subae- quantia vel parum superantia, opposita, acicularia mucronato-pungentia succulenta glabra, basi laeviter connata, ideoque facile labentia, patentia, recta, in ramulis sterilibus saepius arcuata, ramulorum non effoetorum fasciculis axillaribus facie verticillata.
Inflorescentia mixta, composita e fasciculis axillaribus et terminali capituliformibus rigidis, mole pisi majoris, per paria in bractearum axillis sessilibus, vel brevissime pedicellatis, in spi- cam interruptam (thyrsum spiciformem DC. Organgr.) confertis. Rachis fascicu- lorum singulorum angulata, 2__% florum sessilium paria alens, flosculo centrali cymae dicho- tomae, nullibi perfecte evolutae, terminata.
Bracteae cunctae foliaceae spinescentes, fasciculum aequantes, divergentes demumque diva- ricatae, facie canaliculatae, basi in membranam ciliolatam dilatatae. Bracteolae calycem inclu- dentes in flore centrali 4, in reliquis 6, bracteis similes, longitudine tubi, basi arctissime im- bricatae apice patulae, extimae saepius arcuatae, pungentes, nudae, margine sub lente cilio- latae. _— Calyx tubulosus 2’ longus 5 dentatus laeviter costato-striatus glaber, dentibus inaequi- longis late subulatis acuminatis, basi submembranaceis, per aestivationem imbricatis.
Corolla 5 petala, petalis cum staminibus anthophoro brevissimo insertis; petala linearia- cuneata, "/,'! lata, calyce fere sesquilongiora, lamina horizontali exapendiculata imberbi, apice emarginata sinu acuto, alba.
Stamina 10, filamentis capillaribus glabris, calycem fere triplo superantibus, antheris de- lapsis vario modo contortis, basi eglandulosis. Antherae ..... . Pollen dodecaedrico - pentago- num, faciebus medio foratis.
Ovarium parvum obovatum uniloculare, e carpophyllis duobus conflatum, in stylos distinctis- simos duos filiformes erectos arcuatos staminibus parum breviores, intus stigmatosos, sepalis (den- tibus) exterioribus oppositos, desinens. Stigmata subtilissime papillosa.
Ovula 4, oblonga erecta sibi invicem adpressa, funieulis umbilicalibus brevissimis placentae basali, columella centrali evanida, affixa. __ Capsula obovata - cylindrica membranacea 2.4 sperma, duplici stylorum numero apice in dentes (serius forte in valvas perfectas) dehiscens ').
Semina perfecte matura non visa; maturescentia minima eompresso -trigona, opaca fusca. Embryo rectus viridescens; radicula prominula hilum :apicalem spectans; cotyledones oblongae incumbentes.
Die mir zur Ansicht vorliegenden Exemplare, von G@Gundelsheimer, 'Tournefort’s treuem Begleiter auf seiner Reise in Armenien, zwischen Erzerum und Tokat gesammelt, sind dieselben, nach welchen Willdenow die Beschreibung seiner Arenaria verticillata machte.
\
1) Nequaquam ceireumseisse dehiscens, Meyer ]. c.
FENZL, ÜBER ACANTHOPHYLLUM UND ALSINEEN. 39
Ich verdanke sie der ausnehmenden Güte meines Freundes Dr. Klotzsch, Custoden am königlichen Museum in Berlin, der auf meine Bitte mir, zum Behufe einer monographischen Bearbeitung der Familie der dlsineen , die betreffenden Abtheilungen des Willden ow’schen Herbariums sammt jenen des Herb. generale, die einen Schatz von seltenen und ausge- zeichneten neuen Arten in sich schliessen, zur Ansicht anvertraut hat.
Eine zweite, der genannten sehr nahe stehende Art, wurde von Olivier in Persien gesammelt, und von Desfontaines schon im Jahre 1802 als Dianthus spinosus in den Mem. du Mus. (V. 1. p. 198. 7. 16. Fig. 1.) und in neuester Zeit als Saponaria pungens von Bunge in Ledebours Jcones pl. fl. ross. alt. (V.1.T, 4%) trefflich abgebildet, und aus- führlich in dessen Flora altaica (V..2. p. 133.) beschrieben. Sie unterscheidet sich von den- selben durch viel stärkere, dornige, dickere, mehr dreiseitig als rundliche, horizontal abstehende Blätter, kürzere Blätterbüschel und durch das aus diesem Grunde fehlende Ansehen einer quirlförmigen Stellung derselben an den Knoten; durch gestielte in einen doldentraubigen Strauss (Thyrsus corymbiformis), nicht aber in einen ähren- oder traubenähnlichen, zusammenge- drängte grössere Blüthenbüschel; durch längere mit einer geringeren Anzahl Deckblättchen eiri- geschlossene Blümchen und rosenfarbe ganzrandige Blumenblätter. Die Desfontaines’sche Pflanze ist zuverlässig, wie Dr. Meyer am angeführten Orte bemerkt, dieselbe Art, und höchstens eine Varietät mit noch dichter in ein Köpfchen zusammengedrängten Blüthenbüscheln, etwas breiteren und längeren Deckblätichen als die Kelchröhre und minder spitzen Kelchzäh- nen. Die Behaarung der ganzen Pflanze und die Richtung der Kelchzähne, welche nach Meyer bei 4. mucronatum etwas abstehend, und bei 4. spinosum gerade sein sollen, schei- nen weniger beständig, als die übrigen Merkmahle zu sein; denn an allen von mir untersuchten Blümchen des 4. mucronatum, waren im Widerspruche mit Meyer’s Angabe, sämmtliche Kelchzähne aufrecht, wogegen sie in der Abbildung Ledebour’s von 4. spinosum gerade, etwas nach aussen gekrümmt, dargestellt sind.
Was die Stellung der Gattung Acanthophyllum zu den übrigen aus der Familie der Sileneen betrifft, so ist es augenfällig, dass sie das Mittelglied zwischen Dianthus und der noch immer etwas vereinzelt gestandenen Drypis bildet. Letzterer im Habitus, durch Blattbil- dung und Form des Blüthenstandes eben so ähnlich, als in dieser Hinsicht einem Dianthus unähnlich, bieten dennoch alle, von den Blüthen und Frucht-Organen entlehnten Charaktere, so wenige wesentliche Unterschiede dar, dass eine Trennung von Dianthus kaum zu rechtfertigen wäre, wenn man nicht die, durch ein constantes Fehlschlagen des Mittelsäulchens bestimmte Anzahl der Eierchen und die Lage des Ailus an dem spitzigen Ende des Samens, während dieser bei Dianthus sich in der Mitte einer Kante befindet, als wesentliche Charaktere in dieser Familie annehmen müsste. Auffallender sind die Unterschiede in den Fructifications-Charakteren
zwischen Acanthophyllum und Drypis. Al Unterschiede ersteren Ranges müssen angesehen werden, bei: |
Acanthophyllum Drypis
eine capsula apice in dentes dehiscens. eine capsula circumseisse dehiscens. — embryo rectus. — embryo spiralis.
40 FENZL, ÜBER ACANTHOPHYLLUM UND ALSINEEN.
Als Charaktere zweiten Ranges:»
Acanthophyllum sus Drypis ein calyx membranaceus anthesi peracta non in-| ein calyx induratus capsulam includens; durascens; — petalorum lamina fauce exapendiculata; — petalorum lamina fauce appendiculata; — stamina 10, styli 2. — stamina 5, styli 3.
Ich muss hier auf die Berichtigung eines abweichenden, das Aufspringen der Kapsel in Acanthophyllum betreffenden Charakters, wie ihn Mey.er gegeben „ aufmerksam machen, der sehr leicht zu neuen Zweifeln und falschen Vermuthungen führen dürfte, und zwar um so leichter, als er auf einer Täuschung bei der Untersuchung der Frucht beruht, die mir selbst bei ähnlichen Gelegenheiten in dieser und den verwandten. Familien nicht fremd geblieben. Dr. Meyer sagt ausdrücklich im Character genericus , die Kapsel wäre eine, »capsula circumscisse dehiscens.« Ich fand dagegen alle beim Trocknen unversehrt gebliebe- nen, selbst nicht einmal vollkommen reifen Kapseln, nach ihrer Erweichung in Wasserdämpfen, regelmässig an ihrer Spitze in Zähne aufspringen. Dieser Widerspruch in unseren Beobachtun- gen dürfte höchst wahrscheinlich seine Lösung, in dem Umstande finden, dass in den von Dr. Meyer untersuchten, sicherlich nur halbreifen ') Früchtchen die obere, sich zuerst ver- härtende halbkugelige Kapselhülle von der unteren, in dieser Periode sehr zarten und während des Trocknens verschrumpfenden, schlauchförmigen Hälfte, ganz oder zum Theile lostrennte?). Dieses ziemlich regelmässige Abspringen der oberen: Kapselhälfte beobachtete ich schon mehr- malen bei der Untersuchung ganz kleiner, unreifer, zu. scharf oder zu wenig gepresster Frücht- chen von Alsineen; und, was meine Vermuthung noch mehr bestärkt, auch an zwei sehr jungen Fruchtknoten von Acanthophyllum.
Mit Velezia ist diese Gattung nur in so ferne verwandt, als jene es mit Dianthus zu- nächst ist, von welchem Genus sie sich, den ganz abweichenden Habitus abgerechnet, der eher ‚an Buffonia als-an Dianthus erinnert, ‚nur schwer, durch Fructifications-Merkmale trennen lässt. Der: wesentlichste Differenzial-Charakter beruht auf der Beschaffenheit ‘des. Mittelsäulchens, wel- ches. eine »columella filiformis exsucca longissima,.ovulis.discretis,“ bei Dianthus hingegen eine »columella.,fungosa crassa capsula fere dimidio bre- vios,ovulisiaggregatis« ist.. Ferner auf, die der Samen, die bei Dianthus.an der Innenseite genabelt (semina peltata). und flach,, bei Yelezia hingegen der zusammengerollten Ränder wegen. tief, gefurcht erscheinen. Von geringerem Werthe, ‚aber. mehr in die Augen fallend sind folgende Charaktere: ein Calyx tubulosus. basi ’ebracteolatus, ‘und stamina isomeria 5 — 6.
Die Schwierigkeit, die Masse der zahllosgg, über den ganzen Erdball zerstreuten indivi- duellen Formen, deren allgemeinste Uebereinstimmung im Fruchtbaue und Habitus, die bei- den Familien der Sileneen und Alsineen schuf, natürlich zu ordnen, die ähnlichsten , leider
1) Was mich zu dieser Voraussetzung berechtiget, ist das Stillschweigen, welches der Autor über die nähere Beschaffenheit der Samen beobachtet, die er bei seiner, auf jeder Seite des Berichtes beurkundeten Genauiz- keit, anzugeben gewiss nicht unterlassen, wenn er reife Samen zu sehen Gelegenheit gehabt hätte,
2) Vide Tab, V, Fig. 7.
FFNZL, ÜBER ACANTHOPHYLLUM UND ALSINEEN. 4
nur zu sehr vervielfältigten Arten, in Gattungen zusammenzufassen und diese möglichst scharf zu begränzen, bestimmt mich, bei der allgemein anerkannten Unsicherheit der verwendeten Charactere, etwas länger bei den Principien zu verweilen, die mich bei der Aufstellung neuer Gattungen und näherer Bestimmung schon bestehender, leiteten. — Das constante Verwachsen- sein der Blätter an ihrem Grunde, der vorherrschende Parallellismus der drei oder fünf Haupt- _ Gefässstränge des Blattgerüstes, welcher jede Theilung des Parenchyms verhindert, und. nur die allmähliche Erweiterung zur Ellipse und zur Kreisform zulässt, in Verbindung mit der: re: gelmässigen centrifugalen Entwicklung des Blüthenstandes, bedingen nebst der Einfachheit ihrer vielgestaltigen Combinationen, in welchen der Urtypus nie durch Asymetrie einzelner "Theile unkenntlich gemacht wird, eine solche Regelmässigkeit in der Bildung der Fructifications- Organe, dass ‘das Aufstellen haltbarer und durchgreifender Gattungs-Charaktere zu einem der schwierigsten Probleme gehört, das immer noch verwickelter zu werden droht, jegrösser der. Zuwachs an neuen Formen und Arten werden wird. Untersuchungen vieler Arten überzeugten mich sehr bald, dass keine der bekannten Gattungen durch die auffallende Beschaffenheit eines Blüthenorganes charakterisirt werden ‚könne, die sich nicht gleichfalls an Arten anderer Genera wiederholte. Ich richtete_nun: mein Hauptaugenmerk auf den Gegensatz, der zwischen der
Formen - Combination der Vegetations- und Fructifications-Organe, oder was dasselbe ist; zwischen dem Habitus und dem Blüthenbaue der ähnlichsten Arten-Gruppen Statt findet, und sich oft auffallender als jedes andere Merkmal kund gibt; suchte die verschiedenen ‘Arten orga- nischen Gegensatzes: festzuhalten, und den Formenkreis zu bezeichnen, den jedes einzelne Organ innerhalb einer solchen gegebenen Combination durchlief. So erhielt ich in jeder derselben, natür- liche Categorien der Formbeständigkeit aller 'Theile. Die constantesten aus: der Organen -Reihe des Vegetations- wie des Fructifications-Systems in jeder Combination ‚. wurden nun, gleichsam als die Repräsentanten der übrigen, hervorgehoben und gegenseitig verglichen. Ihre Ueberein- stimmung entschied für die Vereinigung der betreffenden :Gruppen zu einer Gattung, das Ge- gentheil bestimmte ihre Trennung, Unterordnung unter andere, oder ihre selbstständige Stellung als solche zu den übrigen. Auf diese Weise erhielt ich für jede einen natürlichen, wiewohl ziemlich weitläufigen character naturalis, in welchem die vegetativen und carpischen Charakteve: sieh gegenseitig bedingten , eine zweckmässige Unterordnung nach ihrer morphologischen Rangord- nung; zuliessen, und das Herausfinden eines Character differentialis. möglich machten, der für sich genommen von sehr geringer Wichtigkeit erscheinen mag, in eer bestimmten Com- bination aber als der einzige allgemein ausschliessende für die zunächst stehenden Gattungen er- scheint. _ Die Rangordnung, in der die Fructifications - Örgane, nach ihrer Beschaffenheit, Richtung und Zahl als Differential-Charaktere benützt, zu einander stehen, so wie sie sich von selbst aus dem character naturalis herausstellte, sei mir noch in»: Allgemeinen anzugeben erlaubt. Erhebliche Unterschiede in der Stellung der Carpellarblätter zu den Sepalen '), in der Aufklappungsweise und dem inneren Baue der Kapsel, der Bildung des Mittelsäulchens., der Nabelstränge *), des Embryo und der Samen, konnten gewöhnlich als Charaktere erster Ord- nung benützt werden. Unterschiede. in der: Gestalt und Consistenz der Kapsel, des Kelches
!) Sie lässt. sich durch die Stellung der Griffelbasis _ nicht der Spitzen, die fast immer etwas gedreht erschei nen _ und der Rückennaht zu den Sepalen erkennen. ?) Vorzugsweise ihrer arillusartigen Ausbreitungen am Hilus.
42 FENZL, ÜBER ACANTHOPHYLLUM UND ALSINEEN.
und der inneren Fläche der Petalen bewährten sich immer nur als Charaktere zweiter Ordnung, so wie die Zahl der Blüthentheile und Griffel, die Beschaffenheit des Blumenblattrandes, die Insertion und Gestalt des perigynischen Ringes sich jederzeit nur als Charaktere dritter Ord- nung erwiesen. Wenn bei dem Mangel an Charakteren der beiden ersten Categorien, nur einer oder .der andere der letzten, sich als Differenzial-Charakter bei manchen Arten herausstellte, so kann man sicher sein, dass demselben kein charakteristischer Habitus entspricht, und dass sie sich ganz ungezwungen einer oder der anderen Gattung anschliessen lassen.
Wollte mar aber letztere Charaktere in den genannten Familien aus dem Kreise der übri- gen, als überflüssige verbannen, da sie nie einen entscheidenden Werth behaupten, und sich bloss auf die ersteren allein beschränken, so wird man sich sehr bald versucht fühlen, ja sogar beinahe genöthigt sehen, die meisten Gattungen zu cassiren, und in einige wenige, durchaus künstlich geschie- dene, zu vereinigen. Hält man hingegen jene schon für hinreichend, Gattungen zu charakterisiren, so wird man zuletzt gezwungen sein, jede kleine Gruppe und jede gegenwärtig noch vereinzelt ste- hende auffallendere Art zur Gattung zu erheben, für deren Unterscheidung, Stellung und Ver- wandtschaft zu den übrigen, am Ende sich der Autor selbst kaum verbürgen möchte. Bei dem er- steren Verfahren gewinnt, genauer betrachtet, die Schärfe der Charakteristik gar nicht viel mehr, als sie schon besitzt, und der Welt wird nur der alte aufgewärmte Brei auf einem grösseren Teller aufgetischt. Die neue Gattung wird uns keinen klareren Begriff von ihrer Zusammensetzung und Begränzung geben, als ihn die Charakteristik der Familie im Allgemeinen schon erzeugte, mit letzterer in eines zusammenfallen,, und eine breite Zusammenstellung von Arten liefern, an deren natürlichen Verbindung unter sich ohnediess Niemand zweifelte. Eine Charakteristik der Art wird dem Anfänger, wie dem Geübten, wenn letzterem nicht zufällig eine Masse von Arten zu Gebete steht, weder die Auffindung von Arten erleichtern, noch ihn bei der Bildung natürlicher Gruppen, noch bei der Vergleichung mit verwandten Gattungen derselben oder an- derer Familien leiten können, noch vor der unseligen Manie schützen, in jeder unbedeutenden Formverschiedenheit einzelner Theile einer Pflanze, oder einer kleinen Veränderung der ganzen, die jedes Jahr und jeder Standort erzeugen kann, den Angelhacken zu dem Fischfange einer neuen Species aus dem Ocean der individuellen Formen zu erblicken. Endlich würde ein sol- ches Verfahren geradezu der Pflanzengeographie die Lebensfäden abschneiden, und jenem ande- ren Theile der Wissenschaft __ von deren Ausbildung die menschliche Gesellschaft einst die schönsten praktischen Früchte zu erwarten berechtiget ist, und der alle Bestrebungen der Syste- matik zugewandt sein müssen, wenn diese nicht anders todt und unfruchtbar für die Welt, Mo- nopol einzelner Gelehrten und ein Spielball der Speculation in alle Ewigkeit bleiben will — zu einem geist- und zwecklosen Pflanzenprotokoll verdammen, das nicht mehr Nutzen brächte, als ein Städte -Register aller Reiche, in die der Continent zerfällt. Dass die Vervielfältigung der Gattungen in einer Familie, wie die der Caryophyllaceen, deren constituirende Glieder so wenig ausgezeichnete Formen im Ganzen darbieten, zu einer nutzlosen Zersplitterung der Ma- terie führen muss, ohne dabei das Auffinden der Arten zu erleichtern, und eine Uebersicht über den Formenkreis zu gewähren, innerhalb welchem sich letztere bewegen, liegt so klar am Tag; dass es unnütz erscheinen müsste, ein Wort weiter darüber zu verlieren. Eine leichte und zugleich klare Uebersicht über die Vegetations-Verhältnisse der Arten jeder einzelnen Gattung erhält man durch ungezwungene Gruppirung derselben nach ihrem Habitus __ dessen Bildung aber näher als durch ein Paar nichtssagende Termina erläutert werden muss __ durch genaue Beschreibungen ihrer
EENZL, ÜBER ACANTHOPHYLLUM UND ALSINEEN. 43
Varietäten, und der durch Localitäts-Verhältnisse bedingten Uebergangs-Formen, weit sicherer, als durch jene Gattungs - Verkleinerung, die das Uebel durch die noch erbärmlichere Species- Multiplication, welche sie jedenfalls nach sich zieht, bloss vergrössern hilft.
Uebersicht aller Gattungen der natürlichen Familie der Alsineen, ihrer
allgemeineren geographischen und verwandtschaftlichen Verhältnisse,
nebst einigen Bemerkungen über freie Placentarbildung __ mit beson-
derer Berücksichtigung jener der Caryophyllaceen _ und dem muth-
masslichen Grunde der jedesmaligen Richtung der Radicula gegen die
re und des Cotyledonar - Theiles am Pflanzen - Embryo gegen die Basis der Eihäute.
Sıacına Linn.
(Saginae et ee sp. exstipulatae Z. et auct. _ Spergella Reich. /. ex: curs. p: 79%.)
Character essentialis:
Calyx 4 __5 partitus. Corolla 5-petala 1. subnulla, petalis integerrimis. Stamina 4 __5 aut numero dupla, fertilia, subhypogyna. Ovarium 1-loculare, polyspermum, e carpophyllis 4 _—_5 eonflatum, stylis sepalis alternis. Capsula tenuissime membranacea, simplici stylorum numero in valvas sepalis oppositas. margine inflexas.usque ad basim. de- hiscens. Cotyledones ineumbentes.
Character naturalis: Fruwctificatio: Flores hermaphroditi fertiles minuti. Androceum. Calyx ad basim usque 4__5 partitus, anthesi horizontaliter expansus, gros- sificationis periodo arctissime clausus; sepala. per astivationem simpliciter aut quincunciatim im- bricata, obtusa, herbacea 1. carnosula:
Corolla 5-petala minuta 1. subnulla; petala tenerrima, elliptica v. subovata, integer- rima,. alba.
Stamina 4__5 aequilonga, si numero dupla alterna sublongiora sepalis anteposita imaque basi anulo membranaceo obsoleto inserta; filamenta setiformia, ealyce breviora, longiora glandula nectarifera exigua, poro transversali postico-, suffulta.
_ Antherae globulosae, versatiles, biloculares; loculis oppositis-parallelis, rima longitudina- liter dehiscentibus; pollen dodecaedrico-pentagonum, faciebus medio foratis.
Gynaeceum. Ovarium 1-loculare polyspermum , e carpophyllis 4__5 conflatum, in stylos totidem arcuatos breves., intus stigmatosos, sepalis alternos, desinens. Stigna papilloso- barbatum. Ovula numerosa funiculis umbilicalibus- distinctis columellae centrali elongatae affıxa.
Capsula ovoidea 1-locularis, tenuissime membranacea, e calyce parum exserta, simplici stylorum: numero- in valvas usque ad.basim. dehiscens; valvae obtusae margine inflexae, sepalis- oppositae.
Semina numerosa, irrt globulosa, testa rugulosa opaca. Eınbryo periphericus anula- ris, »adicula. tereti, cotyledonibus incumbentibus filifoımibus subaequilonga, hilum attingens..
6 *
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Vegetatio. |
Stirpes annuae vel perennes, herbaceae, tenerae, radice fibrillosa, caulieulis filiformibus basi jam ramosis, humo adpressis,, radicantibus, rarius adscendentibus , caespitosis.
Folia minuta uncia vix unquam longiora et ultra lineam latiora, opposita, basi membrana tenui connata, .carnosula nunc rigidula fere ecarinata, glabra 1. puberula, mutica 1. eh in axillis infimis fasciculis ramulorum nondum evolutorum plurimum aucta.
Inflorescentiae axillares solitariae, rarius terminales, cymam dichotomam simplicem aut subi teratam formantes. Pedicelli, spectata florum minutie sat longi, erecti, anthesi peracta plurimum apice uncinato - cernui. ; „
Die Summe aller Arten beläuft sich, selbst nach Einverleibung der nicht mit Nebenblättern versehenen Sperguler Linne’s und der meisten späteren Autoren, kaum auf zwölf. Dessen un- geachtet ist ihre Verbreitung über das Festland der alten und neuen Welt, Neuholland ausge- schlossen, fast eben so gross als die ihrer artenreichen Schwester-Gattung Alsine. Einige der- selben trifft man beinahe in allen Hauptzonen. Besonders einheimisch ist diese Gattung in dem kälteren Theile der gemässigten nördlichen Erdhälfte, wo ihre Arten über die ungeheuren Land- strecken und Gebirge, im Osten Japans angefangen bis zu dem Ausflusse des Columbia im Westen Amerika’s, zerstreut gefunden werden. Nur die weitverbreitetsten unter ihnen reichen tiefer noch in die Polarzone hinein, treten an den entgegengesetzten Puncten in der Süd- hälfte unter fast gleichen Isothermen wie im mittleren Eurepa, in Chili, der cispla- tinischen Repubiik und den Malouinen, wieder auf, und behaupten selbst in der Tro- penwelt auf den Hochgebirgen Mexico’s und Nepal’s die Ansprüche, in Gesellschaft neuer Verwandter aus anderen Gattungen, ihre Existenz zu sichern. Dieses Aufsuchen milderer Tem- peraturen von allen Arten dieses Genus gibt sich schon ziemlich auffallend im südlicheren Europa und auf den canarischenInseln kund, an welchen Puncten sie allenthalben die höheren Berge, in eigenthümliche Formen gekleidet, hinansteigen, und viel seltener in der Ebene getroffen werden.
Wollte man für die climatischen Verhältnisse jener ungeheuren Landstrecken und Höhen- puncte, die der Verbreitung der Mehrzahl der Arten besonders zusagen, einen allgemeinen numerischen Ausdruck bestimmen, so dürfte eine mittlere Temperatur des Jahres mit + 7° und eine des Sommers von + 17_—18° C. '), als derjenige anzusehen sein, der alle mit ihm
1) Diese Ziffern sind das Resultat einer allgemeinen approximativen Berechnung der mittleren Temperaturen jener Landstrecken Europas, Asiens und Amerikas, die für die eigentlichen Heimatsherde ihrer Verbreitung anzusehen sind. Eine Durchschnittsrechnung der Art, auf die mittleren Temperaturen Petersburgs, Chri- stianias, Wiens und Montpellicers gestützt, gab mir den Ausdruck der climatischen Verhältnisse für den, dieser Gattung entsprechenden Theil Eu ropas, eine gleiche aus den Temperaturen Pekings, Bar- nauls und Kasans, lieferte sie mir für die entsprechende Ländermasse Asiens, und eine dritte aus jenen Quebecks, Uticas, Washingtons und Chapel-Hill in Nord-Carolina sollte mir die ihres stärksten Verbreitungs-Bezirkes in Amerika verschaffen. Ich wählte die genannten Puncte unter vielen an- dern desshalb, weil sie einmal ziemlich gleichmässig auf der Area vertheilt, auch die, den nördlichen und südlichen Verbreitungsgränzen dieser Gattung sich annähernden Temperaturen ausdrücken, und im Allgemei- men jeder dieser Puncte, als ein Repräsentant der, für die dazwischen liegenden Landstrecken entfallenden elJimatischen Verhältnisse angesehen werden kann. Für die ungeheure Strecke Festlandes in Asien musste ich leider mehr einer einzigen, als einer Bande von Isothermen folgen; doch verschlägt dieser Uebelstand , wie mg die Berechnung zeigte, bei der grossen Allgemeinheit derselben fast gar nichts. __ Ueber die mittleren
Temperaturen dieser Puncte gab mir J. Löwenberg’s Zusammenstellung derselben in dem Anhange zu den „Fragmenten einer Geologie und Klimatologie Asiens’ yom Freiherrn A, v. Humbo] dt die erforderlichen
‚ Nachweisungen.
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zügleich gegebenen Lebehsbedingängen zur Fortdauer dieser Gattung in sich schliesst. _ Was die Beschaffenheit der Standorte betrifft, so sind: spärlich bewachsener , trockener Lehm- und Sandboden, Hutweiden, Brachfelder, Sanddünen die eigentlichen Standplätze der in der Ebene vorkommenden Arten, die man jedoch gar nicht selten auch auf lichten Wald- und ab- schüssigen Uferstellen kleiner Gebirgs - Wässer in den Niederungen zu treffen pflegt. Sehr wenige lieben Moorgründe und vom Seesalze getränkte Uferstellen vorzugsweise. Alle übri- gen suchen humusreiche, etwas feuchte, und vor dem stärkeren Sonnenlichte geschützte Puncte, auf höheren Bergen und Alpen. Höher aber als 5000° über dem Meeresspiegel sah ich, wenigstens auf unsern steirischen Alpen, keine Art steigen.
Wenn man bei Bestimmung naher verwandtschaftlicher Verhältnisse zweier Gattungen der- selben oder zunächststehender Familien, die Uebereinstimmung im Habitus ihrer Arten für eben so wichtig, als die im Blüthen- und Fruchtbaue halten will, so muss man ohne Wider- rede zugeben, dass Sagina den Portulaceen näher, als jeder anderen Gattung in ihrer eigenen Ordnung steht. Sie schliesst sich in dieser Beziehung dem Genus Colobanthus so nahe an, ‚dass nur die Insertion der Staubgefässe zwischen den Sepalen, sie und die beiden Familien zu scheiden vermag. Ein würdiges Gegenstück zu dieser Verwandtschaft findet man zwischen Paronychieen und Alsineen, in den Gattungen Alsine und Stellaria einer-, wie in Spergu- laria ‘) und Drymaria *) andererseits. Hier fällt beinahe jeder Unterschied im Blüthen- und Fruchtbaue, ja selbst im Habitus weg, und der character differentialis der Familien, wie der genannten Gattungen, ist auf den rein vegetativen, „die An- oder Abwesenheit der Nebenblätter‘ zurückgeführt. Vergleicht man ferner in derselben Beziehung die Portulaceen, wie sie De Candolle in seinen Prodromus (V. 3 p. 351 sgg.) aufgestellt mit jenen Paro- nychieen, welche sich vor den übrigen durch vollkommenere Organisation ihrer Blüthentheile auszeichnen, so erscheint die Gattung Ginginsia nur als die einzige unter allen, deren Species eine so frappante Aehnlichkeit mit manchen Arten von Pharnaceum besitzen, dass sie sich von Tech hauptsächlich nur durch die den Portulaceen eigne Insertion ihrer Staubfäden, gerade so wie die Colobanthus und Saginen, unterscheiden lassen. Das Fehlen der Stipula an den Arten dieser, das Auftreten derselben hingegen an jenen der beiden zuerst genannten Gattun- gen, bei sonst gleichem Differential- Charakter, muss die Wichtigkeit dieser Organe, als Fami- lien- Charakter einerseits eben so verdächtigen, als die richtige Stellung jener Gattungen unter den Portulaceen andererseits zweifelhaft machen.
Eine richtige Deutung der Natur jener häutigen Nebenblättchen und ihrer Erscheinung in diesen Ordnungen müsste die Lösung der ersten Zweifelsfrage, und mit dieser vielleicht auch die der zweiten herbeiführen. Aber gerade in der Erklärung jener Organe liegt diegrösste Schwie- rigkeit, und ich gestehe offenherzig, dass mir weder ihr Ursprung, noch ihr Verhältniss, in welchem sie zu den Blättern und zum ganzen Vegetations - Processe der betreffenden Arten ste- hen, bis jetzt ganz klar geworden. Ich kann mich mit der fast allgemein angenommenen An- sicht, die Nebenblätter immer als die frei gewordenen Ränder des latenten (Vaginal-) Thei- les der Hauptblätter bei ihrer Scheidung vom Stamme. zu betrachten, nicht recht befreunden. Ganz wohl mag ich mir auf diese Art die Bildung der Stipulae bei den Papilionaceen, Rosa-
!) Arenariae sp. stipulatae L, et auet. *) Stellariae et Holostei sp. stipulatae L. et auct.
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ceen und anderen denken, wo die Theilung des Blattes in besondere Blattscheiben als Typus erscheint; selbst die Bildung der Ochreen bei den Polygoneen und die Scheiden der Potamoge- tonen mögen sich noch auf diese Weise erklären lassen, aber anders verhält es sich wahrschein- lich damit bei den Atubiaceen und wieder anders bei den Paronychieen. Bei den letzteren möchte ich die Nebenblätter lieber für selbstständige auf der Stufe der Vaginalbildung stehen gebliebene, den Gemmar-Schuppenanaloge, Blattpaare halten, deren regelmässige Wiederholung am Ende eines jeden Intermediums nur dadurch auffallender wird, dass das nächste Blattpaar auf Kosten seines latentbleibenden Interfoliar-Theiles sich ausbildet, und in eine Ebene mit dem ersteren zusammen- fällt, wodurch diese das täuschende Ansehen wahrer Nebenblätter erhalten '). Die Richtigkeit dieser Thatsache, mittlerweile vorausgesetzt, dürfte der auf diese eigenthümliche Blattentwick- lung basirte Charakter, immerhin eine grössere Bedeutsamkeit gewinnen, als er sonst gewöhn- lich zu haben pflegt, und dessen chngeachtet, keinen störenden Einfluss auf die Vereinigung von, in der Beziehung geschiedener Gattungen unter einer dritten Ordnung _— sobald. diese durch andere höhere Rücksichten geboten wird _— ausüben, weil seiner Natur nach der stufen- weise Uebergang einer tiefer stehenden Blattbildung zu einer höheren, wie er bei den Alsineen erscheint, nicht ausgeschlossen wird.
Bei drei im gleichen Grade verwandten Ordnungen sehen wir also dasselbe Organ in einer fehlen, in der anderen allgemein und in der dritten wie zufällig, aber im Gegensatz zu den beiden anderen mit einer eigenthümlichen Staubfaden-Insertion combinirt , erscheinen. Welchen dieser Trennungs-Merkmale soll man nun bei der Stellung, in der sich Colobanthus wie Gin- ginsia gegen die beiden anderen Familien befinden _ denen sie sich in Gestalt und Beschaf- fenheit aller Organe ‚näher als jeder der übrigen Portulaceen anschliessen __ den Vorzug ein- räumen? Natürlicher‘steht offenbar Ginginsia bei den Paronychieen, und Colobanthus bei den Alsineen; aber wie dann die Portulaceen charakterisiren und mit derselben Schärfe trennen, als diess der Fall bei den beiden anderen Ordnungen ist, wenn man den Unterschied in der Insertions- Weise der Staubfäden in den Hintergrund stellt? Alle noch übrig bleibenden Cha- raktere, wie: ein »calyx 2 -sepalus vel 3_—_5 -lobus, stamina indefinita, « ein »stylus simplex apice divisus,« eine »capsula circumscisse dehiscens« sind dann nicht mehr im Stande, da sie theils weder an sich eine besonders wichtige morphologische Bedeutung haben, noch allgemein genug in der ganzen Ordnung sind, selbe ausschliessend gegen die verwandten hin zu begränzen. Dessen ohngeachtet hat jede der, die Portulaceen gegenwärtig zusammensetzenden Gattungen, so viel Eigenthümliches in ihrem ganzen Wesen, dass man keine, ohne sich gegen die Natur und die Prineipien einer natürlichen Methode zu versündigen, besser anderen Ordnungen bei- gesellen, als unter der Combination begreifen: möchte, in welcher sie uns als vereinzelte Glie- der einer selbstständigen, dermalen noch nach keiner Seite hin scharf begränzten Ordnung er- scheinen, die man so lange wird beibehalten müssen, bis durch neu aufgefundene Zwischen- glieder die Lücken ausgefüllt, und den einzelnen Gattungen alsdann ihre natürlichen Stellungen angewiesen werden können. Ich glaube daher, dass es besser ist, den künstlichen Charakter da
1) Die nähere Anführung der Gründe und Thatsachen, welche mir diese Bildungsweise wahrscheinlicher als jede andere machen, so wie die Folgerungen, die sich daraus für die häufig vorkommende wirtelartige Blatt- stellung und einige Modificationen des Blüthenstandes bei vielen Paronychieen ziehen lassen, würden mich gegenwärtig zu weit führen, und ich erlaube mir in der Hinsicht auf eine kleine Abhandlung über die Gattun- gen Spergularia und Spergula zu verweisen, die nächstens an einem anderen Orte mitgetheilt werden soll.
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beizubehalten, wo ein natürlicher, eben so scharf als dieser die Ordnung von andern scheiden- der, für den Augenblick ermangelt, und die Bedeutung des Organes oder dessen Stellung, auf die sich ersterer stützt, nicht hinreichend noch in’s Klare gesetzt ist, wie diess mit der aus- nahmsweise erscheinenden Insertion der Staubfäden zwischen den Kelchabschnitten bei den Portulaceen der Fall ist '). Dort hingegen, wo sich zwischen zwei verwandten Ordnungen ein eben so scharfer als natürlicher Differential- Charakter ausspricht, wie zwischen Alsineen und Paronychieen, ist diesem der Vorzug zu geben, er mag nun in morphologischer Beziehung eine geringere Bedeutung haben, als in künstlicher, noch sich einer dritten verwandten Ordnung gegenüber, oder in jeder andern als haltbar erweisen. Dem zu Folge müssten Ginginsia und Colobanthus einstweilen noch den Portulaceen ”) beigesellt bleiben, obgleich Bartling jene Gattung den Paronychieen, diese den Alsineen einverleibt wissen will.
Es ist nun aber hohe Zeit, nach dieser langen Digression zu unserer Gattung und ihren anderweitigen Beziehungen zurückzukehren. Gegen die Paronychieen hin zeigt Sagina im Ha- bitus ihrer Arten eine weit geringere Verwandtschaft als zu den Portulaceen ; übrigens noch die nächste unter denselben zu Spergula, der sie sich durch Sagina nodosa (Sperg. nodosa L.) | anschliesst. In der Stellung der Carpellar-Blätter zu den Sepalen, die eine alternirende ist, stim- mei beide Genera hingegen vollkommen überein, und nur durch diesen Charakter allein lässt sich Spergula von Spergularia, so wie Sagina von Alsine trennen, welche sich mit ihren kleinsten meist alpinischen Arten und Varietäten von 4. verna, als: A. rubella Wahlenb. (Aren. quadrivalvis R. Br. — Sagina decandra Reich.), 4. Jtossü (Ar. Rossii R. Br.), A. stricta Wahlenb. (Ar. uliginosa Schleich. __ Ar. lapponica Spr.) und f. arctica (Ar. arctica Stev.), an erstere noch am besten unter den übrigen Alsineer anreiht. _ Da die einfache Vierzahl der Blüthentheile auch anderen Alsineen zukommt, als jenen Arten von Sagina allein, auf welche Linne’s Gattungs - Charakter passt, so konnte es nicht fehlen, dass sich manches Fremdartige schon zu seiner Zeit und später noch bei der wachsenden Menge neuentdeckter Species, um so leichter einschlich, als derselbe von den meisten Autoren unverändert adoptirt wurde. So figurirt in Linne’s Sp. pl. eine Gentianee »Centaurella autumnalis Pursh (Bartonia tenella Mühlb. , Andrewsia autumnalis Spr.) « als Sagina virginica L., und seine Sagina erecta fin- det sich selbst noch in De Candolles Prod., nachdem Ehrhardt sie als Moenchia früher schon getrennt, und als Gattung von Persoon und anderen Floristen angenommen wurde. Dem ungeachtet kann sie aus Mangel an Charakteren erster Orduung, nicht als solche betrachtet werden, sondern muss neben Cerastium manticum genanntem Genus einverleibt werden. Sa- gina cerastoides Sm. ist ein Cerastium, und kaum als Art, geschweige erst als Gattung zu ver- theidigen, zu der sie Hofrath Reichenbach in seiner flora excursoria p. 793 als Esmar- chia qualificirt. Sagina Quisensis H. B. Kuntlı wurde als Colobanthus von Bartling aus-
1) Dass selbe für metamorphosirte Blumenblätter zu halten seien, will ich gern zugeben, aber damit ist noch gar nicht das Fehlschlagen des ersten Staubfadenkreises vor den Kelchabschnitten und die bedeutende An- häufung derselben vor den Blumenblättern erklärt, wenn sie nebst diesen in Mehrzahl vorhanden sind, wie diess bei Portulaca, Anacampseros und Talinum der Fall ist.
2) Hooker machte auf die Versetzung von Colobanthus unter die Portulaceen zuerst aufmerksam in seinen Miscel, III. p. 336. _ Aylmeria Mart. (Amarant. p. 68), in De Candolles prodr. III. p- 363 fraglich zu den Portulaceen gezogen, ist eine wahre Paronychiee, und vielleicht kaum von Polycarpea zu trennen, wie mich die Untersuchung eines Blüthenköpfchens der 4. violacea belehrte, das ich der besonderen Freundschaft des Herrn Hofrathes von Martius selbst verdanke.
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geschieden, und erhält in Spergula apetala Labill. _ einer jener nicht mit Nebenblätter versehe- nen Arten, die der Fünfzahl ihrer Blüthentheile wegen, zu den übrigen Spergulen wandern mussten — einen Zuwachs. Spergula laricina L., auch eine aus jener Categorie, gehört zur Gat- tung Alsine Wahlenb. et Koch (excel. sp. stipul.). — Eine gelegentliche Uebersicht sämmt- licher Arten von Colobanthus dürfte, der nahen Verwandtschaft mit der eben abgehandelten Gattung, als auch des Umstandes wegen, dass sie, ungeachtet ihrer grossen Verbreitung, noch sehr wenig bekannt sind, nicht ohne Interesse sein. Ich kann mich um so eher an selbe wagen, als ich das Glück hatte, durch die ausnehmende Güte Seiner Excellenz des Herrn Grafen Caspar vonSternberg, die Alsineen des Hänke’schen Herbars zu untersuchen, so wie vom Herm Professor Ku nth und M. Bentham deren reiche Sammlungen auf meine Bitte zur Ansicht zu erhalten, und in den letzteren die schätzbarsten Beiträge zu den Bartling "schen Arten zu entdecken ').
1) Colobanthus Bartl. Cord. plant. p. 305.)
(Saginae et Spergulaesp. auct. _ Colobanthus Bartl,. in religu. Haenk. Y. IL. p. 13.) #
Calyx 4__5 partitus. Petala nulla. Stamina 4 __5 sepalis alterna, manifeste perygina anulo membranaceo eglanduloso obsoleto inserta, Ovarium 4-loculare polyspermum e carpophyllis 4__5 conflatum,, stylis sepalis oppositis, ovulis columellae centrali filiformi per podospermia longa affixis, Capsula membranacea ovoidea, simplici stylorum numero in valvas sepalis alternas dehiscens. Semina nitidula, embryone anulari peripherico, cotyledonibus incumbentibus. __ Herbae perennantes multicaules caespitosae, Caulici internodiis creberrimis brevissimis, herbacei rarius lignescentes, in foliorum vaginis, longis amplis ]. strietis semet excipientibus, absconditi. Folia opposita exstipulata, earnosula linearia plana, marcescentia, wel rigida ovato-lanceolata iriquetra arctissime imbricata persistentia. Inflorescentiae axillares, floribus terminalibus solitariis minutis, vel geminis in cymam dichotomam imperfectam confertis,
Americae meridionalis tam aequatorialis, quam extratropicae et antarcticae, nec non Australa- siae eives, in editioribus Andium jugis, torrentium ripas, in insulis pelago saeviente pulsatis, litora et aprica incolunt, redicibuas in arena mobili plurimum defossis.
1. C. Quitensis Bartl. Religu. Haenk. P. II, p. 13.
©. multicaulis, ramulis florigeris axillaribus biartieulatis, internodio primo multo longiori, altero pedi- cello disssukinarkenih periodo 4__7-plo breviori; foliis angustissime linearibus glabris subaristatis; calyce car- nosulo 5-partito, laciniis ovato-lanceolatis acutis, stamina 2.-plo superantibus; capsula ovoidea calycem Yz parte superante,
&. Cauliculis sesquiuncialibus erectiusculis laxe caespitosis; foliis 1’” et ultra Tongis, directione varia, in vaginas amplas hyalinas coalitis; vaginulis parium duorum foliorum in ramis florigeris internodio conspicuo discretis; pedicillis Y,__ 1Y,’’ disseminationis tempore longis,, foliola multo superantibus; inflorescentia sim-
“ plicissima ad florem centralem reducta, rarius geminis in cymam imperfectam confertis, pedicello floris cen- tralis alari tunc semper breviori. V. spec. herb. Haenk, et Willdenowii,
€. quitensis Bartl. /, e.T. 4. Fig. 2.* _ C.aretioides Gil. Msc. in Hook. Bot. Miscell. F. IH.
p. 336,
Sagina quitensis H. B. Kunth, gen. et sp. am. V. VI. p. 19* _ DC. Prodr. P. I. p. 389. _ Spr. Syst. V.IT! 9.97. ’
Sagina magellanica: foliis linearibus , flore longioribus Willd. herb. No. 3210.
Hab, in ripa arenosa Rio BlancoNovae-Granadae, altit. 9480._9600 ped. (Humboldt.)_ Cordile- ras de Chile, ka _ Los Hormillos, ElParamillo, San Isidoros, Andes deMendoza, (Dr. Gilles) _ Fretum Magellan. (Vahl in Bank, Willd.)
© bs. Radix nisi perennis tamen biennis, nee annua, Kunthio et Bartlingio.l. c. ita volentibus.
ß. Caulieulis copiosioribus eonfertis, vix semiuncialibus, foliis ejusdem longitudinis; vaginulis parium duorum foliolorum in ramis florigeris confertis imbrieatis, internodio'scilicet brevissimo; pedicellis capillaribus, disseminationis periodo 3_4’” longis foliola superantibus; inflorescentia ad florem centralem semper reducta.
Sagina procumbens Hook. Bot. Miscell. V. IM, p.147, No. 90. (specim, eo lleet. Cuming No. 21, non Gillesü.)
Obs. Vidi in herbario el. Bentham caespitulum elegantem colleetionis Cumingianae, adscripto num- mero a cl. Hooker eitato, in pulvillo Jungermaniae speciei sterilis nidulantem, Monet cl. Hooker |, c. spe-
er
FENZL, ÜBER. ACANTHOPHYLLUM UND ALSINEEN. 4er
Mauacuıum Fries
(Cerastii sp. Lin et auct. _Stellariae sp. Scop. —_ Myosoton Moench meth. _ Malachium Fries /. Hall. p. 77. (1817); Novi. Stlec. Ed. II. p. 121. — Larbreae sp. Ser. in DC. prod. V. I. p. 395 (excel. syn.) non St. Hill.
Character essentialis:
Calyx 5-partitus. Petala 5 bipartita v. bifida. Stamina 10. Ovarium 1-loculare, &© ovula- tum, e carpophyllis 5 conflatum, stylis sepalis alternis. Capsula 1-locularis ovoidea mem- branacea, duplici stylorum numero apice valvato-dentata dehiscens, valvis se- palis oppositis, dentibus recurvatis.
cimina (Sug. procumbentis) e Chiloe relata. caespites densiores exhibere-et folia distinetius mucronulata, quam illa a Dr. Gilles ‘in domorum. tectis Buenos Ayres, nee non in Europaalias lecta. Specimina Gillesiana mihi non visa.
2. C. saginoides Bartl. Rel. Haenk.. V. II. p. 14*.
C. dense caespitosus, cauliculis numerosissimis faseiculatim confertis brevibus ; florigeris, singulo foliorum pari munitis, simplicissimis et dichotomis, ramulis exiguis unifloris ; foliis lanceolato-linearibus mucronulatis ; pedicellis internodium 2__3 plove superantibus; calyce 4-partito, laciniis late ovatis obtusis; staminibus calyei subaequilongis; capsula 4- valvi calycem aequante. |
Caules ramosi filiformes in orbem digesti, cauliculis florigeris confertissimis erectis, semi-pollicaribus et parum ultra longis. Folia crassiuscula, longissimis vix semipollicaribns, illis C, quitensis latiora, Valvulae obtusae calycem vix superantes. Hab. in Chili (Nee) Y v. Z non ©. V. spı Herb. Haenk,
Obs. Pars epigaea cauliculorum in specimine viso-humo pingui nigro inquinata deprehenditur „ dum illae speciei sequentis et C. quitensis arena silicea subtilis undique adhaeret.
3. C., Billardieri,
C. caulibus ternatim: compositis, caulieulis apice fasciculatis; foliis late linearibus subulatis mucronulatis, pedicellos aequantibus nune superantibus,. vaginis amplissimis; calyce-£_5 partito , laciniis ovato - lanceola- tis subulatis, stamina plus dimidio superantibus; capsula 4_5 valvi calycem subaequante.
&. Caules in arena mobili nidulantes, crassitie fili fortioris, anotinis vaginarum consumtarum vestigiis conspur- eatis, cauliculis foliis dense velatis apice ramorum faseiculatis, semiuncialibus etultralongis. Folia glaucacarno- sula plana glaberrima, in vaginam amplissimam connata; patentissima, cauliculos fructiferos magis minusve su- perantia. Inflorescentia simplicissima ad florem centralem, nunc ad cymam-imperfeetam: 2 rarius 3 -floram re- strieta , pedicellis 1 __3 linearibus, vaginam paris foliorum subjeecti disseminationis periodo subsuperantibus, Calyx carnosulus %-partitus, laciniis ovato-lanceolatis subulatis saepissime inaequilongis, apice inflexis, facic enerviis, Torus glandulose incrassatus. Stamina 4, calyce plus dimidio-breviora, filamentis subulatis planis, annulo perigyno obsoleto margine membranaceo ante sepala in squamulam rotundatam *), sub lente solum conspicuam, ampliato insertis, Antherae globulosae versatiles,,.2-loculares , loculis oppositis parallelis, rima longitudinali lateraliter dehiscentibus. Styli 4 brevissimi patentes, intus.stigmatosi. Capsula ovoidea tenuissime membranacea, in valvas obtusiusculas ultra medium dehiscens, polysperma. Scemina minutissima ovoidea fusca, nitidula.
Sagina crassifolia D’Urville Flore des Malouines p. 15 No. 108.
Hab. in insula Soledad (Malouines) et litore Magellanico, in humidis frequens, Yg; partem areae ct vegetationis phanerogamicae ibidem (Soledad) occupans. (D’Urville) Y V. specimina D’Urvilliana in herb el. Kunth.
ß. Varietas procerior,, foliis pedicellos aequantibus; antheris ferrugineis; ealyee 5 interdum .6- partito, staminum stylorum valvularumque numero quinario vel senario.
Spergula apetala Labill. nov. Holl. V. IL. p. 112. T. 142.
Hab. in capite Van Diemen (Zabillardier).
4.C. Benthamianus Fenzl mse. in Endlich. Atakt. T, 49.
C. caulibus ramosis numerosissimis lignescentibus in caespitem pulvinarem echinatum arectatis; folüs confer-
tissime imbricatis patentibus, Jate subulatis canaliculato-triquetris-pungentibus,, apice: inflexis, nitidis, vaginis
* H . y SE . . , Rudimentum forsan staminum. seriei. primae abortivac,
50 FENZL, ÜBER ACANTHOPUYLLUM UND ALSINEEN,
Character naturalis: |
Androeceum. Calyx 5 partitus, herbaceus, sepalis ovatis concavis.
Corolla 5-petala, petalis calycem excedentibus profunde bifidis vel bipartitis, segmentis linearibus patentibus.
Stamina 10 imo calyci annulo subhypogyno incerta; filamenta subulata, longiora 5 sepalis opposita basi in glandulam nectariferam incrassata.
Antherae versatiles ellipticae, lividae, biloculares, loculis rima longitudinali lateraliter dehiscentes.
Pollen dodecaedrico-pentagonum, faciebus medio foratis.
Gynaeceum: ÖOvarium 1 -loculare, > ovulatum, e carpophyllis 5, in stylos totidem arcua- tos intus stigmatosos, sepalis alternos, desinentibus, conflatum. Stigma papillosum.
Ovula numerosissima, trophospermiis distincte biserialibus cuique carpophyllo oppositis placentae centrali fungosae affixa.
Capsula ovoidea 5-gona, membranacea calyce exexta apice duplici stylorum nummero val- vato-dentata dehiscens; valvae dentibus revolutis sepalis oppositae. — Semina numerosa subglo- bosa tuberculata opaca. Cotyledones incumbentes.
Vegetatio:
Herba perennis mollis flaccida decumbens, in dumetis scandens, caule di-trichotome ra- moso, obsolete tetragono, ad genicula tumida saepe infracto. l
Folia opposita leviter connata, ovato-cordata, infima in petiolum attenuata reliqua ses- silia. Inflorescentia terminalis cymam foliosam dichotomam, flaccido-squarrosam, multoties itera-
tam, eflusam referens. Pedicelli anthesi peracta divergentes et reflexi, apice cum fructu cernui.
arctis; ramulis florigeris apice cauliculorum confertis, foliis brevioribus; calyce & partito, a ovato-lan- ceolatis acuminatis pungentibus; capsula ovoidea 4#- valvi triente longioribus,
Sagina subulata D’Urville Fl, des Malouines p. 51. No. 10%.
Caules unciales et breviores humifusi in caespitem echinatum glomerati, vaginis foliorum nitidis aretis 3_5-ies semet excipientibus inclusi, apice florum et foliorum radiatim confertorum mole clavati. Folia, 3_6’'’ longa Y,_1’’’ lata, lamina vagina aequilonga, lanceolato-subulata, facie canaliculato-triquetra pungentia nitida apice conniventia, serius lignescunt et ramulos florigeros exiguos _ supremis ad nodum simplicem bibracteatum reductis _ in axillis vaginarum absconditos fovent, lapsumque pedicelli et capsulae emarcidae praecaventia seminum inclusorum germinationem salvam et incolumem inter tot coeli antarctici calamitates mirifica simpli- eitat2 tuentur, primisque plantae maternae infixis radieulis invigilant, Inflorescentia axillaris simplieissima ad florenı centralem reducta. Pedicelli brevissimi, vagina foliolorum paris subjecti inclusi, calycem longitu- dine rarius adaequant. Calyx 4-partitus, anthesi patentissimus, peracta clausus conicus, linea vix longior; sepalis frequentius inaequilongis, foliorum supremorum laminis omni respectu aequantia, ovato-lanceolata pun- gentia, apice inflexa. Petala nulla. Stamina 4 annulo perigyno obsoleto, ante sepala in sqguamulam rotundatam, sub Iente conspicuam, membranaceam elevato, inter calycis lacinia inserta iisque dimidio breviora, filamen- tis setaceis, antheris globulosis versatilibus bilocularibus. Pollen minimum dodecaedrico-pentagonum, faciebus medio foratis. Germen globosum minimum, stylis 4 brevibus filiformibus patentibus, intus papilloso - stigma- tosis coronatum, Capsula ovoidea, calyce trjente brevior, in valvas 4 obtusas ultra medium dehiscens. Semina indefinita 6__10, ovoidea pallide fusca nitidula, sub lente fortjori solumodo subtilissime granulata, radicula prominula. Embryo periphericus annularis , cotyledonibus incumbentibus. _ Habitus Azorellae lycopodioides (teste D’Urville).
Hab. in apricis insulae Soledad, (Mo’ouines) Yz33 partem areae et Y,, vegetationis phanerogamicae in loco stationario „idem occupans. (D’Urville) _ Staatenland, Terra del Fuego. (sec. herb. Soc. hortie. Londinensis). V sp. in herb. cl. Bentham.
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FENZL, ÜBER ACANTHOPHYLLUM UND ALSINEEN, 51
Das Verdienst , zuerst auf die Bildung dieser Gattung aufmerksam gemacht zu haben, ge- bührt Herrn Professor Fries. Niemand wollte jedoch selbe als Gattung berücksichtigen , ob man gleich im steten Zweifel über die richtigere Anreihung der einzigen Art an Cerastium oder Stellaria war ‘). Das Alterniren der Carpellarblätter und ihrer Styli mit den Kelchab- schnitten ist der wesentlichste Differential-Charakter, an den sich die Art des Aufspringens der Kapsel in zweizähnige Klappen, welche den Sepalen gegenüberstehen, zunächst anschliesst. Abgesehen von dem ganz differenten Habitus unterscheidet sich diese Gattung dadurch von Sagina, mit der sie die Stellung der Fruchtblätter gemein hat. Mit Cerastium hat sie ausser der Fünfzahl der Griffel wenig oder fast gar nichts Gemeinschaftliches. Den Stellarien und vorzugsweise jener Gruppe, die in Europa durch St. nemorum und in Amerika durch St. cus- pidata (Hb. B. Kunth) repräsentirt wird, nähert sie sich am meisten im Habitas, und in der Beschaffenheit der Blumenblätter, so wie in der Consistenz und Form der Kapsel. Das Auf- springen derselben geschieht aber bei Stellaria in vollkommen gleiche Klappen in der dop- pelten Anzahl der Griffel, deren meistens drei, selten vier oder fünf in einzelnen Blümchen vorhanden sind ?). Wie es übrigens Herrn Hofrath Reichenbach beifallen konnte, am angeführten Orte, das im Habitus und Blüthenbau wie Tag und Nacht verschiedene Cerastium manticum mit Malachium aquaticum in eine Gattung zusammenzustellen , begreife ich wahr- haftig nicht!
Die Verbreitung dieser, gegenwärtig nur durch die einzige perennirende Art »M. aquu- ticum Fries,« (Cerast. aquat. 1.) repräsentirten Gattung ist bedeutend gross. Ganz Europa, die nördlichere Hälfte Asiens — die Polargegenden beider Continente ausgeschlossen _ und die Gebirge Nepals, sind ihre Heimat. Auf der Nordküste Afrika’s fand man sie gleichfalls, nur in Amerika scheint sie zu fehlen. Feuchte schattige Stellen, Abzugsgräben, Bach-, Fluss- und Teichufer, Auen und Waldbrüche sind vorzugsweise ihre Standorte. Viel seltener findet man einzelne Exemplare, kümmerlich vegetirend und bis zum Unkenmntlichen ihre gewöhnliche Form verändernd, zwischen Steingerölle, an trocknen Stellen und höher gelegenen Puncten inEuropa.
Burronıa Sauv.
(Buffonia Sauv. meth. fol. 141. _- Lin. gen. No. 225.) Character essentialis. Calyx 4 -partitus, sepalis inaequilongis, externis brevioribus. Petala 4 minuta. Stamina 4 subhypogyna. Ovarium 1-loculare stylis duobus sepalis externis oppositis. Capsula lenticularis compressa, simplici stylorum numero in valvas. dehiscens, 2-sperma. Cotyledones semiteretes
accumbentes.
!) Hofrath Reichenbach war der einzige unter den Floristen, der sie als solche aufnahm. Fl. excurs, p. 795.
?) In keiner anderen Gattung habe ich so oft, als bei Malachium, Blümchen mit fünf Kelchabschnitten, eben so vielen Kronenblättern aber sechs Griffeln beobachtet. Das Stellungsverhältniss derselben so wie der Frucht- klappe zu den Sepalen ist dann bis zum Unkenntlichen verändert, und nur selten geschieht das Aufklappen der Kapsel regelmässig in sechs zweizähnige Valveln; meistens bleibt die sechste schmäler als die anderen und an der Spitze ungetheilt.
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52 FENZL, ÜBER ACANTHOPWYLLUM UND ALSINEEN.
Character naturalis:
Androeceum: Calyx 4-partitus, exsucco-glumaceus, anthesi peracta e duobus lateribus compressus, sepalis inaequilongis, externis brevioribus, acuminatis.
Corolla /+ -petala minuta, petalis integris vel inaequali bidentatis linearibus, calyce breviori- bus. Stamina 4, imo alyci anulo hubhypogyro membranaceo obloseto inserta. Filamenta seti- formia. Antherae subglobosae exiguae, versatiles. 2
Gynaeceum. Ovarium 1 -loculare oligospermwum subeompresso-globosum, e carpophyllis duobus conflatum, in stylos totidem brevissimos, intus penicillato - stigmatosos, sepalis externis oppositos desinentibus. Ovula 4, duobus abortu hebetatis minimis, fundo ovarii, columella certrali evanida, funiculis umbilicalibus brevissimis affıxa, et filis conducteriis 4 tenerrimis facie endocarpii ad ovula descendentibus, post foecundationem rumpentibus subspiraliter contortis, basi stylorum nexa.
Capsula membranacea, lenticularis compressa, 2-sperma, simplici stylorum numero ad an- gulos dehiscens, valvis obtusis margine subinflexis. — Semina oblonga, compressa, forma ferri equini, concentrice seriato-granulata, opaca. Embryo periphericus annularis; radicula recta hilum versa, cotyledonibus semiteretibus oblique et simpliciter accumbentibus aequilonga.
Vegetatio: Herbae annuae et perennes, habitu Junco buffonio luxurianti similes.
Caules paniculato-ramosi nudiusculi , ramis filiformibus. |
Folia subulata perangusta rigida.
Inflorescentia terminalis et ramorum , longitudine sensim decrescentium, plurimorum effor- mata, paniculam, floribus inferius laxius racemoso-fasciculatis, terminalibus in cymas dichotomas simplieissimas confertis, compositam refert. Pedicelli filiformes breves, semper erecti.
Eine ganz kleine aber ausgezeichnet natürliche Gattung, welche gegenwärtig bloss vier Arten zählt, wovon zwei — kaum mehr als blosse Varietäten einer und derselben Species —_ steinige, öde, von der Sonne verbrannte Gegenden und kahle Felsenpartien in Spanien, dem südlichen Frankreich, derSchweiz, Piemont und Taurien, die beiden andern von Olivier in Persien entdeckten, die ähnlich beschaffene Landstrecke zwischen Ispahan und Teheran bewohnen.
Sämmtliche Arten weichen im Habitus und Fruchtbaue von den übrigen Alsineen so auf- fallend ab, dass es schwer hält, ihre nächste und natürlichste Verwandtschaft mit einer dersel- ben anzugeben. Die Fruchtbildung bringt sie der Gattung Gou/feia näher als jeder andern, der Habitus erinnert hingegen mehr an einige Arten von Alsine, welche mit den Minuartien Linne’s ein Subgenus dieses Namens bilden müssen. Die merkwürdigste Erscheinung im Frucht- baue von Buffonia bleibt, nächst der in der ganzen Ordnung nur dieser Gattung eigenen Lin- senform der Kapsel, die Vierzahl der Leitungsfäden (Befruchtungs- , Pistillarstränge sonst noch genannt) bei zwei Griffeln, deren Herablaufen zu den Eierchen an den Wänden, statt in der Richtung der Achse des Ovariums, und das fast spiralförmige Aufrollen derselben nach vollen- deter Befruchtung; in welchem Zustande man sie losgerissen von der Spitze des Pericarpiums an der Aussenfläche der Samen am Hilus angedrückt findet, und gewöhnlich noch einen oder den andern Faden an der inneren Fläche einer Klappe klebend trifft. Erst bei vollständi- ger Samenreife und geschehener Aufklappung verschwinden sie bis auf die letzte Spur '). Aus-
1) Siche Erklärung der Tafel VI. Fig. 5.
FENZL, ÜBER ACANTHOPHYLLUM UND ALSINEEN. 53
serdem aboıtirt schon im jüngsten Zustande des Ovariums, jedem Carpellarblatte entsprechend, immer eines der zwei Eierchen, die man später als kleine staubähnliche dunkler gefärbte Körn- chen, zur Seite der beiden anderen zur Entwicklung gelangten Samenkörner in reifen Früchten sehr oft noch gewahrt. Das Vorkommen von vier Leitungsfäden bei einem Auftreten der Zwei- zahl in den Griffeln '), so wie deren excentrische Stellung scheint mir mit der Conformation der Carpellarblätter und dem Erlöschen der Formation des freien Samensäulchens, in welcher eine innerhalb des Ovariums sich fortsetzende Achsenbildung sich kund gibt, im engen Zusammen- hange zu stehen. Da nämlich der Fruchtknoten bei Buffonia aus zwei, an ihrem Rücken kan- tig zusammengedrückten, einander gegenüberstehenden Carpellar-Blättern gebildet wird, deren Ränder ohne eine Spur von Einwärtsschlagung mitsammen verwachsen, und die Bildung eines Mittelsäulchens, wegen des unmittelbaren Ueberganges der centralen Gefässbündel des Blüthen- stielchens an ihrer Spitze in die Nabelstränge der Eierchen, nicht zu Stande kommt, muss jede gemeinsame Berührung der ernährenden und befruchtenden Organe, zu welchen sich die innersten zelligen Ränder des Endocarpiums in jedem Carpophylle umbilden ?), im Centro des Ovariums aufhören. Die Leitungsfäden eines centralen Anheftungspunctes entbehrend, sind daher gezwungen, an der Innenfläche der Carpellar-Wandung zu verlaufen, und scheinen bei ihrer nicht ganz freien Lösung von dem übrigen Gewebe des Mesocarpiums, keine seitliche Verschmelzung mit dem Nachbarstrange, wiewohl beide sehr nahe neben einander verlaufen, einzugehen. Ich lege übrigens auf letzteren Umstand gar kein Gewicht, glaube auch, dass eine beiderseitige Verschmelzung sehr leicht beobachtet werden dürfte, besonders in dem Falle, wo es noch einem dritten Eichen gelänge, sich auszubilden. Ich vermuthe nämlich, dass die voll- kommnere Ernährung und Ausbildung des Ovulums vor der Befruchtung, an und für sich schon anregend auf die vollkommnere Entwicklung des, mit demselben in Berührung stehenden lei- tenden Zellgewebes wirke, und dass letzteres weniger lebenskräftig zur Zeit der Anthese in ihrer Verrichtung, bald für das einzelne Ovulum bald für eine ganze Reihe derselben sich er- weist, sobald in diesen der Vegetations - Prozess weniger als in den benachbarten belebt ist. Diess ist nun ganz besonders bei unserer Gattung der Fall, bei welcher nur ein Ei in jedem Carpophylle zur Ausbildung gelangt, und das andere, kaum gebildet, auch schon verkümmert. Ich glaube daher, dass das Freibleiben der nachbarlichen Leitungsfäden in diesem Falle bloss auf einer ungleichen organischen Ausbildung derselben beruht, und alsobald eine Verschmelzung zu einem auf jeder Seite der Carpellarwandung Statt finden würde, sobald alle vier Ovula zu- fällig zur Ausbildung gelangten.
Fast möchte es überflüssig scheinen, nach den vortrefflichen und erschöpfenden Untersu- chungen über den Bau der Placenta, der Leitungsfäden und der Stellung der Samen in den Früchten der Caryophyllaceen, wie wir sie den Herren St. Hilaire °) und Bartling ‘)
!) Bei allen Caryophyllaceen trifft man die von der Spitze des Samensäulchens in die Griffel sich fortsetzenden Leitungsfäden immer nur in gleicher Anzahl mit letzteren, ja selbst zu einem einzigen bisweilen (wirklich ?) verschmolzen.
?) Ich hoffe diese Behauptung im Laufe dieser Abhandlung rechtfertigen zu können.
3) St. Hilaire Memoire sur la placenta central libre etc.
*) Bartling Beiträge zur Botanik, Heft 2. p. 193. etc, Bau und Verwandtschaft der Alsineen.
54 FENZL, ÜBER ACANTHOPHYLLUM UND ALSINEEN.
verdanken, nur ein Wort mehr über dieses Thema zu verlieren. Gleichwohl wage ich es, das- selbe wieder aufzunehmen, doch nur in der Absicht, einige meiner Beobachtungen bekannt zu machen, die als erläuternde Nachträge zu manchen in den angeführten Abhandlungen berührten Puncten angesehen werden mögen. Ich werde mich desshalb auch nur auf die Wiederholung jener 'Thatsacheh beschränken, deren Anführung zur Erklärung des Ganzen unerlässlich ist, und verweise in jeder weiteren Beziehung auf die genannten unentbehrlichen Originalquellen '). Bekanntlich erscheint das Ovarium der Caryophylleen mit fünftheiligem Kelche aus zwei, drei oder fünf Carpophylien, nur in einzelnen Blümchen, an keiner Species aber charakteri- stisch, aus vier und noch seltener aus sechs gebildet, und von derselben Anzahl freier Griffel ge- krönt, deren Richtung dem Rücken des Carpellarblattes entspricht *). Bei jenen mit viertheili- gem Kelche ist die Normalzahl der Fruchtblätter, mithin auch der Griffel, zwei oder vier, höchst selten drei. Die seitlich verwachsenen eingeschlagenen Ränder derselben, bilden sich bald zu mehr oder minder vollkommenen Scheidewänden aus, bald verkümmern sie ganz, so dass kaum oft eine seichte, nach innen in eine sehr stumpfe Kante vorspringende Furche an der Basis des Germens oder der Kapsel die Stelle der Einwärtsschlagung andeutet. Die voll- kommen ausgebildeten berühren sich in der Achse des Ovariums nur so weit genau, als das Samensäulchen und die damit verknüpfte Eier-Produetion reicht; über dasselbe hinaus bis zur Spitze des Fruchtknotens ziehen sie sich mehr oder minder gegen die allgemeine Fruchthaut zurück, so dass in dem obersten Theile des Ovariums, die Verbindung zwischen den Griffeln und dem Samensäulchen lediglich durch die freistehenden Leitungsfäden vermittelt wird, wel- che aus einem homogenen, weissen, schwammigen, rundzelligen, sehr zarten Gewebe be- stehen, das nie eine Spur irgend eines Gefässes zeigt. Von gleicher Anzahl mit den Griffeln und unter sich frei oder nur in ganz wenigen Fällen in einen Faden zusammenklebend, entspre- chen sie genau der Richtung der wirklichen oder präsumtiven Scheidewände, und stehen so wie diese mit der der Griffel _ als der dem Carpellarrücken entsprechenden _ im Gegensatze. Führt man gleich über dem Grunde des Fruchtknotens einen Horizontalschnitt auf das Mittel- säulchen, so wird man im innersten, den Carpellarrücken gegenüberstehenden Winkel eines jeden _— wirklichen oder präsumtiven _ Loculus, eine doppelte scheinbar oft mehrfache Eier- reihe entspringen sehen, deren Nabelstränge ihre Gefässbündel aus mehreren centralen Bündeln beziehen, die unmittelbare Fortsetzungen der innersten Gefässstränge des Pedicellus sind, und auf lem Schnitte als eben so viele, strahlenförmig gegen die Eierchen hin gerichtete dunkler punctirte Streifen erscheinen , als Styli vorhanden sind. Jeder Reihe zur Seite verläuft, lose mit der etwas dlichteren und meist dunkler gefärbten Zellmasse des Mittelsäulchens verbunden, ein zarter, weisser, markiger Streifen, der an der Basis jedes Carpells seinen Ursprung aus dem innersten Rande des eingeschlagenen Carpellarblattes nimmt, oder vielmehr als eine sehr zarte markige Auf- lockerung des das Samensäulchen berührenden Mesocarpiums der Scheidewände erscheint , letz- teren bis an die Spitze des Mittelsäulchens folgt, und an dem Puncte, an welchem das Zurück- ziehen derselben Statt findet, mit seinem Nachbar an der andern Fläche desselben Dissepimentes
!) Vergleiche dazu Erklärung der Tafel VI. Fig. 6 _
2) Da bei längeren Griffel eine Neigung zur en contorta unverkennbar ist, so traue man ja nicht bei der Bestimmung ihrer Stellung zu den Sepalen der Richtung ihrer Spitzen, sondern schneide lieber die Styli dicht an ihrem Grunde ab; man kann dann erstere weit sicher er bestimmen, und verliert keine Zeit mit sich widersprechenden Untersuchungen.
FENZL, ÜBER ACANTHOPHYLLUM UND ALSINEEN. 55
zu einem Faden verschmilzt, der als Befruchtungsleiter sich in die Narben fortsetzt. Bei den
‘ Caryophyllaceen mit unvollkommnen oder fehlenden Scheidewänden findet dieses Verschmel- zen schon am Grunde des Mittelsäulchens Statt, und wird durch eine sehr seichte Furche ange- deutet, welche man zuweilen an dem untersten Theile eines solchen Leitungsfadens auf dem Horizontalschnitte nnter dem Microscope wahrnimmt. Jeder Leitungsfaden, als aus zwei Hälften bestehend, dient zur Befruchtung der genäherten Eierreihen zweier aneinanderstossenden Carpo-
.phylle, während die der Eierreihen desseiben Carpophylies begreiflicher Weise getrennt blei- ben, und sich erst an der Spitze des Fruchtknotens, da wo sie sich durchsetzen, seitlich be- rühren und zum entsprechenden Narbentheil in dem Griffel verschmelzen. Sie sind in der Bezie- hung mit den Randnerven eines Blattes zn vergleichen, die sich an der Spitze desselben mit den Mittelnerven zum Mucro vereinigen. Durch diese an dem Durchgangspuncte Statt findende Auflösung jedes Leitungsfadens in seine homonymen Hälften und deren Verschmelzung und Um- staltung zum Stigma, ist die entgegengesetzte Stellung der Griffel zu den ersteren natürlich erklärt. |
St. Hilaire und Bartling, insbesondere letzterer, halten Narbe und Griffel bei den Caryophyllaceen für ein und dasselbe Organ, nur mit dem Unterschiede, dass der Narben- theil die innere Fläche des letzteren einnimmt, wofür äusseres Ansehen und gegenseitige Ver- bindung in der That zu sprechen scheinen. Untersucht man aber die Griffel einiger der grösse- ren Sileneen, z. B. die von Lychnis vespertina , L. flos cuculi, dgrostema coronaria , Gi- thago, Silene pendula, chloraefolia etc. etwas genauer in verschiedenen Perioden ihres Lebens, am besten nahe zur Zeit der Fruchtreife und während derselben, wo nur mehr die die Spitze der Kapsel krönenden Reste derselben vorhanden sind, so wird man an der Innenseite dieser verhärteten Rudimente schon mit freiem Auge eine deutliche, zur Aufnahme der jetzt vertrock- neten Narbe bestimmte Furche gewahren, welche sich durch das Pericarpium in die Kapsel- höhle fortsetzt. Beim Aufspringen derselben spaltet sich dann jeder Griffelrest in zwei Hälften, die nicht selten noch einige Zeit an der Spitze zusammenhängen, und ihren Ursprung aus der Substanz des Carpellarblattes ausser allen Zweifel setzen. Bei jenen Arten hingegen, bei wel- chen der untere Theil ihrer Griffel nicht so bedeutend, wie bei den genannten verhärtet, da lässt sich freilich diese zusammengesetzte Organisation nicht so deutlich erkennen, da beide Theile nach geschehener Befruchtung zu vertrocknen anfangen, und selbst der letzte Rest bei dem Aufklappen der Kapsel abgeworfen wird.
Das Samensäulchen ist bei allen Caryophyllaceen als eine wahre, von jeder Verbindung mit den Carpellarrändern unabhängige, Eier tragende Verlängerung der Blüthenachse anzusehen, wie diess die Vertheilung ihrer Gefässbündel beweiset. Führt man nämlich durch das Säulchen auf den Blüthenboden und den Blumenstiel einen Vertikalschnitt, so gewahrt man gleich unter- halb des Ursprunges der Carpellarblätter eine dichte Masse Zellgewebes, die ein starker Kreis Gefässbündel umschliesst, welche nach oben zu sich zusammendrängen, und deren äusserste sich abbiegend in die Mittelschichte des Pericarpiums und der Scheidewände, wenn welche vorhan- den sind, fortsetzen und verzweigen, während die innersten, ohne den geringsten Zusammen- hang mit den ersteren zu zeigen, in der Achse des Ovariums sammt dem Theile der sie umge- benden Zellgewebs- Masse aufsteigen. Sie durchsetzen letztere, je nach der Anzahl der Car- pellarblätter, als 2__6 flache bandförmig zusammengedrückte Bündel ihrer ganzen Länge nach fä- cherförmig in der Art, dass die stärksten derselben im Centro zusammengerückt, die schwäche-
56 EENZL, ÜBER ACANTHOPHYLLUM UND ALSINEEN.
ren gegen die Peripherie hin gestellt erscheinen. Hier angelangt, löst sich jedes Bündelchen in 2__6 einfache Stränge auf, die mehr horizontal und meist etwas gewunden nebst einer Partie Zell- gewebe sich in die Nabelstränge umstalten, in deren Mitte sie sich bis zur Chalaza, die hier mit dem Hilus zusammenfällt, fortsetzen. Auf einen Horizontalschnitt erscheinen diese bandförmigen Ge- fässbündel (Placenten) als dunkelgefärbte Radien, die sich an der Spitze des Säulchens als unter- brochen -punctirte, näher an der Basis aber, der grösseren sie bildenden Gefäss- Menge we- gen, als ununterbroehene, an ihrem äusseren Ende zweigablige Streifen darstellen '). Ihre Richtung, und mithin auch die der Eierreihen, ist die gegen den Rücken der Carpophylle. Es findet daher weder eine Eierproduktion aus dem Blattrande, noch eine Gemmar- Placentation in den Achsen der Carpellarblätter im Sinne Agar dh’s, sondern lediglich eine höher potenzirte Ach- senfortsetzung Statt, deren quirlföormig gestellte Blättchen, zu Eierchen umgewandelt, in eine von eben so gestellten seitlich verwachsenen Deckblättern gebildete Höhle eingeschlossen sind.
Endlieher hat auf diese Art von Placentation schon früher in seiner Abhandlung über Ceratotheca ”) bei den Sesameen und Pedalineen aufmerksam gemacht, und die Meinung aus- gesprochen, dass es allerdings Fälle geben dürfte, wo man bald die eine bald die andere der drei Arten von Placentarbildung werde annehmen müssen. Es freut mich um so mehr, seiner Mei- nung beipflichten zu können, als gerade die Familie der Caryophylleen es ist, die sowohl in ihren einzelnen Gattungen und Arten, als auch durch ihre verwandtschaftlichen Verhältnisse zu den Paronychieen, Amarantaceen und Chenopodeen eine Menge Beispiele bietet, die ein allmäliges Zurücksinken des Eier tragenden freien Mittelsäulchens zur einfachen endständigen Eiknospe beweisen. Als solche Belege mögen die Gattungen Buffonia, Brachystema °) , das Sub- genus Schizotechium (Stellaria crispata Wallich — St. monosperma Hamilt.) und Queria unter den Alsinecn, die Gattungen Acanthophyliumund Drypis unter den Sileneen, die einsamigen schlauch- früchtigen Paronychieen, und das Heer der echten Chenopodeen __ der entfernten verwandten Po- Iygoneen kaum gelegentlich zu erwähnen __ angesehen werden. Wenn bei den Sesameen und Pe- dalineen der Griffel als Verlängerung des Säulchens zu betrachten ist *), und dessen Narben mit den Carpellarücken sich kreuzen, während gerade das Gegentheil bei den Caryophyllaceen Statt findet — indem hier die Griffelbildung den Carpellarblättern angehört und die Richtung beider dieselbe ist — so beweist dieses Factum nicht mehr, als dass dieser Art von Placentar- bildung im Allgemeinen keine bestimmten Bildungs- und Stellungsverhältnisse besagter Organe entsprechen. _ Was die Stellung der Eierchen bei den Caryophylieen unter sich betrifft, so wird diese durch die der Leitungsfäden bestimmt, welche wie gesagt die Stelle der Scheide- wände einnehmen, oder längst denselben am Säulchen verlaufen. Ihnen muss die Micropyle der Eierchen des Befruchtungs-Actes wegen zugekehrt, mithin das Würzelchen im reifen Samen, das bekanntlich derselben immer entspricht, den Wänden des eigenen Faches, und somit auch dem Würzelchen des entgegengesetzten Samenkornes im Nachbarfache zugewendet sein. Eine
en nn tn, pr
!) Diese von St. Hilaire schr gut beobachtete Bifurcation an der Stelle, wo sie in die Nabelsehnüre über- gehen, ist indessen nur optische Täuschung, welche darauf beruht, dass man, durch die Durchsichtigkeit des Zellgewebes der Nabelstränge irregeführt, den etwas tiefer liegenden Strang des daneben liegenden Eichens der zweizeiligen Reihe derselben, in gleicher Ebene mit dem obersten zu sehen glaubt.
?) Linnaea V. VII. p. 38.
3) Endl, Atakta p. 17. T. 16.
*) Endl. in Zinnaea V. VII. p. 36.
FENZL, ÜBER ACANTHOPHYLLUM UND ALSINEEN. 57
weitere Folge dieses Zuwendens derMicropylen von Eierreihen je zwei und zweier Placenten zu einem Leitungsstrange ist, dass, besonders bei längeren Nabelschnüren, die Ovula derselben Placenta unter sich entfernter, als zu jenen der benachbarten zur Rechten und Linken stehen. Dieses nachbarliche Zusammenrücken der Ovula ist am deutlichsten an den einfächerigen viel- samigen Früchten der grösseren Sileneen und Alsineen zu sehen, indem da die fehlenden
- Scheidewände dasselbe besonders auffallend machen. Bei cyelischen Embryonen divergi-
ren daher in den beiden Eierreihen einer und derselben Placenta deren Würzelchen, und convergiren deren Cotyledonar-Enden.
Die entgegengesetzte Stellung der Eierchen, ihrer Micropylen, mithin auch ihrer Badicular- Enden bei zwei Samenreihen in demselben Fache, also die convergirende, fand ich bei jenen Familien, bei welchen die Nabelstränge im innern Winkel des Faches ganz deutlich aus den Carpellarrändern und nicht aus einem freien, mit Gefässbündeln versehenen Mittelsäulchen entspringen, wie bei den Hermaniaceen, Malvaceen und Ledocarpeen '). Hier erscheint die im Centro der Fruchtachse aufsteigende verlängerte Marksäule des Blüthenstielchens, welche sich zwischen je zwei und zwei Eier tragenden Carpellarrändern im innersten Winkel eines jeden Faches, in Gestalt eines dünnen zelligen Streifens, dem beiderseits die Micropylen der Ovula zugekehrt sind, hindurchdrängt als leitende Zellmasse ”). An halbreifen Früchten von Aibiscus syriacus kann man sich am besten von der Bildung dieses ganz gefässiosen Mit- telsäulchens, so wie von dem Entspringen der Eierchen aus den Randnerven der eingeschla- genen Carpellarblätter überzeugen, besonders wenn man sie einige Zeit einer Maceration ın verdünnter Salpetersäure aussetzt, wodurch das Zellgewebe ganz entfärbt und von den dunkler erscheinenden Gefässen leicht abgetrennt werden kann. Mit geringer Mühe lassen sich alsdaun alle Carpellen von dem centralen Markkörper trennen, der nach der verschiedenen Anzahl der- selben eine drei-, vier- oder fünfkantige Säule vorstellt, deren Flächen dem anliegenden Kieı tragenden Rande der Scheidewände, und deren Kanten den Carpellarrücken der einzelnen Fäche: entsprechen. Die Scheidewände werden von der gefässlosen, zum pergamentartigen Endocar- pium sich umstaltenden Innenhaut der eingerollten Carpellar-Blätter und ihrer gegenseitig ver- schmolzenen gefässreichen Mittelschichten (Mesocarpium) gebildet, indem sich deren Aussen fläche an den Verwachsungs-Stellen nicht weiter nach innen fortsetzt, sondern als Epicarpium alle gleichförmig überzieht. Alle Gefässbündel der Dissepimente müssen daher, als zu zwet Carpophyllen zugleich gehörend, nothwendig doppelt sein und am innersten Rande derselben in unmittelbarer Verbindung mit dem markigen Mittelsäulchen stehen, weil die freiere Ausbrei tung der Zellgewebsmasse des Mesocarpiums gegen die Fruchtachse hin, durch die gegenseitige Näherung der beiden Endocarpiums - Ränder im inneren Winkel eines jeden Carpelles besonders begünstiget wird. Die Vertheilung der Gefässbündel in den Carpellarblättern ist ganz dieselbe, wie man sie an dem gamosepalen Kelche dieser Blumen trifft. Dem Mediannerven des Sepa lums entspricht der Rückennerve des Carpophylles, jedem der beiden schwachen Seitennerven des ersteren, der gedoppelte Gefässstrang in der Furche an der Einbiegungsstelle der zusam-
1) Meyen Reise um die Erde. Thl.I. p. 308.
?) Vergleicht man damit die ganz entgegengesetzte Placentarbildung der Caryophyllaceen, so wird man also- bald einsehen, wie sehr die gegenseitige Lage der Embryonartheile der Samen in demselben Carpelle Auf- schlüsse über die Art der Placentarbildung zu geben im Stande sein dürfte.
S
58 FENZL, ÜBER ACANTHOPHYLLUM UND ALSINEEN,
menstossenden Carpellarflächen und den beiden ziemlich starken Randnerven der Kelchzipfel, die gleichfalls doppelten mächtigen Gefässbündel am innersten Rande der Scheidewände, welche an ihrer Ursprungsstelle bandförmig verwachsen neben einander, nach oben zu aber etwas schief hintereinander, wahrscheinlich des vermehrten gegenseitigen Druckes wegen, stehen. Von jedem dieser zwei Gefässbündel löst sich nun ein feiner Strang um den anderen an seinem obe- ren Ende in verschiedener Höhe los, und trägt, gleichsam zur selbstständigen Achse entbun- den, gegen die Höhlung seines entsprechenden Carpelles gewendet, das Ovulum als seine Endknospe. Ich muss hierbei noch bemerken, dass die meisten der feineren, in der Mittel- schichte der Scheidewände verzweigten Gefässe, sich ebenfalls von diesen Eier gebährenden Randnerven der Carpellarblätter abzweigen, wodurch, wie ich glaube, auf das Bestimmteste die Existenz eines unabhängigen freien, Ovula tragenden Achsengebildes, so wie die Annahme einer Knospenbildung in der Achsel eines jeden Carpophylies, in dem gegenwärtigen Falle widerlegt wird. Minder deutlich als bei Zibiseus und allen Malvaceen mit mehrsamigen Frücht- chen erscheint diese Randplacentation bei den Gattungen mit einsamigen Carpellen. Abgesehen von der grösseren Feinheit der Eier tragenden Gefässe der Carpophyllen, stehen jene mit einer dichten Zellgewebsmasse des nach innen verdrängten Mesocarpiums umgeben, ziemlich entfernt von dem sehr stark eingerollten, und bis auf den Durchgangspunct des Nabel- und Leitungsstranges ganz verwachsenen Endocarpium nach Innen ab, und erscheinen nicht selten, besonders bei einigen Althaea-Arten, mit den benachbarten Bündeln verschmolzen und hie und da etwas unregelmässig gestellt. — Mich noch weiter über die sehr interessante Formation ihrer Carpellen, Griffel und Narbenbildung, so wie über die Art des Aufspringens dieser Ab- theilung der Malvaceen zu verbreiten, erlaubt mir der Zweck meiner Abhandlung nicht, und nur das Einzige sei mir noch in Bezug auf die Griffelbildung in dieser Ordnung im Allgemeinen zu bemerken erlaubt, dass ihre Styli zum grösseren Theile Fortsetzungen des markigen Mit- telsäulchens zu sein scheinen, und der Länge nach gespalten _ bei Hibiscus syriacus wenig- stens _— eine nach abwärts sich immer mehr verengernde schlauchförmige Höhlung zeigen, die ich mehrmalen mit dem Inhalte der Pollenkörner nach der Befruchtung ganz übersät fand.
Zum Schlusse dieser langen Digression, zu der mich der eigenthümliche Fruchtbau von Bu 70- nia verleitete, will ich es noch wagen, meine Ansicht über die verschiedenen Arten der Pla- centar-Bildung und die muthmassliche Entstehungsweise des Embryo im Pflanzeneie im Allge- meinen auszusprechen. Ferne sei es übrigens von mir, den Erfahrungen und Aussprüchen so gründlicher und genialer Forscher in diesem Zweige der Wissenschaft, wie Rob. Brown, De Candolle, Agardh, Nees und Anderer, durch die folgenden Bemerkungen nur im Geringsten nahe treten zu wollen, oder zu glauben, etwas Wesentliches zur näheren Kennt- niss dieses Gegenstandes dadurch beitragen zu können. Meine Absicht ist nur die, auf die Möglichkeit einer mehrfachen Bildungsweise desselben Pflanzenorganes bei verschiedenen Fami- lien aufmerksam zu machen.
Ich vermuthe, dass jeder Gefässstrang _ einfach oder zusammenge- setzt — der in die Bildung eines Carpophylles eingeht, oder als Ver- längerung der Blüthenachse innerhalb eines geschlossenen Carpellar- Kreises auftritt, nach Verschiedenheit des individuellen Pflanzenorga- nismus, für sich fähig sei, frei zu werden, undals ein, seiner erzeugen- den Achse analoges Organ, im Stande sei, an seiner Spitze eine Knospe
FENZL, ÜBER ACANTHOPHYLLUM UND ALSINEEN. 59
zu treiben, die sich zum Pflanzeneie ausbildet. Diess vorausgesetzt, können, je nachdem die Hauptgefässbündel der centralen Fortsetzung der Blüthenachse, oder der periphe- rischen in die Carpophyllen angehören, folgende Fälle Statt finden.
Erstens können die Gefässe einer Blüthenachse zur Bildung einer einzigen endständigen einfachen Knospe !) verwendet werden, deren äussere Blätter (Schuppen) sich zur Fruchthülle, deren innere hingegen unmittelbar sich zum Eie umbilden. Diess wäre die einfachste Placen- tationsweise ganz im Sinne Agardh’s, wie sie z. B. bei den Chenopodeen , Sclerantkeen, Polygoneen , vielen Paronychieen und anderen angetroffen wird.
Zweitens können die Centralgefässe der Knospe sich innerhalb der Fruchthülle frei fortsetzen und in einfache Stränge __ Achsen __ auflösen, welche an ihrer Spitze die Ei- knospe producieren, wie diess bei den Sesameen, Pedalineen, Primulaceen, Caryophyl- laceen und Portulaceen der Fall ist.
Drittens kann es geschehen, dass innerhalb des oder der zu einem Pistille vereinigten Carpellen sich keine freien Oentralgefässe fortsetzen, sondern von den, die Randnerven eines Carpelles bildenden Gefässsträngen einer oder mehrere frei werden und Ovula tragen ; wie bei den Zermaniaceen , Malvaceen , Rosaceen, Dryadeen, dmygdaleen und Leguminosen ().
Viertens können ausser den Gefässbündeln der Randnerven der Carpophyllen, noch der grösste Theil ihrer Seitennerven zur Eierbildung.verwendet werden, wie diess ganz unbe- zweifelt bei Papaver der Fall ist.
Fünftens dürfte bei einer Fruchtbildung, wie ich sie im vorhergehenden Falle andeu- tete, einzig nur der Rückennerve des Carpellarblattes sich in Eierstränge auflösen, dagegen weder Seiten- noch Randnerven Ovula tragen, sondern sich einfach im Mesocarpio verästeln. Diese eigenthümliche Art von Placentation scheint bei den Cuwcurbitaceen aufzutreten. Wenig- stens fand ich in dem unbefruchteten Ovarium von Cucumis sativa, nach vielmaligen und mit der ängstlichsten Genauigkeit angestellten Untersuchungen die Placenten immer auf diese Weise gebildet, und zweifle auch gar nicht, sie eben so ‚beschaffen bei den übrigen Gattungen zu treffen. Vielleicht ist es mir erlaubt, späterhin meine Untersuchungen über diesen Fall spe- cieller bekannt zu machen *). Ob es ausser diesen fünf Arten von Placentarbildung noch Fälle gibt, wo alle Gefässe eines Carpelles Theil an der Eierbildung nehmen, oder wo eine parietale und centrale zugleich in einer Frucht auftreten sollte, darüber habe ich noch keine Erfahrungen gesammelt, halte aber den letzteren Fall für weit weniger wahrscheinlich als den ersteren. Wenn es zulässig schiene, den Fruchtbau der Faaren mit dem der höher gestellten Gefäss-
1) Ich will in diesem und den folgenden Fällen einzig nur die das Pistill bildende HKnospe verstanden wissen, und abstrahire somit ganz von der Bildung der übrigen Blüthentheile.
2) Fast bin ich geneigt, dieselbe Placentarbildung bei den Orchideen zu vermuthen. Wäre es denn nicht mög- lich anzunehmen, dass das Ovarium derselben aus sechs Carpellarhlättern gebildet werde, wovon aber nur drei zur vollkommenen Entwicklung gelangen und Eier tragen, während die drei anderen bis auf ihren Mit- telnerven redueirt, zur Zeit der Fruchtreife sich als die drei bekannten Rippen, frei von den übrigen ablös- ten ? Bei der vorherrschenden Dreizahl aller Blüthentheile und ihrer sich darauf stützenden Stellungsverhält- nisse, muss ich glauben, dass die drei abortirenden Fruchtblätter zugleich die drei äusseren des sechsglied- rigen Carpellarkreises sind. _ Sollten die beiden knöchernen Ränder des Replums der Cruciferen nicht etwa auch eine ähnliche morphologische Deutung zulassen, wie die Fruchtrippen der Orchideen? Mein ver-
ehrter Freund Schott war so gütig, mich auf diese leicht mögliche Art von Fruchtbildung bei beiden Fami- lien aufmerksam zu machen,
= *
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pflanzungen zu vergleichen, so dürfte es gar nicht überraschen, jeden Hauptgefässbündel eines Carpophylies für sich oder in Verbindung mit den übrigen zur Eierproduktion verwendet zu treffen, indem Seiten-, Rand- und Mittelnerve des Faarenwedels an der Bildung der Sori verschiedentlich 'Theil nehmen; am wenigsten aber, wenn man geneigt sein wollte mit Agardh die Faarenkapsel (sporangium) für einen wirklichen Samen und die in derselben eingeschlosse- nen Sporulae für Embryonen anzusehen '). Ich zweifle übrigens sehr, dass diese Deutung der Faarenfrüchte die morphologisch richtige sei, indem ein Blick auf die meisterhafte Darstellung der Gattung /Vephrodium in Schott’s »genera filicum« jeden Zweifel über die wahre Samen- natur. der Sporulae beseitigen muss.
Was die Bildung des zweiten, meist integrirenden Theiles der Placenta (sensu latiori) — die Leitungs-, Befruchtungs-, Pistillarstränge *), Stylisci °), leitenden Fäden *), das zuführende Zellgewebe °) — betrifft, so ist es wohl erwiesen, dass dieses Organ aus einer reinen Zell- masse besteht, ob selbe aber für eine Fortsetzung der Fruchtachse oder des Carpophylies zu erklären sei, darüber scheint man noch nicht ganz im Klaren zu sein. Meinen Untersu- chungen zu Folge muss ich sie, je nach dem verschiedenen Ursprunge der Eierchen , bald für Fortsetzungen der einen, bald der andern Zellgewebsmasse erklären. In den Fällen Eins, Zwei und Vier schien mir die Bildung der Leitungsfäden dem Zellgewebe der Carpophylie, im Falle Drei unbezweifelt und in Fünf sehr wahrscheinlich der der Blüthenachse anzugehören; bei den Cucurbitaceen dürften die Leitungsstreifen sogar einem Verschmelzen des centralen Zeli- gewebes mit dem — allmählig gegen die Fruchtachse hin verdrängten __ des in Eierstränge aufge- lösten Carpellar-Rückennerven ihre Entstehung verdanken.
Es ist so ziemlich allgemeine Meinung, wohl selbst Ueberzeugung, dass das Pflanzenei, als eine in ihrer höchsten Metamorphose begriffene Knospe anzusehen sei, deren Basis durch die Chalaza und deren Spitze durch die Micropyle bestimmt wird. Die Chalaza mag aber nun in einen Punct mit dem Hilus zusammenfallen, oder von ihm entfernter liegen, und die Micropyle bald am gegenüberliegenden Ende, bald indessen Nähe, wie diess bei den verschiedenartigen Krümmungen der Eihäute so häufig der Fall ist, sich befinden, immer wird ihr das untere Eindtheil des Em- bryo — das Würzelchen _ zugekehrt sein und der Basis der Eiknospe, auf diese Weise, ent- gegengesetzt die des Embryo zu liegen kommen. Die Richtigkeit dieser 'Thatsache ist nicht zu läugnen, sie findet in jeder Untersuchung ihre Bestätigung, aber ein Problem anderer Art ist die Erklärung dieses, wie es scheint, nothwendigen Gegensatzes der sich in der Lage des Ra- dicula zum Grunde der Eihäute kund gibt. _ Agardh hält den Embryo für die Axillarknospe der Samenhaut, die ihm einen Blatt analog erscheint °). Wenn diess der Fall wäre, müsste ja die Radicula als unteres Endtheil der Embryonar-Knospe, wie überall, der Basis ihres Alar- Blattes, mithin der Chalaza und nicht der Micropyle, als der, dem Eindringen des Befruchtungs- stoffes geöffneten Spitze desselben zugewendet sein! — Bischoff erklärt hingegen den Keim für das letzte Erzeugniss der reproductiven Thätigkeit der Pflanze, für das innerste selbst wieder
!) Agardh, Organographie. Uebers. p. 203. sgg. ?2) De Gand., Organogr. II. p. 60. pro parte.
3) Agardh, Organogr, Uebers. p. 368.
*) St. Hilaire; l.c.
°) Tissu conducteur Brongn. Erzeugung des Embryo in Rob. Brown, vermischt, Schriften V. IV. p. 225. sg9. 6) Agardh, Organogr. p. 370. |
EENZL, ÜBER ACANTHOPHYLLUM UND ALSINEEN. (31
zur Knospe umgestaltete Blatt der Eiknospe, das sich allmählig von den übrigen lösend und gleich- sam für sich ihrer endlichen Ausbildung im Eie zueilend, die künftige Bestimmung, als neue Pflanze ihren Lebenslauf fortzusetzen anzeigt '). Im Ganzen pflichte ich dieser Erläuterung der HKimbryonar - Bildung lieber als der Agardh’schen bei, finde aber die umgekehrte Lage des letzteren zum Grunde der Eiknospe desshalb noch immer nicht erklärt. Wenn nicht die Schwie- rigkeit, das Entstehen und die weitere Ausbildung der einzelnen Theile im Eie zu beobachten so allgemein bekannt wären, und für sich nicht schon genügten, das Misslingen einer Erklärung derselben hinreichend zu entschuldigen, so würde es mir wahrlich nicht in den Sinn kommen, besonders nach so umfassenden und preiswürdigen Untersuchungen über diesen Punct, wie sie die Wissenschaft den Bemühungen eines Rob. Brown, Mirbel, Richard, Brongniart und Treviranus verdankt, nur im Entferntesten an einen Versuch zur Lösung dieses Problems zu denken. So aber möge er gewagt und zum Mindesten des Autors reiner Wunsch und Wille, der Wahrheit näher zu rücken, in dem Folgenden nicht verkannt werden.
Gleichwie im jugendlichsten Zustande einer Blattknospe die Anlage ihrer inneren Blatt- kreise kaum zu erkennen ist, eben so schwer hält es in der unbefruchteten Eiknospe die Schichten der zu Samenhäuten und Eikern sich umstaltenden Blattanlagen, bei ihrer zellig-flüssigen Beschaf- fenheit, zu bestimmen. Bei der einen wie bei der andern schreitet nur allmälig mit der Ent- wicklung der äusseren Blättchen auch die der innersten fort. In der Blattknospe folgt die Entwicklung aller Theile der Richtung des einzigen belebenden Im- pulses’ der zuströmenden Säfte, und die Cohäsion derMasse schreitet von derBasis desBlättchens nur allmälig gegen die noch immer zartereSpitze fort, während Licht und Wärme nebst den übrigen tellurischen Lebensele- menten, als schwächere@egensätze des innerenLeben, dieGestaltung der Form und Materie auf das Mannigfaltigste modificiren. Die Eiknospe hingegen bleibt durch die Fruchthülle von der unmittelbaren Binwir- kung dieser Elemente fast ganz abgeschlossen; dafür tritt aber dem lebendigen Impulse der ihr von unten auf zuströmenden Säfte, der fei- nere geistigere Ausfluss des mysteriösen Befruchtungsactes von oben her, durch ihre Spitze, mit überwiegender Kraft entgegen; und so wie in der Blattknospe die Bildung und Cohäsion der Masse der Richtung des zuströmenden, die Einwirkung der äusseren Elemente überwältigen- den Lebenssaftes folgte, so folgt auch hier die Morphose und die Mas- senbildung des innersten Blattkreises dem nach abwärts gerichteten mächtigeren Impulse der befruchtenden Materie mehr, als dem relativ schwächeren der ernährenden, Wie in der Blattknospe der erste Act des gesteigerten Lebens sich durch Verwachsung der gegenüberstehen- den fast noch formlosen Blattbasen bei den Dicotyledonen, und der Ränder des den Lebensknoten einfach umschliessenden Blattes, bei den Monocotyledonen kundgibt, eben so däucht es mir, führt das an der Spitze der Eiknospe höher geweckte Leben, eine Verdickung und Verschmelzung der obersten Puncte des, aus der plastischen noch ganz
!) Bischoff in seinem trefllichen Lehrbuche der Botanik V. I, p. 379.
62 FENZL, ÜBER ACANTHOPHYLLUM UND ALSINEEN.
tilüssigen Masse sich eben herausbildenden, innersten Blattes oder Blattpaares herbei. Hat dieser Bildungsprozes s an dieser Stelle ein- mal Statt gefunden, so schreitet er in der gegebenen Richtung weiter fort, und führt, gleichwie das Zusammenziehen der Blattbasis zum Inter- foliartheil in der Blattknospe die polare Entfaltung der Spitze zurBlatt- fläche bedingt, in der Eiknospe die allmählige Lösung und Entfaltung der Blattbasis zum Cotyledonar-Theil herbei. Auf diese Weise erkläre ich mir bis jetzt die Bildung und die nothwendig umgekehrte Lage des Embryo zur Basis der Eihäute. Wenn es sich um 'Thatsachen handelt, die die Bildung des Embryo auf gedachte Weise wahrscheinlich machen sollten, so können sich diese sowohl auf analoge Vorgänge in der Bil- dung und Entwicklungsweise morphologisch zunächst verwandter Organe stützen, als auch auf aussergewöhnliche Veränderungen desseiben Organes, die ihrer qualitativen Beschaffenheit nach bald für Erzeugnisse einer progressiven Metamorphose, bald für die einer regressiven (Ana- morphose) gelten, und ihre einfachste Erklärung in der zu beweisenden Theorie selbst finden müssen. Trüglicher, und ihrer überzeugenden Kraft nach Beweisen letzterer Art nachstehend, sind die der ersten Ordnung; immerhin aber des durch sie erweiterten Kreises der Anschauung und Vergleichung wegen nicht ganz zu verwerfen. So dürfte z. B. der angedeuteten Bildung des Würzelchens und des Cotyledonar -Theiles des Embryo analog, das Verhalten der Carpel- larblätter in der Fruchtknospe vieler Pflanzen zur Reifezeit zu stellen sein, bei welchen ihres stärkeren Zusammenhanges an der Spitze unter sich, oder mit einer Fortsetzung der Blüthen- achse wegen, die Trennung der Fruchtklappen, ja selbst der ganzen Carpellen, an ihrer Basis geschieht, wie diess bei den meisten Cruciferen, manchen Leguminosen, den Umbelliferen, Geraniaceen und anderen der Fall ist. Mehr aber als diese und ähnliche, auf die unter ge- wissen Umständen erfolgende freie Lösung der Blattbasis, gestützte Analogie, scheinen zu Gun- sten meiner 'Theorie gewisse Veränderungen des Pflanzeneies zu sprechen, die offenbar Folge einer prädominirenden Rückbildung desselben zur gewöhnlichen Blattknospe sind. Ich meine nämlich das oftmalige mehr oder minder vollkommen gelingende Lebendiggebähren neuer Pflänzchen innerhalb der Fruchthüllen, statt der Bierchen , und wohl selbst mit denselben zu gleicher Zeit, wobei die Beschaffenheit der Carpellarblätter schon jedes Mahl die Rückkehr zur gewöhnlichen Blattbildung beurkundet. In diesen Fällen scheint entweder gar keine Be- fruchtung, eine an sich unkräftige, oder zur vegetativen Lebenskraft des Eichens relativ zu schwache Statt zu finden, und die Ausbildung aller Theile der Eiknospe einzig nur dem Impulse der letzteren zu folgen. Sie bilden sich daher auch, nach Massgabe der, durch vielfache Bil- dungen fast erschöpften, noch übrigen Reproductions-Kraft zu einfachen blattartigen Organen aus, wozu ihre Organisation sie schon bestimmt. Aber selbst in dieser verkümmerten Knospe tritt zum Öfteren Mal noch das innerste Blättchen oder Paar mit einer grösseren Lebensfrische als die äusseren auf, und scheint, gefesselt an diese, von welchen sie sich loszureissen strebt, in dem letzten Aufflackern ihres ersterbenden Lebens uns einen bedeutsamen Wink über ihre
eigentliche höhere Bestimmung zu geben.
FENZL, ÜBER ACANTHOPHYLLUM UND ALSINEEN. 63
DoLorHRAGMA ')
(Cherleriae sp. Don Prodr. flor. Nepal p. 214. — Arenariae sp. Wallich Catal. herb. Ind.).
Character essentialis:
Calyx 5 -partitus. Corolla 5-petala, petalis integris. Stamina 10, subhypogyna. Ovarium oligospermum, oblosete triloculare, septis a columella retractis (e carpophyllis tribus conflatum) stylis sepalis externis oppositis. Capsula subglobosa- trigona, imperfecte 3-locularis, simplici stylorum numero in valvas dehiscens. |
Character naturalis.
Androecoeum: Calyx 5-partitus membranaceus, sepalis rotundatis ]. acuminatis.
Corolla 5-petala, petalis unguiculatis obovatis 1. linearibus -oblongis integris, calyce lon- gioribus, interdum coloratis.
Stamina 10, annulo subhypogyno inserta, subaequilonga, longioribus sepalis oppositis basi glandula bigibbosa nectarifera distincta suffultis; filamenta subulata tenuissima calycem sub- aequantia 1. longe superantia ; antherae ovales versatiles, biloculares, rima longitudinali latera- liter dehiscentes.
Gynaeceum: Ovarium ovoideo-sphaericum trigonum, e carpophyllis 3, marginibus in- flexis in dissepimenta spuria concretis, conflatum, in stylos totidem teretes breves intus stigma- tosos, sepalis externis oppositos desinens. Ovula plura columellae centrali parvae per podos- permia brevissima affıxa.
Capsula calyce inclusa globulosa - trigona, semitrilocularis, septis membranaceis a colu- mella retractis, simplici stylorum numero in valvas dehiscens. Semiva pauca .... .
Vegetatio.
Herbae perennes depressae caespitosae rigidae. Folia persistentia, densissime conferta sexfariam stellatim expansa 1. deflexa, late subulata pungentia nitida. Cauliculi florigeri breves, terminales et axillares, inflorescentia simplicissima ad florem centralem reducta; pedicelli bre- vissimi, bractearum pari inclusi.
1. D. globiflorum. Caespite pulvinari densissimo echinato; foliis ovato-lanceolatis et lanceolato - linearibus rigidis mucronatis pungentibus, margine scabris basi ciliolatis, confertis- simis sexfariam imbricatis, patentissimis ; sepalis cuneato - rotundatis latissimis, margine late sca- riosis subtilissime eroso denticulatis; petalis obovatis-oblongis latis, calycem parum excedenti- bus, roseis; filamentis sepalis subaequilongis, purpureis. Z’ab. /II. Fig. 1.
Cherleria grandiflora Don. prodr. /l. Nepal. p. 214.
Arenaria globiflora Wallich. Catal. No. 639.
Radix longissima lignosa fusca. Caules numerosissimi pollicares et breviores in caespitem pulvinarem echinatum densissimum conferti, foliis persistentibus ocultati; florigeri distineti terminales erecti unciales et breviores, internodiis distinctis foliorum paria 2__4 vix subaequan-
tibus, molliter puberulis. Folia surculina 4__6 fariam imbricata, opposita, in vaginulam brevem
N ‚ RN Nie, RR ) Nomen e graeco drAec, dolus et yps7pa, dissepimentum, quasi dissepimentum decipiens, d«lası:m
64 FENZL, ÜBER ACANTHOPHYLLUM UND ALSINEEN,.
connata, patentissima, ovato -lanceolata, vel lanceolato -linearia mucronata pungentia, 2 _—. 5‘ j longa, subtus carinata, facie concaviuscula nitida, nervo valido marginata ibique scabriuscula, basi ciliolata; caulina late elliptica in mucronem pungentem acuminata, pubescentia ciliata, ul-
timi paris in bracteas conversa conchata saepiusque subcolorata, margine scarioso denticulato, den-
ticulo apicali rigidulo producto. Flos solitarius, terminalis breviter pedicellatus grandiusculus,
globosus. Calyx 5-partitus, quasi inflatus, sepalis latissime cuneato -rotundatis, medio eleganter
reticulato - venosis ecarinatis puberulis, margine scarioso subtilissime eroso - denticulato. Corolla
rosea calycem parum excedens; petala cochleata late obovato-oblonga, rarius ovata integra, apice
interdum retusa, ungue intensius colorato. Stamina 10 subaequilonga, calycem fere aequantia,
incurva, annulo subhypogyno inserta; longiora basi glanduloso incrassata gibbis duobus nectari-
feris postieis distinctis; filamenta subulata purpurea incurva glabra; antherae ovales flavae bilo-
eulares. Ovarium sphaericum, e carpophyllis tribus, in stylos breves terctes subelavatos intus
subtilissime punctato - stigmatosos desinentibus, conflatum, imperfecte triloculare, dissepi-
mentis tenuissime membranaceis ab axi retractis. Ovula plura columellae centrali brevi per
podospermia minima affıxa. Capsula matura non visa; maturescens ovoideo-globulosa, distinc-
tissime trigona 3-sulca, apice cartilagineo simplici stylorum numero in valvas dehiscens,
valvis medio septiferis. Semina in quovis loculo duo, teste Don. 7. sp. Wallichiana in
herb. Benth. et Kunth.
Hab. in Nepalia, Gossain-Than. (Wallich.) 4.
2. D. juniperinum. Cauliculis ramosissimis 2 — 4 pollicaribus fragilibus dense folio- sis, in caespitem magnum complicatis; foliis confertissimis 6-fariis, vaginis imbricatis, la- minis late lanceolatis subulatis acuminatis rigidis, deflexis, glaberrimis; floribus axillaribus et terminalibus solitariis minutis, foliis brevius pedicellatis; sepalis ovatis acutis 1. obtusis glabris; petalis linearibus oblongis, calyce 2-plo longioribus; staminibus petala superantibus. Tab. VII. Fig. II. ;
Cherleria juniperina Don Prodr. fl. Nepal. p. 214.
Arenaria densissima Wallich Catal. Vo. 640.
Radix longa lignescens. Caules ramosissimi procumbentes 2 —% pollicares in caespitem magnum densum complicati, foliorum vaginis penitus inclusi, rigiduli fragiles. Folia confertis- sima persistentia, 6-fariam disposita, in vaginas arcte imbricatas connata, fere omnia emarcida fuscescentia, suma viridia, glaberrima nitida, laminis vaginas 2__3-plo superantibus 2 3 linea- ribus, arcuato-reflexis apice incurvatis, omnibus "/, — 1! latis, lanceolato-subulatis acuminatis rigidis pungentibus, subtus carinatis, facie concaviusculis, nervis marginalibus elevatis firmis- simis. Flores solitarii minuti, magnitudine Saginae procumbentis, cauliculis exiguis terminalibus et axillaribus in vaginis foliorum reconditis, duobus foliolorum paribus munitis, ıpedicello min- nimo suffulti, insidentes. Bracteolae ellipticae concavae mucronatae. Calyx 5 -partitus per anthesim patulus, sepalis ovatis acutis, hine inde obtusis, carinatis, laevibus, 1’ vix longioribus. Petala 5 linearia- oblonga, apice integerrima, calyce duplo longiora, alba. Stamina 10 ‚annulo subbypogyno inserta, calycem subtriplo superantia , filamentis capillaceis, longioribus sepalis oppositis basi in glandulam conicam, gibbis lateralibus duobus nectariferis instructam , incras- satis. Antherae minimae ovoideae atrae (»Don«). Ovarium minimum forma et structura prae- cedentis. U. spec. Wallich. floridum in herb. Benth.
Hab. in Nepalia, Gossain-Than. (MWallich.) 4.
FFNZL, ÜBER ACANTHOPHYLLUM UND ALSINEEN. 65
Die Zahl aller bekannten Dolophragmen beschränkt sich gegenwärtig bloss auf die beiden eben genannten Arten; wahrscheinlich aber werden sich später noch einige Zwischenglieder zu diesen beiden, in Gestalt, Grösse ihrer Blüthentheile und Habitus verschiedenen Species, auf den Hochgebirgen Nepals und Inner-Asiens finden. Ich bin diess zu glauben um so mehr ge- neigt, als diese Gegenden ziemlich reich an Alsineen zu sein scheinen, und in dieser Familie, so wie in der ganzen Classe der Caryophrllinen, ein charakteristisches, für den Monogra- phen aber wahrhaft peinliches Ineinanderlaufen der Formen in allen stationären Puncten Statt findet.
Dolophragma bildet das schönste Mittelglied zwischen den Gattungen Alsine, Honcke- nya, Merkia und Arenaria. Am natürlichsten steht sie zwischen Alsine und Arenaria dem Habitus und der Blattstruktur nach, im Fruchtbaue nähert sie sich am meisten der Gattung Merkia, die gleichfalls eine kugelige unvollkommen mehrfächerige Kapsel besitzt, und Zon- ckenya durch die Kapselform, der Art des Aufklappens, der ausgesprochenen drüsigen Be- schaffenheit des perigynischen Ringes und der geringen Samenzahl. In Betreff der Blattform und Rasenbildung lässt sich D. globiflorum ganz gut mit Alsine Arduini (Aren. Arduini Vis. — A. clandestina Portenschl.), und 4#. tetragyna (Aren. H. B. Kunth) so wie mit Arenaria grandiflora L. A. lycopodioides und 4. decussata H. B. Kunth vergleichen.
Erklärung der Abbildungen.
Tab. V. Acanthophyllum mucronatum.
Fig. 1. Ein Blüthenköpfchen etwas vergrössert.
Fig. 2. Achselständiges Blümchen mit sechs Deckblättehen am Grunde des Kelches.
Fig. 3. Kelch um das Doppelte vergrössert.
Fig. 4. Ausgebreiteter Kelch sammt halbreifer Kapsel, um die Aestivation der ungleichlangen Kelch- zähne, und die hypogyne Insertion der abgesehnittenen Staubfäden am kurzen Anthophoro deutlicher zu sehen.
Fig. 5. Blumenblatt.
Fig. 6. Ein Theil des Staubfadenkreises.
Fig. 7. Ovarium, dessen untere Hälfte zusammengeschrumpft, die obere dagegen halbkugelig ausge- bildet erscheint.
Fig. 8. Halbreife Kapsel zur Hälfte getheilt, um die vier Samen zu schen.
Fig. 9. Narbentheil mit Pollenkügelchen bedeckt.
Fig. 10. Die Samen ausgebreitet mit ihren kurzen Nabelsträngen.
Fig. 11. Querschnitt eines halbreifen Samens.
Fig. 12. Eierchen.
Fig. 13. Embryo.
Fig. 14. Querschnitt der Cotyledonen.
Fig. 15. Diagram eines achselständigen Blümchens; a. Pedicellus des Central - Blümchens ; 5. Deck- blatt; e. die sechs Deckblättchen am Grunde des von ihnen eingeschlossenen Kelches; d. gamosepaler Kelch; e. Blumenblätter; f. Staubfadenkreis; 9. Ovarium sammt der Lage der Eierchen und der den Car- pellarrücken entsprechenden Richtung der Styli.
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Tab. VI.
Fig. 1. 2. Linsenförmig zusammengedrückte, halbreife Kapsel von Bujfonia tenuifolia, etwas ver- grössert.
Fig. 3. Ovarium derselben Pflanze im jugendlichsten Zustande, die Fruchthülle zur Hälfte wegge- nommen, um den Verlauf der doppelten Leitungsfäden aa. an der äusseren Fläche der beiden Eierchen 52. und deren gegenseitige Stellung zu sehen; ce. der kurze dicke Nabelstrang; d. Micropyle des länglichen Ovulums, dem Grunde der verschmolzenen Leitungsfäden zugekehrt; e. Vereinigungsstelle der beiden Paare am Durchgangspunete an der Spitze der Fruchtblätter zum Narbentheil.
Fig. 4. Verticalschnitt auf beide Flächen des jugendlichen Ovariums in der Richtung des kleinsten Durchmessers. Die Eierchen sind entfernt, und man sieht nebst den, an den Carpellarwänden sich in die Narben fortsetzenden Paaren von Leitungsfäden aa., die Nabelstränge dd. der beiden sich entwickelnden Kierchen, und neben denselben die Rudimente der beiden andern verkümmerten dd.; die Richtung der Narben ee. entspricht dem Rücken der beiden Carpellarblätter.
Fig. 5. Reife geöffnete Kapsel; an der Wand der beiden auseinandergezerrten Klappen sieht man die fast spiralförmig verschrumpfenden Leitungsfäden kleben,
FENZL, ÜBER ACANTHOPHYLLUM UND ALSINEEN. 67
Fig. 5. Dreifächeriger Fruchtknoten von Silene pendula zur Zeit der Befruchtung. Ein Fach er- scheint durch einen von der Spitze des Germens auf dessen Basis geführten Schnitt geöffnet, und man sicht den, dem Rücken des weggenommenen Carpellarblattes im inneren Winkel des Faches entsprechenden Pla- eentartheil des Mittelsäulchens mit den Nabelsträngen, von welchen die Ovula entfernt wurden; ferner die den Eierchen zur Seite liegenden Leitungsfäden desselben Carpelles aa., welche an dem Puncte, wo die Scheidewände 52. sich zurückziehen, und mit jenen des Nachbarfaches in einen Faden verschmelzen, der am Durchgangspuncte an der Kapselspitze mit den beiden andern sich vereinigt, wobei die, jedem Carpophylie entsprechenden homonymen Hälften zum Narbentheil zusammenfliessen, der sich in einer Furche des Stylus nun weiter aufwärts fortsetzt.
Fig. 6. Horizontaler Durchschnitt dieses Fruchtknotens; a. Mittelsäulchen mit den drei strahlenarti- gen, das sie umgebende Zellgewebe durchsetzenden Gefässbündeln d, die an ihrem Ende scheinbar gablicht getheilt sich in die Nabelstränge ce fortsetzen; d’d Leitungsfäden aus dem innersten Rande des Mesocarpiums der Scheidewände gebildet; d’@' und dd homonyme Hälften derselben in jedem Fache, zwi- schen welchen die doppelten Eierchen sich durchdrängen; e. KEierchen; f. Micropyle derselben mit dem an die Leitungsfäden angedrückten Befruchtungswärzchen; g. Gefässbündel des Mesocarpiums.
Fig. 7. Horizontaler Durchschnitt eines einfächerigen Ovariums von Alsine laricifolia; a. Getässbün- del des Mittelsäulchens, die sich in die Nabelstränge auflösen; d. Leitungsfäden den genäherten Eierchen je zweier Carpophyllen entsprechend; cc. Eierchen desselben Carpelles; die Cotyledonar-Enden derselben convergiren, während die Micropylen divergiren. -
Fig. 8. Vertiealer Schnitt auf die Columella einer fast reifen Kapsel von Lychnis dioica. Die Gefässe derselben, welche sich in Nabelstränge auflösen, sind unmittelbare Fortsetzungen der innersten Gefäss- bündel des Blumenstielchens; a. Gefässbündel, die sich in das Mesocarpium, die Staubfäden, Blumen- und Kelchblätter fortsetzen, aber keine Verbindung mit den centralen eingehen.
Fig. 9. Verticaler Durchschnitt einer fünffächrigen Kapsel von Hibiscus syriacus; aa. kantige Fort- setzung des leitenden Marksäulchens; 55. dazwischenliegende Furche desselben zur Aufnahme des inner- sten Eier tragenden Randes der Scheidewände; c. Samen; d. Scheidewände mit netzförmiger Verzweigung ihrer Gefässbündel; ee. Gefässbündel, welche sich peripherisch in das Mesocarpium der Carpophylien und ihrer eingeschlagenen Ränder (Dissepimente) fortsetzen und Eier tragen; f. Markmasse des Pedun- culus, die sich als Mittelsäulchen und Leitungsgewebe zugleich bis an die Spitze der Kapsel und die Styli fortsetzt.
Fig. 10. Horizontaler Durchschnitt eines unbefruchteten Ovariums derselben Pflanze; aa. Scheide- wände; das Mesophyllum derselben erscheint noch sehr schwammig, und mehrere Zellen in der Mitte 62. sind mit einer gallertartigen farbelosen Substanz angefüllt, die später ganz aufgesogen, vielleicht auch zur Ernährung der Eierchen verwendet wird, und eine Verdünnung der Wände bei ganzer Fruchtreife an dieser Stelle zur Folge hat; cc. Eierchen eines Carophylies aus dem innersten eingeschlagenen Rande desselben entspringend, und mit ihren convergirenden Micropylen der, zwischen sie sich durchdrängenden, kantigen Fortsetzung des leitenden Marksäulchens d. zugewendet; ee. Gefässbündel des Mesocarpiums.
Fig. 11. Verticaler Durchschnitt einer halbreifen Frucht von Malva rotundıfolia; aa. Carpellen an ihrem inneren Winkel in eine halbmondförmige dünne Scheidewand 2. seitlich verwachsen. Bei voller Frucht- reife lösen sich die Carpellen im Umkreise dieser Scheidewände ab, und letztere bleiben mit dem saft- losen, meist etwas hohlen Mittelkörper und dem unteren verhärteten Griffelreste e. stehen. dd, Sehr zarte schwammige, leitende Zellmasse, eine Fortsetzung der Marksubstanz des Blumenstielehens, die unter- halb des Nabelstranges sich durch das, nach Innen gedrängte, dichtere Zellgewebe des Mesophyliums e. der dünnen Scheidewände,, in den Carpellarraum zur abwärts gekehrten Mieropyle f. des Eierchens drängt; 99. Gefässbündel des Carpellarrückens; %. Gefässbündel der eingeschlagenen Carpellarflächen und der Scheidewände, den Seitennerven des Blattes entsprechend; ö. die mit der dichteren verdrängten Zellmasse des Mesocarpiums stark nach Innen gerückten Randnerven der Carpophylien, aus welchen ein sehr kurzes Gefäss zum Nabelstrange %. sich umstaltet und in der Höhlung des Carpells das Ovulum trägt; nach oben vereinigt sich die Fortsetzung dieses Bündels mit dem des Rückennervens und endet in den ersteren Thei- len des Stylus.
68 FENZL, ÜBER ACANTHOPHYLLUM UND ALSINEEN.
Fig. 12. Horizontaler Durchschnitt dieser Frucht, etwas unter der Mitte derselben ; aa, Scheide- wände; dd. Gefässbündel des Rücken- und der Seitennerven der Carpellen; cc. nach Innen gedrängte von dichter Zellmasse d. umgebene gedoppelte Gefässbündel der Randnerven je zwei und zwei zusammenge- wachsener eingeschlagener Carpophyllarränder; e. leitendes centrales Gewebe, dass sich strahlenförmig in die Carpellarhöhlen fortgesetzt. _ Alles bedeutend vergrössert.
Tab. VU.
Fig. I. Dolophragma globiflorum.
Fig. 1. Blüthenstengel von D. glodiflorum mit geöffnetem Kelche von rückwärts.
Fig. 2. Geöffnete Blume.
Fig. 3. Kelchblüthen von rückwärts.
Fig. 4. Dasselbe von Innen.
Fig. 5. 6. Blumenblätter.
Fig. 7. Kürzerer Staubfaden von Innen.
Fig. 8. Längerer Staubfaden mit der Honigdrüse und den Anhaltspuncten der Blumenblätter von rückwärts.
Fig. 9. 10. Fruchtknoten von der Seite und von oben geschen.
Fig. 11. Unreife geöffnete Kapsel.
Fig. 12. Oberstes Deckblättchen.
Fig. 13. Ein unteres.
Fig. 14. Diagram der Blume.
Fig. II. Dolophragma juniperinum. Fig. 1. Blühendes Stengelchen. Fig. 2. Blume zur Hälfte getheilt um die Insertion der Blüthentheile zu sehen. Fig. 3. Blumenblatt mit zwei längeren und einen abgeschnittenen kürzeren Staubgefäss von Innen. Fig. 4. Ein längeres Staubgefäss mit der Nektardrüse von rückwärts.
SCAPHIRHYNCHUS
EINE
NEUE FISCHGATTUNG AUS DER ORDNUNG DER CHONDROPTERYGIER MIT FREIEN KIEMEN
BESCHRIEBEN
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JACOB HECKEL.
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Bi genauer Untersuchung der verschiedenen Arten von Zcipenser zum Behufe einer Mono- graphie dieser Fischgattung, die ich in Gemeinschaft mit Herrn Leopold Fitzinger bear- beitet habe, und die nächstens in diesen Blättern mitgetheilt wird, fand ich mich veranlasst, einen sehr merkwürdigen, bei dem ersten Anblicke für einen ‚Stör zu haltenden Fisch, von diesen zu trennen, und als eigene Gattung aufzustellen, welche der schaufelförmigen Form ihres Kopfes wegen, zwischen Acipenser und Platyrostra Lesueur *) einzuschalten wäre.
Drei vollkommen mit einander übereinstimmende Exemplare dieses merkwürdigen Fisches, welche das k. k. Museum, in Weingeist aufbewahret, besitzet, bothen mir hinreichende Gelegen- heit ihn genau zu untersuchen und zu vergleichen. Der Mangel an Spritzlöchern, die keiner bis jetzt bekannten Acipenser - Species fehlen; sein hinter den Flossen flachgedrückter, wie bei Loricaria beschuppter Körper, und das von keiner Flosse umgebene nackte Schwanzende, sind, wie ich glaube, hinreichende Merkmahle, wodurch sich unser Fisch von der Gattung Acipenser Cuvier unterscheidet, und ich nehme daher keinen Anstand, ihn als ein den Acipensern zunächst verwandtes, aber ganz verschiedenes Genus zu betrachten, welches ich Scaphirhynchus, Schaufelnase (als Uebersetzung des Namens, den er bei den Anwohnern des Ohio und Mississippi führet) genannt habe.
‚Durch den flachgedrückten, auf ähnliche Art wie bei Zoricarien beschuppten Hintertheil des Körpers, bildet der Scaphirhynchus ein interessantes Verbindungsglied zwischen AJeipen- ser und den Siluroiden, welche bisher im Systeme ziemlich weit von einander stehen.
SCAPHIRUYNcHUS, Schaufelnase.
Spiracula (foramina temporum) nulla. Corpus fusiforme; caput supra scutatum, rostro por- recto, ore infero, edentulo. Cirrhi anteriores quatuor penduli. _ Corpus usque ad pinnas seriebus quinque scutorum pentagonum,, pone pinnas depressum undique squamatum; spina dorsalis apice filiformis, nuda.
Keine Spritzlöcher; der Körper spindelförmig; «er Kopf von oben gepanzert, mit vorra- gender Schnauze; der Mund zahnlos, unter der Schnauze, vor ihm vier Bartfaden herabhan-
*) Platyrostra, Lesueur Journ. Ac. Nat. Sc. Philadelphia Vol. 1. pag. 229. Planirostra edentula Rafinesque Ichthyologia ohiensis. Lexington. 1820. pag. 883.
Das k.k. Museum besitzet von dieser Fisch -Species ein etwas schadhattes Exemplar aus dem Ohio, Dieser Fisch scheint dem, nach Rajın. Il. c., weniger seltenen Polyodon folium L acepede sehr ähnlich zu sein, unterscheidet sich aber hinreichend durch seine zahnlosen Kinnladen, den gegen das Ende breiteren, dann stark abgerundeten, gleichfalls flachen Fortsatz seiner Schnauze, dessen Zwischenräume mit netzför- migen Maschen, jede aus sechs concentrischen Fäden bestehend, ausgefüllt sind, und durch die Stellung der Flossen, Ich hoffe, durch die genaue Beschreibung und Abbildung dieses merkwürdigen Fisches nächstens einen ferneren Beitrag zur Kenntniss der Bewohner des noch wenig erforschten Elementes, im Fortgange dieser Bläter mittheilen zu können.
72 HECKEL: SCAPHIRHYNCHUS, EINE NEUE FISCHGATTUNG.
gend; der Leib bis zu den Flossen durch fünf Längereihen von Knochenschildern fünfeckig, nach ihnen flachgedrückt und ganz beschuppt; die Wirbelsäule endet fadenförmig von keiner Flosse umgeben.
SCAPHIRHYNCHUS RaArınEsouvtıı, Rafinesques Schaufelnase.
Rostro ovato , depresso , palaeformi, labiis papillis octo ciliatis, cirrhis ori propioribus, ciliatis; pinna anali ano magis aproximata quam caudae.
Der Kopf mit einer niedergedrückten, ovalen, schaufelförmigen Schnauze; der Mund mit acht warzig gefransten Büscheln auf den Lippen, die Bartfaden dem Munde genähert und ge- (ranset, die Afterflosse dem After näher als dem Schwanze.
Ich benenne diese Art nach dem um die Ichtyologie hochverdienten Naturforscher Herrn Rafinesque, welcher sie in seiner Ichthyologia Ohiensis. Lexington , 1820. p. 80 zuerst unter den Namen Accipenser platorynchus , Esturgeon pelle beschrieben hat. Rafinesque macht in seiner Beschreibung jedoch auf den Mangel der Spritzlöcher gar nicht aufmerk- sam, sei es nun, dass er diesen ganz übersehen hat, oder wenig Gewicht darauf zu legen ge- neigt war.
Beschreibung. Der Kopf beträgt den vierten Theil der ganzen Körperlänge, ist breit, nach Vorn und den Seiten abgeflacht, mit vorgestreckter, breiter, durchsichtiger Schnauze, in Gestalt einer flachen, stumpfzugespizten Schaufel, deren sehr dünne aber weiche Ränder, von der Spitze nach Aussen gebogen, und weiter auseinander stehen, als die Breite des übrigen Körpers beträgt, dann sich wieder etwas nähernd, hinter den Augen bei der Anheftung des Kiemendeckels, in eine kurze, hervorstehende, scharfe Knochenspitze oder Hacken enden, welcher zuweilen noch mit einem Seitenzahne versehen ist. Von oben ist der Kopf dem der Störe ähnlich , mit sieben grösseren, langgestreckten, und vielen gegen die Schnauzenspitze zu kleiner werdenden, sehr fein concentrisch-gestrahlten Schildern dicht bedeckt; sie sind wenig rauh, und haben in der Mitte des Kopfes und der Schnauze nur sehr wenige Schleimöffnungen zwischen sich, diese Schleimöffnungen werden jedoch viel häufiger gegen den breiten flachen . Rand, zu beiden Seiten der Schnauze. Erstere sieben grössere, länglichte Kopfschilde lassen sich zwar eben so wie bei den Störer deuten, nur sind ihre Gränzen viel schwerer zu bestim- men, weil die Näthe, welche sie trennen, im frischen Zustande oder eben aus dem Spiritus ge- nommen, fast unkenntlich sind. Die zwei mitten dicht neben einander stehenden und grössten dieser Kopfschilder, den Scheitelbeinen (Ossa parietalia) entsprechend, umfassen mit ihren oberen Enden, das keilförmig bis gegen die Hälfte zwischen sie eindringende Hinterhaupt- Schild (Os occipitale), dessen erhabene Schneide mit dem ersten Rückenschilde eine fortlau- fende Linie bildet, nach aussen stossen dieselben oberen Enden an das obere Schulterblatt- Schild; die unteren Enden dieser Scheitelschilder aber dringen mit einem oder zwei kleinen Zwischenschildchen vor ihren Spitzen, zwischen die ganz flachen Stirnschilder (Ossa frontalia) ein. Die Mittelpuncte der Scheitelschilder, in welche sich ihre Strahlen concentrisch vereinen, sind wenig erhaben, meist mit einem kleinen, nach rückwärts gebogenen Hacken versehen, und stehen einander um die Hälfte jener Entfernung näher, welche sie von dem oberen Rande der Kiemenspalte trennt, sie lassen eine flache, wenig vertiefte Furche zwischen sich, die vor ihnen sogleich wieder verschwindet. Den Scheitelschildern zur Seite liegen die Schläfe-Schilder ( Ossa
HECHKEL : SCAPHIRHYNCHUS, EINE NEUE FISCHGATTUNG. 78
temporaria) mit ihren flachen Mittelpuncten in gleicher Reihe mit den vorigen gestellt, sie haben in ihrer Anfügung eine nackte Stelle mit Schleimöffnungen zwischen sich, ihr oberes Ende schliesset sich gleichfalls dicht an das obere Schulterblatt- und ihr unteres an das Hinter- augenrand-Schild und das Stirnschild an; die Centralpuncte dieser Schläfeschilder sind von jenen der Scheitelschilder 1'/, so weit entfernt, als die letzteren es von einander sind. Den Stirnschildern zur Seite, welche nach oben sich zwischen Scheitel- und Schläfeschilder ein- schieben, und nach unten mit den kleineren Schnauzenschildern in Verbindung stehen, liegen viele Schleimöffnungen , die sie von dem schmalen , knöchernen Oberaugenrande trennen; vor den Stirnschildern stehen also ihnen ähnliche, gestreckte und gestrahlte, allmählig kleiner wer- dende Schildchen, sie sind dicht in einander verschoben, und lösen sich endlich vor der wei- chen Schnauzenspitze, in einzelne, rauhe Erhabenheiten auf. Diesen gestreckten, dicht gefüg- ten Schildchen in der Mitte der Schnauze, folgen zu beiden Seiten derselben, gegen den brei- ten, dünnen Rand zu, andere allmählig in eine mehr runde Gestalt übergehende, etwas stern- formige Schildchen, welche in lockerer netzförmiger Verbindung stehend, die vielen Schleim- öffnungen zwischen sich haben, von welchen bereits die Rede war.
Die Schnauze ist von unten ganz flach, vollkommen glatt und weich, vor dem Munde halbmondförmig ausgeschnitten, wie bei den Stören durch eine Scheidewand der Länge nach getheilt, welche aber nur fühlbar ist, und nirgends hervortritt; diese ganze untere Fläche der Schnauze mit Ausnahme der Scheidewand, ist zwischen netzförmigem Gewebe, mit vie- len in Maschen stehenden Schleimöffnungen besetzt. Hinter dem bogenförmigen Ausschnitte der Schnauze, und zwischen ihren hackenförmigen Fortsätzen , liegt der vorschiebbare Mund, er ist mässig gross, seine Oefinung beträgt beinahe ein Drittheil der Entfernung seines oberen Randes zu der Schnauzenspitze, oder die Hälfte der Breite zwischen den beiden Hacken am hinteren Schnauzenrande. Der innere Mundrand bildet, ohne Ausbuchtung oder Schweifung, einen nach vorn convexen, flachen Bogen, und ist sehr bemerkenswerth und ausgezeichnet durch den ihn umgebenden, oben eingeschnittenen, unten ganz getrennten Lippenwulst, der gleich- sam wie zum Ansaugen geschaffen, durch acht warzige, am Rande gefranste, fleischige Lap- pen, ausgebuchtet ist, wovon zwei in den Mundwinkeln, vier an der Oberlippe und die zwei grössten an den in der Mitte nicht zusammenstossenden Enden der Unterlippe sitzen. Eben so ist der vorschiebbare Gaumen, nicht nur an seinem äusseren, die obere Kinnlade bildenden Rande warzig, sondern in seiner Wölbung noch mit sieben Reihen Warzen in der Quere besetzt, de- ren mittere am grössten sind, auch die untere Kinnlade ist warzig an ihrem Rande. Vier Bart- fäden in einer Reihe, und gleichweit aus einander stehend, hängen parallel vor dem Munde, im ersten Drittheile der Schnauze herab; die äusseren reichen zurückgelegt nicht ganz bis zum Munde, die mitteren sind wenig kürzer, alle etwas flach gedrückt und längs ihren Kanten bis zur Spitze, durch zwei Reihen kleiner Anhänge gefranset.
Die Augen stehen in senkrechter Linie mitten ober dem vorderen Mundrande, liegen ein wenig nach oben sehend, ziemlich hoch im Kopfe, von einer nackten Haut umgeben, die wenige Schleimöffnungen hat; sie sind klein, etwas länglicht, und fünf ihrer Länge - Durchmesser von einander entfernt.
Vor den Augen liegen auf jeder Seite zwei Nasenlöcher über einander, so wie diese, mit einer nackten, glatten Haut umgeben, das obere ist kleiner, oval, wagrecht mit dem Auge
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n4 HECKEL : SCAPHIRHYNCHUS, EINE NEUE FISCHGATTUNG.
in gleicher Höhe, das untere einer Spalte ähnlich und länger, hat 1'/, Durchmesser des Auges, und bildet in einer schief abwärts gerichteten Lage, mit dem oberen Nasenloch, einen spitzen Winkel gegen das Auge.
Die Höhle, in welcher die Kiemen liegen, und daher ihr Rand, an welchem der Kiemen- deckel angeheftet ist, ist viel länger und weniger hoch als bei den Stören ; die etwas rauhen Kiemendeckel, unter den Schläfen von keinem Spritzloche durchbohret, haben an ihrem freien, häutigen Rande, dem Schultergliede gegenüber, ein halbes nach aussen gestrahltes Knochenschild, dessen nicht erhöhter Mittelpunet an seinem nach dem Auge zugekehrten Rande steht. Die Kiemendeckel sind übrigens von unten wie bei Stören mit einer fleischigen Haut verbunden, welche auf dem Schlüsselbein angeheftet ist, und schliessen eben so wenig wie bei jenen, die Kiemenspalte vollkommen zu.
Das obere Schulterblatt bildet mit dem viel kleineren, dicht darauf folgenden unteren Schulterblatte, den oberen Rand der Kiemenöffnung, und gleichet den Kopfschildern an Grösse ; es schliesset sich nach aussen, nebst seiner schon erwähnten Verbindung mit den Scheitel- und Schläfeschildern, gleichfalls ganz dicht an das erste Rückenschild an, und Jässt nur zwischen sich selbst und dem Hinterhauptschilde, für Schleimöffnungen einen glatten Raum, von der Grösse des Auges; beide Schulterblattschilder sind concentrisch gestrahlet, das obere aber vegelmässiger als das untere, und aus beider nicht erhöhter Mitte, entspringt ein kleiner, nach rückwärts gerichteter, spitzer Hacken.
Das Schlüsselbein decken zwei grosse, neben einander liegende, glatte Schilder, sie sind nach vorn gegen die Kiemenöffnung beiderseits tief ausgeschnitten, und nach hinten jedes für sich eiförmig zugerundet; beide sind concentrisch fein gestrahlet, und ihre flachen Centralpuncte stehen halb so weit auseinander als die Augen.
Der Leib ist schlank, spindelförmig, und obgleich sein Durchmesser nach dem Schulter- gliede schon abnimmt, so bleiben doch Höhe und Breite, bis zu den Bauchflossen einander gleich; sein grösster Durchmesser übertrifft nur wenig den Raum zwischen den oberen Rändern der Kiemenspalten, welcher 13'/,mal in der ganzen Länge des Fisches enthalten ist; er erhält durch fünf Reihen starker Knochenschilder bis zu den Bauchflossen und der Rückenflosse eine fünfeckige Gestalt; nach diesen Flossen ist er flachgedrückt, gross beschuppt, mehr verdünnt und viel länger als bei Stören. Die Afteröffnung liegt mitten zwischen dem Schultergliede und dem Anfange der Schwanzflossen.
Fünfzehn bis sechzehn durch kleine Stacheln rauhe, starke, sattelähnliche Schilder bilden, dicht nach einander folgend, die Rücken-Firste; sie sind kaum gestrahlet , die ersteren breiter als lang, alle hinten an der Basis ausgeschnitten, längs ihrem Rücken mit einer schief aufstei- genden scharfen Schneide versehen, welche nach hinten in eine freistehende Spitze hackenähn- lich endet, das erste Rückenschild ist das grösste und flacheste, mit dem Hinterhaupts- und den beiden obern Schulter -Schildern dicht verbunden, seine Rückenschneide ist wenig hervortre- tend; das zweite ist das kürzeste, das sechste, siebente, achte, neunte, zehnte, eilfte, am höchsten, das letzte schmäler als die vorigen und am längsten, es decket mit seinem gespalte- nen Ende, das breite, die Rückenflosse schützende Schild, die niedere Schneide endet schon in seiner Hälfte zum Hacken.
Die Schilder der Seitenreihien, 41 bis 46 an der Zahl, sind einigermassen schief durch-
HECKEL: SCAPHIRHYNCHUS, EINE NEUE FISCHGATTUNG. 75
schnittenen Rauten ähnlich, und folgen in einer schiefen Lage dicht nach einander; sie sind ebenso wie die Rückenschilder, mit einer scharfen, in eine Spitze auslaufende Schneide gekielt, kaum gestrahlet, durch viele kleine Häckchen oder Dornen rauh, welche besonders an ihrem hinteren Rande wie Zähnchen hervortreten, das eilfte, zwölfte, dreizehnte sind die breitesten, so breit wie die darüberstehenden Rückenschilder ; unter der Rückenflosse geht ihre verscho- bene, kurze und breite Gestalt, allmählig in eine gleichförmigere, lange und schmale über, jedes Schild endet dann mit zwei Lappen, welche den Anfang des folgenden Schildes decken, und machen durch ihre scharfen erhabenen Kiele, den nach der Rückenflosse flachgedrück- ten Körper, zweischneidig.
Die Schilder der Bauchreihen von zehn bis zu dreizehn abwechselnd, sind jenen der Rücken- firste ganz